Banken trennen sich von ihren Fondsgesellschaften
Für Filialbankkunden war es schon immer ein Ärgernis. Bei der Geldanlage in Fonds boten die Berater der Banken fast durchgängig nur die hauseigenen Produkte der jeweiligen zur Bank gehörenden Fondsgesellschaft an. Ob dies jeweils die beste Lösung war, bleibt nach wie vor fraglich. Was blieb, war kundenseitig der fade Beigeschmack der sehr einseitigen Beratung. Im günstigsten Fall bieten die Institute einige sehr wenige ausgewählte Fonds anderer Gesellschaften an.
Commerzbank als Vorreiter
Bei ihrer Neuausrichtung ging die Commerzbank als erstes Filialinstitut den Schritt, sich von der eigenen Fondsgesellschaft, der Cominvest, zu trennen. Sie verkaufte die Tochter an die Allianz. Seit diesem Zeitpunkt greift die Anlageberatung der Frankfurter Bank auf fast das gesamte in Deutschland zugelassene Fondsuniversum zurück. Die Kunden der gelben Bank können heute sicher sein, eine objektive Beratung zu erhalten. Die Commerzbank machte beim Verkauf der Cominvest erst den Anfang. Die Bankhäuser Lampe und Berenberg haben sich von ihrer Fondstochter Universal getrennt. Die französischen Banken Crédit Agricole und Société Générale brachten die gemeinsame Fondstochter Amundi, größte europäische Fondsgesellschaft, im Jahr 2015 an die Börse. Der Börsengang hatte allerdings noch einen weiteren Vorteil. Durch das zusätzliche Kapital sind genügend Gelder vorhanden, um die Fondsgesellschaft Pioneer von der italienischen Bank Unicredit zu erwerben.
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Der Konzernumbau der Deutsche Bank AG könnte auch zu einer Veränderung in der deutschen Fondslandschaft führen. Die Bank spielt mit dem Gedanken, ihre Fondstochter Deutsche Assett Management ebenfalls an die Börse zu bringen. Ob dies allerdings am Beratungsprozess in den Filialen etwas ändern wird, bleibt fraglich.
USA mit anderem Konzept
In den USA sind Fondsgesellschaften hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse anders aufgestellt als in Europa. Hier handelt es sich um eigenständige Unternehmen wie beispielsweise Blackrock oder um Firmen in Familienbesitz wie Fidelity. Der Vertrieb erfolgt entweder direkt oder über Broker. Banken sind komplett außen vor. Ein Interessenskonflikt findet folglich nicht statt.
Sparkassen und Volksbanken halten an der Strategie fest
Die Sparkassen und Volksbanken halten nach wie vor am exklusiven Vertrieb der Produkte von Deka und Union Invest fest. Gerade für die Sparkassen zeigt sich diese Strategie alles andere als erfolgreich. Obwohl die öffentlich-rechtlichen Insitute fast doppelt so viele Kunden zählen wie die Volks- und Raiffeisenbanken, liegen diese im Fondsvertrieb deutlich vor den Sparkassen. Sie bauen den Vorsprung sogar noch sukzessive aus.
ETFs geben den Fonds „den Rest“
Banker lieben klassische Aktienfonds. Mit Ausgabeaufschlägen von fünf Prozent spülen sie kurzfristige Erträge in die Kassen der Geldhäuser, die sich sehen lassen können. Dass sich ETFs bei der Kundschaft immer größerer Beliebtheit erfreuen, stärkt die klassischen Fondsgesellschaften und ihren Vertrieb nicht. Die günstigere Kostenquote ist nur ein Argument, welches für Indexfonds spricht. Zum mangelnden Vertrauen in die Beratungsleistung bei klassischen Fonds kommt jetzt noch die Kostenfrage dazu. Das Geschäft mit aktiv gemanagten Fonds wird für die Filialinstitute immer mehr zu einer Bürde, denn zu einer Erfolgsgeschichte. Die hohen Rabatte bei den Online-Brokern lässt sie immer weiter ins Hintertreffen geraten, sofern es nicht zu einem Strategiewechsel kommt. Dazu zählen Verkauf der Fondsgesellschaft, Öffnung für andere Anbieter und Rabattierungen beim Agio.