Ist der Hype um SPACs schon zu Ende?

Freitag den 2.07.2021 - Abgelegt unter: Brokernews

Vor dem Jahr 2020 kamen Anleger gut durch den Börsenalltag, ohne zu wissen, was SPAC (Special Purpose Acquisition Company) bedeutet. Im Corona-Jahr änderte sich das schlagartig. Plötzlich sprach jeder Börsianer, der etwas auf sich hielt, von SPACs. Die börsennotierte Mantelgesellschaften erlebten einen Boom. Doch das war 2020. 2021 mehren sich die Stimmen, dass der Hype ein Ende gefunden hat. Haben SPACs ihren Höhepunkt bereits hinter sich?

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Im ersten Halbjahr 2021 gab es 361 SPAC-Börsengänge, deutlich mehr als im gesamten Jahr 2020 (248)
  • Knapp 300 von ihnen fanden allerdings im ersten Quartal 2021 statt, im zweiten Quartal kam es zu einem deutlichen Einbruch
  • Gründe sind Warnungen der SEC und nicht eingehaltene Renditeerwartungen

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Starkes erstes Quartal für SPACs

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Quellen:

Auf den ersten Blick sprechen die Zahlen dagegen, dass SPACs ihre heißeste Phase bereits hinter sich haben. Im ersten Halbjahr 2021 gingen 361 SPACs an die Börse. Das Volumen der IPOs betrug 111 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 kam es zu 248 SPAC-Börsengängen, sie hatten ein Volumen von 83 Milliarden US-Dollar.[1]

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Quellen:

Was sind SPACs? Eine kurze Erklärung

2021 wird also ein Rekordjahr für SPACs werden – sowohl, was die Anzahl der IPOs, als auch, was das Volumen betrifft. Dennoch lohnt sich ein näherer Blick auf die Entwicklung der Zahlen im ersten und zweiten Quartal des laufenden Jahres.

Deutliche Einbrüche im zweiten Quartal 2021

Denn ein Großteil der Börsengänge von SPACs fand im ersten Quartal statt. In dieser Zeit kam es zu durchschnittlich 90 SPAC-IPOs im Monat. Somit entfielen knapp 300 der SPAC-IPOs auf das erste Quartal.[2]

Im gesamten zweiten Quartal waren es gingen weniger als 100. Allein im April 2021 kam es zu einem Rückgang um 80 Prozent. Es fanden nur 13 SPAC-Börsengänge statt. Im Mai ging es ähnlich mau weiter. Im Juni stieg die Zahl der SPAC-IPOs wieder leicht auf knapp 30.

Bestätigt wird dieser Abwärtstrend bei den SPAC-Börsengängen durch die sinkenden Underwriting-Gebühren im zweiten Quartal. So fielen beispielweise die Einnahmen der Credit Suisse durch das Geschäft mit SPACs von rund 466 Millionen US-Dollar im ersten Quartal auf 16,1 Millionen US-Dollar im Zeitraum vom 1. April bis zum 15. Juni 2021.[3]

Für andere Banken lief es nicht besser. Insgesamt verdienten sie im genannten Zeitraum nur noch 541 Millionen US-Dollar durch das Geschäft mit SPACs. Im ersten Quartal waren es noch 4,85 Milliarden US-Dollar gewesen.

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Welche Gründe gibt es für den Rückgang von SPAC-IPOs im zweiten Quartal?

Ein Grund für den Rückgang bei den SPAC-IPOs im zweiten Quartal könnten Andeutungen der US-Börsenaufsicht SEC sein, dass für SPACs künftig strengere Regeln gelten könnten. Bisher müssen SPACs nicht dieselben Auflagen erfüllen wie Unternehmen, die auf gewöhnliche Art an die Börse gehen. Nun stehen die Zeichen auf Nachbesserungen. „Die SEC hat signalisiert, dass sie die Deals genauer unter die Lupe nehmen wird. Das sind Warnschüsse, die die Anbieter jetzt schon zu mehr Disziplin zwingen, noch bevor neue Vorschriften tatsächlich verabschiedet wurden“, meint James Angel, Finanzprofessor an der Georgetown University in Washington DC.[4]

Quelle: ecgi.global

Ein weiterer Grund für den Rückgang dürfte sein, dass viele SPACs die hohen Erwartungen an sie nicht erfüllen. So zeigt die Studie „A Sober Look at SPACs“, dass SPACs keinesfalls Renditeraketen sind. Sechs Monate, nachdem die Fusion mit der auserwählten Firma stattgefunden hat, verzeichneten die SPACs durchschnittlich ein Minus von 12,3 Prozent. Nach zwölf Monaten betrug das Minus sogar durchschnittlich 34,9 Prozent.[5]

Quelle: CNBC

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Der CNBC SPAC 50 Index bestätigt, dass es seit dem Hoch im Februar eher mau für SPACs lief. Er enthält die 50 größten SPACs vor ihrer Fusion und zeigt deren Performance. Am 14. Februar 2021 lag sein Hoch bei 138,76 US-Dollar. Am 30. Juni notierte er nur noch bei 111,37 US-Dollar. Das entspricht einem Minus von 19,7 Prozent bzw. knapp einem Fünftel. Bis Februar ging es freilich steil bergauf.

Zu wenige Kandidaten für SPACs?

Ein weiteres Problem des Hypes um SPACs: Jedes Mantelunternehmen hat nur zwei Jahre Zeit, um ein passendes Unternehmen für die Fusion zu finden. Bei über 360 SPAC-Börsengängen allein im ersten Halbjahr 2021 bedeutet das, es müssen über 360 Unternehmen für den Sprung an die Börse gefunden werden.

Darauf weist beispielsweise Peter Specht vom Wagniskapitalgeber Creandum hin: „Es ist die riesige Zahl an Spacs, die das Thema so kontrovers macht. Es ist schwer, 400 hochqualitative Firmen zu finden, die kurzfristig börsenreif werden.“[6]

Es ist davon auszugehen, dass SPACs aus den USA zunehmend auch in Europa auf die Suche nach passenden Firmen gehen. In Deutschland selbst halten sich die SPAC-Börsengänge bisher hingegen in engen Grenzen. An der Frankfurter Börse kam es 2021 bisher zu drei IPOs:

  • Lakestar (Feburar 2021)
  • 468 Spac (April 2021)
  • Obotech (Mai 2021)

Fazit

Vieles deutet darauf hin, dass der ganz große Hype um SPACs vorbei ist und eine Normalisierung eintritt. Das ist auch gut so, denn je höher die Zahl der SPAC-IPOs, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Fusionen mit Firmen stattfinden, die noch nicht so weit sind, an die Börse zu gehen. Verschwinden werden SPACs aber wohl nicht. Zwar wurden sie erst vergangenes Jahr richtig groß. Doch SPACs gab es bereits in den 1990er Jahren. Es wird sich zeigen, auf welchem Niveau sich die Anzahl der SPAC-Börsengänge künftig einpendelt. Was bleiben wird: SPACs sind Wundertüten. Anleger sollten sich gut überlegen, ob die Hoffnung auf eine hohe Rendite es Wert ist, das Risiko einer Investition einzugehen.

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Weiterführende Links

[1] Spacinsider.com – Statistiken (englisch)

[2] Spglobal.com – RIP SPACs July 2020 April 2021 (englisch)

[3] Finanz und Wirtschaft – Spac-Geschäft von Credit Suisse offenbar verlangsamt

[4] Handelsblatt – Skepsis bei Investoren und Warnschüsse von der SEC

[5] Ecgi.global – A Sober Look at SPACs (englisch)

[6] Handelsblatt – Spac-Boom erreicht Deutschland