Ernüchterung bei Robo-Advisorn?
„Robo Advice – viel Lärm um nichts?“, fragt ein Whitepaper des Beratungshauses TME. Es wirft einen Blick auf den deutschen Markt der Robo Advisors und sieht Probleme nicht zuletzt bei der Volumenentwicklung. Abschreiben will TME Robo Advisors ab nicht. Und wir auch nicht.
Robo Advisors verwalten rund zwei Milliarden Euro Vermögen
Robo Advice ist noch immer eine junge Disziplin. Noch keine zehn Jahre gibt es digitale Vermögensverwaltungen auf dem deutschen Markt. Inzwischen ist die Zahl der Anbieter dennoch auf über 30 gewachsen. Alle zusammen verwalten rund zwei Milliarden Euro Vermögen.
Doch nicht alles läuft rund in der Welt der Robo Advisors. TME weist darauf hin, dass die Hälfte des verwalteten Vermögens auf einen einzigen Robo Advisor – Scalable Capital – entfällt. Der Großteil der digitalen Vermögensverwaltungen hat nicht einmal die Marke von 100 Millionen Euro Assets under Management durchbrochen.
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Die Kosten für die Kundenakquisition schätzt TME zudem auf 500 bis 1.000 Euro. UBS hat den eigenen Robo Advisor UBS SmartWealth schon eingestellt. Kooperationen, etwa zwischen HASPA und investify gingen zu Bruch.
Was macht es den Robo Advisors so schwer?
Als Gründe für die schwierige Situation führt TME unter anderem auf, dass viele Anleger den Mehrwert von Robo Advisors nicht erkennen. Manchen Angeboten mangelt es zudem an Innovation. Und schließlich spielen auch die Kosten eine Rolle. Anleger, die ihr Depot selbst verwalten, können damit günstiger wegkommen als mit einem Robo Advisor. Anleger, die über sehr viel Vermögen verfügen, sind bei der Vermögensverwaltung auf Robo Advisors nicht angewiesen.
Sollte man Robo Advisors also abschreiben, noch bevor sie richtig durchgestartet sind? Nein, meint TME: „Trotz der zuletzt wenig erfreulichen Nachrichten wäre es daher falsch, das Thema Robo Advice frühzeitig abzuschreiben. Auch technologische Entwicklungen und Innovationen verlaufen nicht immer linear. Aber der technologische Fortschritt, und damit einhergehend auch die Anspruchshaltung der Kunden an Banken und ihre digitalen Fähigkeiten, entwickeln sich heute schneller denn je (und werden gleichzeitig nie wieder so langsam sein wie heute).“[1] Robo Advisors müssen sich weiterentwickeln und aus Kundensicht noch attraktiver werden.
Potentiale der Robo Advisors
Auch wir sehen weiterhin großes Potential im Markt der Robo Advisors. Es handelt sich um eine junge Disziplin – wer erwartet hat, dass Robo Advisors aus dem Stand alle Benchmarks schlagen, mag enttäuscht sein. Doch womöglich waren dann die Erwartungen überzogen.
Robo Advisors machen die Vermögenverwaltung einem breiten Publikum zugänglich. Ein selbstverwaltetes Depot, das vernünftig geführt wird, mag weniger Kosten verursachen. Aber die Realität zeigt allzu oft, dass Anleger viel zu häufig kaufen und verkaufen und bei Kursrutschen in Panik geraten. In den Portfolios der Robo-Advisors gab es während des Börsencrashs im Februar 2018 hingegen erfreulich wenig Umschichtungen.
Wer einen Robo Advisor nutzt, kann sich zudem bequem zurücklehnen und muss sein Portfolio nicht ständig selbst im Auge behalten. Ohne Zweifel müssen Robo Advisors weiter an sich arbeiten und an ihren Konzepten feilen. Vor allem muss am Ende die Performance stimmen. Robo Advisor sind aber ohnehin meist auf eine langfristige Geldanlage angelegt – daher ist es zu früh, über die Performance zu urteilen.
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Weiterführender Link
[1] TME – Robo Advice – viel Lärm um nichts?