Anleihen: Privatanleger werden abgeschreckt
Für Privatanleger wird es schwieriger, Zugang zu Anleihen zu bekommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Anleihen zuletzt in immer größerer Stückelung auf den Markt gelangen. Anleger müssen also deutlich tiefer in die Tasche greifen, um investieren zu können.
Mindestanlage 100.000 Euro
Michael Völter, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse, sagt: „Die in diesem Jahr neu auf den Markt gekommenen Unternehmensanleihen mit einem Volumen von mindestens 500 Millionen Euro hatten in 88 Prozent der Fälle eine Stückelung von 100.000 Euro und mehr. Im Jahr 2011 waren es 66 Prozent.“[1]
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Er ergänzt: „Kapital für Anleiheinvestments wäre vorhanden.“ Der wichtigste Handelsplatz, an dem deutsche Privatanleger Unternehmensanleihen kaufen können, ist die Börse Stuttgart. Von Januar bis Juli ist der Handel mit Anleihen dort jedoch um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
Von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) heißt es, die große Stückelung diene dazu, Privatanleger fernzuhalten, die nicht über genügend finanzielle Mittel verfügen.
Der Chefvolkswirt der LBBW, Uwe Burkert, äußert gegenüber der FAZ, dass der Anleihenmarkt Privatanleger derzeit nicht brauche. Zum einen kauft die Europäische Zentralbank (EZB) in großem Stil Staats- und Unternehmensanleihen, zum anderen setzen auch Versicherungen, Banken und Pensionsfonds neben Aktien auf Unternehmensanleihen.
Tragen Mifid II und die PRIIPS-Verordnung eine Mitschuld?
Auch die stärkere Regulierung wird oft als Grund für die größere Stückelung genannt. So gelten seit Anfang des Jahres die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II und die PRIIPS-Verordnung. Ziel der Richtlinien ist es, den Verbraucher zu schützen.
Sie haben jedoch zugleich den Aufwand erhöht, den Unternehmen betreiben müssen, wenn sie eine Anleihe oder ein anderes Wertpapier an Privatanleger richten. So sind die Dokumentationsanforderungen höher als bei Produkten, die sich an institutionelle Anleger richten. Zusätzlich sind Basisinformationsblätter nötig. Dadurch steigen unter anderem auch die Kosten.
Völter meint: „Mein Appell ist: Die Emittenten sollen in ihrem eigenen langfristigen Interesse an Privatanleger denken und nicht nur an institutionelle Investoren.“
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