Brauchen Robo-Advisor etablierte Banken?
Der Markt der digitalen Vermögensverwaltungen ist hart umkämpft. Zwar steigt die Zahl der Kunden und des verwalteten Vermögens stetig und teils rasant, doch nur ein Robo-Advisor auf dem deutschen Markt verwaltet mehr als eine Milliarde Euro. Platz zwei und drei verwalten rund 300 Millionen Euro, dahinter folgt lange nichts. Beim der Kundenakquise setzen Robo-Advisor dabei zunehmend auf die Hilfe etablierter Banken. Ist nur mit ihnen ein langfristiges Überleben möglich?
Scalable Capital kooperiert mit ING-DiBa und Santander
Scalable Capital ist der Marktführer unter den deutschen Robo-Advisors. Von der Milliarde Euro, die das Unternehmen derzeit verwaltet, hat es immerhin rund die Hälfte aus eigener Kraft angezogen. Dafür benötigte es rund eineinhalb Jahre.
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Seit September 2017 können die Dienste von Scalable Capital auch über die Homepage der ING-Diba abgeschlossen werden. In weniger als zwei Monaten kamen weitere 150 Millionen Euro hinzu – über 1.000 neue Kunden wöchentlich.
Im Mai 2018 war schließlich die Milliarde geknackt. Die weitere Wachstumsstrategie? Ein gemeinsam mit dem weltweit größten Vermögensverwalter Blackrock eingefädelter Whitelabel-Deal mit der spanischen Openbank, der Onlinetochter der Santander. Weitere werden vermutlich folgen.[1]
Es sieht so aus, als sei die digitale Vermögensverwaltung aus München auf etablierte Player wie ING-DiBa, Blackrock und Santander angewiesen, um den bisherigen Wachstumskurs beizubehalten.
White-Lable-Lösungen und Direktkooperationen
Am Beispiel von Scalable Capital zeigen sich gleich zwei Wege, wie Robo-Advisor mit etablierten Banken kooperieren. Einmal über Direktkooperationen. So ist Scalable Capital auf der Homepage der ING-DiBa mit dem eigenen Namen vertreten, für Kunden ist klar ersichtlich, dass sie über Scalable Capital in ein Portfolio investieren.
Der zweite Weg sind White-Label-Lösungen, wie sie Scalable Capital mit der Openbank anstrebt. Diesen Weg geht beispielweise auch fintego, das mit Wüstenrot direct kooperiert. Auf der Seite der Wüstenrot direct heißt es „Unser ETF Managed Depot“ und das Produkt nennt sich Wüstenrot ETF Managed Depot. Die Technologie dahinter stammt jedoch von fintego.
investify bietet mit Pax-Bank eine Lösung für ethisches Investieren
Auch der Robo-Advisor investify gab diese Woche bekannt, künftig mit einer etablierten Bank zu kooperieren, der PAX-Bank . investify wird „Technologielieferant“ für ein „digitales Vermögensverwaltungsangebot sein“, das ethisch nachhaltiges Investieren ermöglicht. Die Marke wird pax-investify heißen.[2]
Berücksichtig man außerdem, dass der zweiterfolgreichste Robo-Advisor auf dem deutschen Markt die cominvest ist, eine Eigenentwicklung der großen Direktbank comdirect, ist das ein starkes Anzeichen dafür, dass Robo-Advisor in Zukunft vor allem gemeinsam und nicht gegen etablierte Banken arbeiten werden. Digitale Vermögensverwalter, die keinen starken Partner finden, könnten hingegen abgehängt werden.
Update vom 05.10.2018 – Aber: Kooperationen sind keine Garantie für Erfolg
Dass Kooperationen mit etablierten Banken indes keine Garantie für den Erfolg eines Robo-Advisors sind, zeigt das Beispiel der Hamburger Sparkasse. Diese war eine Kooperation mit investify eingegangen. Dort stieß das Angebot bei einigen Managern auf Skepsis, weil es in Konkurrenz zu anderen Anlageprodukten stand. Der Vertrieb hielt sich zurück. Nach einem Jahr wurde darum nur ein einstelliger Millionenbetrag verwaltet. Die Kooperation wurde nach dieser Versuchsphase beendet.[3]
Spricht das für Robo-Advisors, die es ohne Kooperationen mit etablierten Banken versuchen? Wohl kaum. Vielmehr ist es eine weitere Schwierigkeit, mit der Robo-Advisors in den nächsten Jahren zu kämpfen haben werden, wenn sie sich langfristig etablieren wollen. Automatisierte Vermögensverwaltung ist kein Selbstläufer.
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Weiterführende Links
[1] Finanz-Szene.de – Exklusiv: Scalable Capital baut Whitelabel-Robo für Online-Tochter der spanischen Santander
[2] extra-funds.de – Pax-Bank und investify schließen Allianz in der digitalen Vermögensverwaltung
[3] Gründerszene – Vertriebsdeal geplatzt – Investify und Hamburger Sparkasse gehen getrennte Wege