Welche Chart-Typen und Chart-Darstellung sind vorteilhaft
Die Charttechnik ist neben der Markttechnik die zweite Disziplin der technischen Marktanalyse. Mithilfe der Charttechnik versuchen Analysten, den vorherrschenden Trend eines Marktes zu bestimmen und nähere Erkenntnisse über seine Verfassung zu gewinnen. Darüber hinaus wird im Rahmen der Charttechnik versucht, durch das Erkennen bestimmter Muster im Kursverlauf wertvolle Rückschlüsse über die weitere Marktentwicklung zu ziehen.
- Die Charttechnik untersucht Trends auf ihre Richtung und innere Verfassung
- Fast jeder Forex Broker bietet kostenlose Charting-Tools
Forex Broker bieten zumeist eine gute bis sehr gute Charting-Applikation. Diese kann bei den Handelsentscheidungen allerdings nur dann unterstützen, wenn sie richtig angewandt wird. In der Regel bietet jede Charting-Software eine Vielzahl unterschiedlicher Chartdarstellungen, Zeichenwerkzeuge und andere nützliche Tools.
Liniencharts enthalten nur sehr wenige Informationen
Der Kursverlauf eines Marktes kann auf unterschiedliche Weise grafisch dargestellt werden. Die geläufigste und zugleich am wenigsten nützliche Chartart ist der klassische Linienchart. Er verbindet die jeweils letzten Kurse einer Periode (dabei kann es sich um 1 Minute genauso handeln wie um einen Tag, eine Woche oder einen Monat) miteinander zu einer einfachen Linie.
Der Vorteil von Liniencharts ist zugleich ihre größte Schwäche: Durch die Beschränkung auf eine einzige Information pro Periode ist diese Darstellung sehr übersichtlich. Sie enthält dem Betrachter allerdings viele wichtige Informationen über den Verlauf der Handelssitzung vor. So lässt sich an einem Linienchart nicht erkennen, wie volatil ein Markt war.
- Liniencharts sagen nichts über die Volatilität aus
- Viele wichtige Informationen gehen verloren
- Da der Schlusskurs der wichtigste Kurs einer Periode ist, sind sie dennoch nicht nutzlos
Diese Informationen bieten Balkencharts. Ein Balkenchart enthält für jede Periode vier Informationen: Der Eröffnungs- und der Schlusskurs werden ebenso dargestellt wie der höchste und der niedrigste Kurs einer Periode. Balkencharts bestehen aus einer vertikalen Linie, deren oberer Punkt der höchste und deren unterer Punkt der niedrigste Kurs der Periode ist. Links am Balken ist der Eröffnungskurs als kleine horizontale Linie eingezeichnet, rechts vom Balken ist so der Schlusskurs ersichtlich.
Profis nutzen Candlesticks
Balkencharts bieten damit zusätzliche Informationen. Die unter professionellen Analysten und Tradern am weitesten verbreitete Chartdarstellungsart sind jedoch Candlesticks (Kerzencharts). Sie bieten dieselben Informationen wie ein Balkenchart, sind optisch jedoch anders gestaltet und ermöglichen so einen besseren Überblick als diese.
- Candlesticks enthalten viele Informationen
- Neben allen Kursen einer Periode zeigen sie auch anschaulich den Markttrend an
- Candlestick-Formationen liefern weitere Informationen über den Trend
Ein Kerzenchart besteht aus einem Kerzenkörper und einem oberen sowie einem unteren Schatten. Der Kerzenkörper wird vom Eröffnungs- und Schlusskurs der jeweiligen Periode definiert. Liegt der Schlusskurs über dem Eröffnungskurs (also im Fall steigender Kurse), ist der Schlusskurs das obere und der Eröffnungskurs das untere Ende des Kerzenkörpers. In diesem Fall ist der Kerzenkörper weiß.
Anders bei fallenden Kursen: Liegt der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs, ist der Kerzenkörper schwarz. Durch die farblich unterlegte Darstellung lässt sich nicht nur schneller erkennen, welcher Trend in einem Markt gerade vorherrscht. Candlestick-Charts bilden in bestimmten Marktsituationen Formationen aus, die (empirische) Rückschlüsse auf die weitere Marktentwicklung zulassen. So leitet z.B. eine große weiße Kerze oft das Ende eines Abwärtstrends und den darauf folgenden Aufwärtsimpuls ein.
Lineare vs. Algorithmische Chart- Darstellung
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Chart-Darstellung betrifft die Skalierung des Charts. Hier gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Neben der linearen Chart-Skalierung können Charts auch logarithmisch skaliert werden.
Die lineare Darstellung konzentriert sich auf absolute Zahlen. Die Distanz, die der der Kurschart bei Änderungen von z.B. 100 Pips in eine bestimmte Richtung zurücklegt, ist immer gleich – ganz egal, über welches Kursfenster sich die Bewegung erstreckt. Legt der Kurs des Euro gegen den US-Dollar z.B. von 1,1050 auf 1.1190 und damit um 140 Pips zu, entspricht dies im linearen Chart derselben Distanz wie ein Kursanstieg von 1,4550 auf 1,4690. Die zweite Kursbewegung ist prozentual betrachtet allerdings deutlich kleiner (0,96 statt 1,2 Prozent).
Durch diese Verzerrung erscheint z.B. ein sich abflachender Aufwärtstrend sehr konstant, weil die Darstellung nicht berücksichtigt, dass die prozentualen Zugewinne sukzessive geringer werden.
Bei der logarithmischen Darstellung entspricht eine prozentuale Kursbewegung immer derselben Distanz des Kurses im Chart. Dadurch wird die Verzerrungs-Problematik umgangen.
Die Problematik der Skalierung ist für Daytrader und auch für Kurzfrist-Anleger mit einem Zeithorizont von maximal wenigen Wochen in der Praxis nur selten von Bedeutung. Bei der langfristigen Betrachtung eines Währungspaares sollte sie jedoch berücksichtigt werden.