Börsen im freien Fall – Grund zur Panik?
Die Börsen der Welt sind seit Wochenbeginn in Aufruhr. Der US-Leitindex Dow Jones verlor am Montag 1.600 Zähler. Einen solchen Kurssturz innerhalb eines Tages hatte es zuvor noch nie gegeben. Der deutsche Leitindex DAX folgte am Dienstag dem Beispiel des Dow Jones und verlor am Morgen 1,8 Prozent. Auch die asiatischen Börsen reagierten mit Kursrutschen. Einen Grund zur Panik gibt es dennoch nicht.
Gewinne seit Dezember 2017 eingebüßt
Der Dow Jones schloss am Montag bei 24.345,75 Punkten. Das entspricht einem Minus von 4,60 Prozent beziehungsweise einem Verlust von 1.175 Punkten. Kurz zuvor hatte er mit 26.616 Punkten noch sein letztes Rekordhoch erreicht.[1]
Die Unruhe sprang am Dienstagmorgen auf die europäischen Börsen über. Der DAX schloss am Vortag bei 12.687,49 Punkten und eröffnete am Morgen bei 12.232,86 Punkten. Auch MDAX, SDAX und TecDAX starteten mit Verlusten.[2]
Ähnlich verhielt es sich zu Handelsbeginn am Dienstag bei den asiatischen Börsen. In Japan sackte der Nikkei in zehn Minuten um 1.000 Yen ein; ein Verlust von 4,5 Prozent. In Hongkong fiel der Hang-Seng-Index zwischenzeitlich um 5,5 Prozent.[3]
Dass Indizes wie der DAX oder der Nikkei stark auf die Bewegungen des Dow Jones reagieren, ist nicht ungewöhnlich. Es hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass große Teile des Aktienvermögens in den USA notiert sind. Das Anlagevolumen in Deutschland ist im Vergleich dazu gering. Trends an der US-Börse setzen sich darum oft weltweit durch.[4]
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In den USA drohen weitere Leitzinserhöhungen
Anlass für den Kursrutsch des Dow Jones gab der Arbeitsmarktbericht, der am Freitag vorlegt wurde. Darin hieß es unter anderem, dass die Stundenlöhne steigen. Viele Anleger sahen darin keinen Grund zur Freude. Sie befürchteten, dass die US-Leitzinsen nun weiter und womöglich auch schneller angehoben würden. Es kam zu panischen Verkäufen.
Für viele Experten kam der Kursrutsch jedoch wenig überraschend. Sie sehen keinen Grund zur Beunruhigung. Die ING Bank Chefökonomin für China, Iris Pang, hält die Entwicklung an den Börsen laut Handelsblatt für eine „technische Korrektur, die normalerweise nur eine kurze Zeit anhält, wenn es keine grundsätzlichen Probleme gibt.“
Ronald Gehrt vom Broker LYNX weist zudem darauf hin, dass es am 6. Mai 2010 bereits einen ähnlichen Flash Crash gegeben hat. Damals verlor der Dow Jones innerhalb einer halben Stunde 1.000 Punkte. Auch dieser Flash Crash folgte auf eine längere starke Aufwärtsbewegung.
Als Grund für derartige Einbrüche nennt Gehrt unter anderem Hedgefonds und andere große Player auf dem Markt. Diese versuchen, immer schneller immer höhere Gewinne zu erreichen und setzen dabei auch auf computergesteuerte Handelsprogramme, die in Sekunden-Bruchteilen Handelsentscheidungen treffen. Die Sicherheit wird von diesen Playern hingegen oft vernachlässigt.[5]
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Kein Grund zur Panik
Ein Blick auf die vergangenen Monate zeigt zudem, dass eine Kurskorrektur längst überfällig war. Im gesamten Jahr 2017 gab es beim Dow Jones keine größeren Einbrüche.
Das ist umso erstaunlicher, da es im vergangenen Jahr bereits zwei Leitzinserhöhungen gab – am 15.03.2017 und am 14.06.2017 wurde er jeweils um 0,25 Prozent auf nun 1,25 Prozent angehoben. Zwar zeigt sich von Mitte März bis Mitte April eine Kuhle im Kursverlauf. Schon Ende April war sie jedoch überwunden und der Aufwärtstrend setzte sich fort.
Für 2018 ging man bisher von drei Zinsschritten aus, wobei die Spanne bei zwei bis vier Zinsschritten lag. Nach der Vorlage des Arbeitsmarkberichts am Freitag glauben Experten zwar an vier statt an drei Zinserhöhungen. Damit würde die Fed sich aber weiterhin in der bereits bekannten Spanne bewegen. Panik ist also unangebracht.
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Weiterführende Links
[1] msn finanzen – „Flash Crash“ an New Yorker Börse : Panik an der Wall Street – Dow Jones im freien Fall
[2] Handelsblatt – Der Kursrutsch setzt sich fort
[3] Handelsblatt – US-Börsen-Crash trifft auch asiatische Märkte
[4] GeVestor – DAX abhängig vom Dow Jones
[5] LYNX – Flash Crash an der Wall Street: Was steckt dahinter?