Milliarden US-Dollar weniger – Ziehen sich Anleger aus ESG-Fonds zurück?

Mittwoch den 9.11.2022 - Abgelegt unter: Brokernews, Fonds

Eine Kombination aus Inflation, Konjunkturabschwächung und geopolitischen Spannungen, auch verursacht durch die russische Invasion in die Ukraine, hat nachhaltige Fonds schon jetzt stärker beeinflusst als die Covid-19-Pandemie. So sinkt das Vermögen von ESG-Fonds weltweit von Juli bis September 2022 zum dritten Mal hintereinander erneut um 1,6 Prozent. Dennoch hielt sich das Vermögen in den Fonds besser als im globalen Fondsmarkt, der im dritten Quartal um 7,5 Prozent abnahm. [1]

Besonders widerstandsfähig zeigte sich vor allem der europäische Markt, der trotz der allgemein sinkenden Fondsvermögen weiterhin Zuflüsse bei nachhaltigen Fonds verzeichnete. Dennoch ist auch im europäischen Markt ein rückläufiger Trend in Bezug auf ESG-Investments zu beobachten.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Weltweites Vermögen in ESG-Fonds sinkt im dritten Quartal 2022 erneut
  • Inflation, drohende Rezession und Leitzinserhöhung verunsichern Anleger
  • Europa als größter Markt für nachhaltige Fonds verzeichnet weiterhin Zuflüsse
  • Nachhaltige Fonds hielten sich besser als der globale Fondsmarkt

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Ziehen sich Anleger generell aus Investmentfonds zurück?

Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise können als Trendwende bei ESG-Investitionen gesehen werden. Ein Grund ist, dass ESG-Anleger nicht am Rohstoff-Boom der letzten Monate partizipieren können. Außerdem hat sich herausgestellt, dass durch ESG-Investments mehrere Milliarden US-Dollar nach Russland gelangt sind und so unter Umständen indirekt der Ukraine-Krieg mitfinanziert wurde. Viele Anleger haben auch aufgrund der höheren Leitzinsen und der unsicheren Marktlage wieder vermehrt in Sparanlagen (z.B. Tages- und Festgeld) investiert und Kapital aus ESG-Investments und Fonds umgeschichtet, um von den gestiegenen Zinsen zu profitieren oder weiterhin liquide zu bleiben.

Allerdings fällt im direkten Vergleich zwischen traditionellen und ESG-Fonds auf, dass die Mittelzuflüsse der traditionellen Fonds sogar noch stärker abgenommen haben. Dieser Trend lässt sich vor allem auch im europäischen Markt beobachten. So verzeichnete die europäische Fondsbranche im ersten Halbjahr 2022 insgesamt etwa 185 Milliarden Euro an Abflüssen aus Fonds. Davon verzeichnen alleine konventionelle langfristige Fonds etwa 77 Milliarden Euro an Abflüssen, während langfristige ESG-Fonds knapp 22 Milliarden Euro an Zuflüssen verzeichnet haben. [2]

Der allgemeine Kapitalabfluss im europäischen und globalen Markt betrifft also nicht nur ESG-Anlagen, sondern vor allem auch klassische Investmentfonds. Das Beratungsunternehmen Morningstar prognostiziert nachhaltigen Investments trotz des aktuellen negativen Trends weiteres Wachstum und sieht Chancen im nachhaltigen Investmentmarkt vor allem auch für Kleinanleger.

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Quellen:

[1] Morningstar: Zuflüsse in nachhaltige Fonds verlangsamen sich in Q3

[2] Lippüer Alpha Insight: Europäischer ESG-Fonds Marktbericht: H1 2022