Sollte Altersvorsorge mit Aktien stärker gefördert werden?
Steuerfreiheit für Aktiensparer im Rahmen der Altersvorsorge – dieser Vorschlag von Friedrich Merz schlägt aktuell hohe Wellen. Der Kandidat für den CDU-Vorsitz erklärte, dass er sich künftig dafür einsetzen werde, dass sich Arbeitnehmer stärker an den Kapitalmärkten beteiligen. In einem Interview mit der Welt am Sonntag präzisierte er seine Pläne und regte steuerliche Anreize an. „Denkbar wäre ein jährlicher Freibetrag, unter dem man einen auf Aktien basierenden Spar- oder Vorsorgeplan aufbaut. Dieser dürfte im Alter nicht mehr nachversteuert werden“, sagte Merz. [1]
Merz Vorschlag verursacht großes Medienecho
Diese Aussage wird inzwischen kritisch diskutiert. Wie unter anderem im Handelsblatt nachzulesen, meldeten sich zahlreiche Verbände und Politiker zu Wort. Unter anderem Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Jener hält den Renten-Ansatz für nicht praktikabel. 40 Prozent in Deutschland könnten überhaupt nichts zur Seite legen oder seien sogar restlos überschuldet. Daran sei bereits die Riester-Rente gefloppt. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, zeigte sich ebenfalls wenig begeistert und verwies darauf, lieber bestehende Systeme zu überprüfen.[2]
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Verbraucherzentrale lehnt Vorschlag ab
„Anlage in Aktien für die private Altersvorsorge zu stärken ist gut, aber dafür braucht es keine Steuerförderung in Milliardenhöhe“, erklärte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, auf Nachfrage von Brokervergleich.de. Es dürften nicht vor allem die profitieren, die sich bereits mit Aktienanlagen auskennen. Stattdessen sei ein renditestarkes und kostengünstiges Basisangebot für die private Altersvorsorge gefragt – mit einer Opt-Out Lösung. Ein entsprechendes Angebot könne auch ohne dauerhafte Steuermilliarden auskommen. „Da hat die hessische Landesregierung unter Ministerpräsident Bouffier mit dem Vorschlag der „Deutschland-Rente“ ein deutlich verbrauchernäheres Angebot formuliert“, so Müller weiter.
Zustimmung erhielt Merz von Hans-Werner Sinn, Ex-Chef des Ifo-Instituts, der die Idee als „richtig und wichtig“ betitelte. Auch der derzeitige Ifo-Chef Clemens Fuest befürwortete den Vorschlag.
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Aktienkultur in Deutschland sollte gestärkt werden
Brokervergleich.de meint: Bemerkenswert ist nicht die Diskussion an sich, sondern die Wellen, die sie aktuell schlägt. Am eigentlichen Ansatz von Friedrich Merz, das Engagement in die private Altersvorsorge zu stärken, dürfte niemand etwas auszusetzen haben – es sei denn, die private Absicherung wird generell abgelehnt. Indes hat Merz Vorschlag zwei Haken, die in Deutschland nie gut ankommen. Erstens sind Aktien hierzulande immer noch eher Spekulationsobjekt als Beteiligung an einem Unternehmen und zweitens funktioniert diese Variante natürlich nicht für alle. Aber das tut praktisch keine Einzellösung. Es kann nur ein Baustein sein. Aber immerhin: Es würde zumindest den Anreiz, überhaupt Geld in diese Anlageklasse zu investieren, erhöhen. Und jeder Schritt hin zu einer Aktienkultur in Deutschland ist aus unserer Sicht grundsätzlich begrüßenswert.
Weiterführende Links
[1] Zeit-Online – Friedrich Merz fordert Steuervorteile für Aktienkäufe
[2] Handelsblatt – Merz erntet für Rentenvorstoß Kritik aus den eigenen Reihen