Bundesbank: ETFs derzeit keine Gefahr für das Finanzsystem

Donnerstag den 25.10.2018 - Abgelegt unter: Brokernews

Von ETFs geht derzeit kein erhöhtes Risiko für das Finanzsystem aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht vom Oktober. Sie schließt jedoch nicht aus, dass ETFs sich zu einer Gefahr entwickeln können. Ob Anleger bei einem Börsencrash mit einem ETF besser oder schlechter fahren als mit einem aktiv gemanagten Fonds bleibt offen.

ETFs machen nur 14 Prozent des gesamten Fondsvolumens aus

ETFs sind Fonds, die einen Index nachbilden. Ein ETF auf den Dax spiegelt beispielsweise dessen Kursentwicklung wider. Durch das passive Nachbilden sind ETFs im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds meist deutlich günstiger. Auch darum erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit.

Quelle: Bundesbank

Noch 2009 belief sich das ausstehende Vermögen von ETFs auf 0,7 Billionen US-Dollar. Das waren 5,4 Prozent des ausstehenden Vermögens aller Investmentfonds. Im erste Halbjahr 2018 war das ausstehende Vermögen der ETFs bereits auf 5,1 Billionen US-Dollar angewachsen – knapp 14 Prozent des gesamten Kuchens. Allein 2017 wuchs der ETF-Markt um 18,9 Prozent.

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Imposante Zahlen. Doch 14 Prozent sind weiterhin ein überschaubarer Anteil, urteilt die Bundesbank. „Insgesamt erscheinen die von ETFs ausgehenden spezifischen Risiken für das gesamte Finanzsystem derzeit – auch wegen der noch vergleichsweise geringen Größe des Sektors – begrenzt“, heißt es im Bericht der Bundesbank. Damit ist vielen Kritikern von ETFs vorerst der Wind aus den Segeln genommen.

ETFs bergen womöglich Liquiditätsrisiken

Allerdings heißt es weiter: „Die Analyse verschiedener Flash Crashs deutet jedoch darauf hin, dass Potenziale zur kurzfristigen Verstärkung von Phasen ausgeprägter Anspannungen an den Finanzmärkten bestehen.“

Darüber hinaus hat die Bundesbank die Liquidität von ETFs untersucht. So gibt es Anzeichen dafür, dass ETFs mit großem Volumen in ruhigen Marktphasen engere Geld-Brief-Spannen haben als der Durchschnitt der ihnen zugrundeliegenden Einzeltitel, wodurch sich ein Liquiditätsvorteil ergibt.

Es kann jedoch sein, dass dieser Liquiditätsvorteil in unruhigen Marktphasen nicht mehr besteht oder sogar einen Liquiditätsnachteil entsteht, der ETF-Preis an der Börse also unter den Preis des zugrunde liegenden Wertpapierkorbs fällt. „Die komplexe Struktur von ETFs einschließlich des Primär-/Sekundärmarkt-Mechanismus erschwert die Risikobeurteilung und kann Liquiditätsrisiken bergen“, warnt die Bundesbank darum im Bericht.

Bisher drifteten ETF-Preis und Referenzindex jedoch nie länger als einige Minuten auseinander. Auch die Datenlage ist derzeit nicht gut genug, um die Liquiditätsrisiken endgültig beurteilen zu können. Schließlich können beispielweise Handelsunterbrechungen in schwierigen Phasen zu einer Stabilisierung beitragen.

ETFs vs. Fonds    

Ob ETFs in Krisenphasen eine bessere oder schlechtere Wahl sind als Fonds, beantwortet der Bericht Bundesbank damit nicht. Eine Untersuchung des Analyseunternehmens Morningstar deutet aber zumindest darauf hin, dass aktive Fonds Kursrutsche nicht besser abfedern als ETFs. Derzeit besteht also kein Grund für Anleger, sich von ETFs abschrecken zu lassen.

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Weiterführender Link

Bundesbank – Monatsbericht Oktober 2018