Ausblick: So wird 2023 für Anleger
Die WM in Qatar, der Ukraine-Krieg, der Tod der Queen und die hohe Inflation in Deutschland – im Jahr 2022 ist viel passiert. Auch im Jahr 2023 werden manche dieser Krisen weiterhin existent bleiben und die Börsen beeinflussen. Wie können sich Anleger auf das neue Jahr einstellen und welche Trends sind zu erwarten? Hier unser Überblick.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Nachhaltigkeit, künstliche Intelligenz und Automatisierung werden weiterhin interessant für Anleger bleiben.
- Geopolitische Konflikte und politische Entscheidungen bestimmen über die weitere Entwicklung von Öl- und Gaspreisen.
- Verschiedene Gesetzesänderungen entlasten Anleger und Privathaushalte.
Trends für Anleger im Jahr 2023
Nachhaltige Geldanlage
Wie bereits in den vergangenen Jahren sind nachhaltige Geldanlagen weiterhin im Fokus vieler Anleger. Laut einem Marktbericht des FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) von 2022 stieg der Anteil privater Anleger, welche in nachhaltige Fonds investieren, von 2020 auf 2021 um knapp 230 Prozent. Laut der Studie stieg der Marktanteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtmarkt um drei Prozent an und macht nun knapp zehn Prozent des Marktes aus.
Einen neuen Aufschwung in der nachhaltigen Investmentszene könnten auch neue Gesetze, wie das Lieferkettengesetz oder die EU-Taxonomie für nachhaltiges Wirtschaften bringen. Durch die neuen Gesetze wächst der Druck auf Unternehmen, die bis jetzt noch nicht nachhaltig wirtschaften, weiter.
Ob sich ein nachhaltiges Investment kurzfristig rentiert, ist momentan nur schwer abzuschätzen. Kriege und weitere geopolitische Spannungen haben in der Vergangenheit auch dazu geführt, dass Kapital in sichere Investments, wie zum Beispiel Zinsanlagen, umgeschichtet wird. Langfristig werden nachhaltige Geldanlagen aber wahrscheinlich weiter an Relevanz und Investitionsvolumen gewinnen.
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Künstliche Intelligenz und Automatisierung
Neben Nachhaltigkeit könnten vor allem auch KI und Automatisierung im Jahr 2023 interessant für Anleger werden. Eine Studie der Unternehmensberatung Accenture hat ergeben, dass KI das weltweite Wirtschaftswachstum durch verbesserte Effizienz bis 2035 verdoppeln könnte. Sollte das der Fall sein, könnten Unternehmen in der KI-Branche und dadurch auch Anleger massiv profitieren.
Auch Automatisierung und Robotik werden für die Wirtschaft immer interessanter. Immer mehr Unternehmen setzen auf Roboter in den Wertschöpfungsketten, darunter zum Beispiel Primark, DHL, Nike oder Audi. Robotik findet in fast allen Branchen Anwendung und könnte ein wesentlicher Bestandteil der meisten Unternehmen werden. Auch hier sind Investmentchancen für Anleger denkbar.
Megatrend Quantencomputer
Ein weiterer Trend, der für Anleger im Jahr 2023 interessant werden könnte, sind Quantencomputer, eine spannende Technologie für Branchen wie Logistik, Pharma, Chemie und Finanzwesen. Die Unternehmensberatung BCG prognostiziert den Quantencomputern eine Marktgröße von 170 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2040. Große Unternehmen wie Amazon, Google und IBM investieren bereits in Quantenrechner und auch diverse Start-ups versuchen schon jetzt, Marktanteile zu gewinnen.
Darunter beispielsweise auch die Leipziger Start-ups SaxonQ und XeedQ, die gerade einen Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) in Höhe von 57 Millionen Euro erhalten haben, um die Zukunftstechnologie Quantencomputing voranzubringen. Die beiden jungen Unternehmen arbeiten daran, mithilfe von synthetisch hergestellten Diamanten Qubits herzustellen, die für den Betrieb von Quantencomputern existenziell sind.
Geopolitische Konflikte 2023: Ukraine, China und Deglobalisierung
Mit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine im Februar 2022 haben sich die geopolitischen Spannungen weltweit weiter verschärft. Die Finanzmärkte haben direkt auf den Angriff auf die Ukraine reagiert. Der DAX rutschte auf den tiefsten Stand seit einem Jahr, der russische Aktienindex RTS verlor innerhalb kürzester Zeit etwa 40 Prozent und Rohstoffpreise, vor allem für Öl und Gas, stiegen rasant an. Auch Monate später haben sich die Kurse noch nicht vollständig erholt.
Auch die Wirtschaftsmacht China sorgt an den Börsen für Verunsicherung. Die aktuelle Covid-19-Welle und der schwelende Konflikt mit Taiwan machen das Land zu einem Risikofaktor für viele Anleger, wie sich auch an den internationalen Finanzmärkten bemerkbar macht. Der chinesische Index Shanghai SE Composite verlor im letzten Jahr über 13 Prozent.
Neben den geopolitischen Konflikten zeichnete sich 2022 auch ein Trend zur Deglobalisierung ab. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte zuletzt dringlich davor gewarnt, internationale Handelsbeziehungen zu beenden und die Deglobalisierung voranzutreiben. So sei vor allem auch die Beziehung zu China, einem „wichtigen strategischen Partner für Deutschlands Sicherheitspolitik“, wichtig für die deutsche und europäische Wirtschaft.
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Gesetzesänderungen entlasten Anleger und Privathaushalte
Im neuen Jahr kommen verschiedene Entlastungen für Anleger und Privathaushalte. So wird Anleger freuen, dass der Sparerpauschbetrag seit 2009 das erste Mal erhöht wurde und jetzt statt ursprünglich 801 Euro ganze 1.000 Euro beträgt. Außerdem wurde der steuerliche Grundfreibetrag auf 10.908 Euro angehoben, eine Preisbremse für Strom und Gas festgelegt und eine höhere Homeoffice-Pauschale verabschiedet.
Weiterführende Quellen:
FNG-Marktbericht: Nachhaltige Geldanlagen
EU-Taxonomie: Grundlagen und Timeline