Fleischkonsum auf Rekordtief: Alternativen boomen
Der Fleischkonsum in Deutschland ist massiv zurückgegangen: Deutsche essen so wenig Fleisch wie schon seit 30 Jahren nicht mehr. Nach vorläufigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist der Pro-Kopf-Konsum von Fleisch im Vergleich zum Vorjahr um mehr als vier Kilogramm auf 52 Kilogramm pro Kopf gesunken. Dieser Wert ist der niedrigste seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1989. Dagegen wächst der Markt für pflanzliche Fleischalternativen beständig, der Umsatz ist alleine im Jahr 2022 um etwa elf Prozent gestiegen.
- Fleischkonsum in Deutschland ist auf Rekordtief.
- Der Markt an Fleischalternativen wächst beständig.
- Jeder zehnte Deutsche ist Vegetarier.
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Fleischkonsum und Produktion in Deutschland sinkt deutlich
Der rückläufige Konsum von tierischen Produkten ist seit Jahren zu beobachten, trotzdem war das Jahr 2022 bemerkenswert, der Rückgang war doppelt so hoch wie im Vorjahr. Auch die Fleischproduktion ist gesunken, seit dem Rekordwert von 2016, mit einer Fleischproduktion von 8,3 Millionen Tonnen, ist die Fleischproduktion jedes Jahr zurückgegangen. Im Vergleich zum Rekordjahr wurde 2022 ein Fünftel weniger Schweinefleisch produziert.
Für den Rückgang der Fleischproduktion gibt es mehrere Gründe: Neben der gesunkenen Nachfrage sind vor allem auch die gestiegenen Kosten für Energie, Düngemittel und Futter ein Problem für die Landwirte. Hinzu kommt, dass auch der Verbraucherpreis für Fleisch stark gestiegen ist. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Preis für Fleischwaren um knapp 15 Prozent. In Verbindung mit der aktuell hohen Inflation und dem damit zusammenhängenden verminderten Konsum ist auch der Fleischkonsum deutlich gesunken. Dagegen wächst der Markt für Fleischalternativen beständig.
Markt für Fleischalternativen wächst
Neben den gestiegenen Kosten für die Landwirte und die Verbraucher ist auch ein Umdenken in der Gesellschaft zu erkennen: Inzwischen ernähren sich fast acht Millionen Deutsche, also etwa jeder zehnte, vegetarisch. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat sich die Zahl der Vegetarier seit 1983 mehr als verfünfzehnfacht. Dementsprechend entwickelt sich der Markt für Fleischalternativen deutlich positiv, die Anzahl der verkauften Produkte ist von 2020 bis 2022 um über 40 Prozent gestiegen. Die größten Wachstumsraten haben Alternativen zu Seafood, Sahne, Fertiggerichten und Desserts.
Auch Alternativen zu tierischer Milch werden immer beliebter: Der Umsatz von Hafer-, Mandel- und Sojamilch stieg im vergangenen Jahr um 13 Prozent. Der Markt für Kuhmilch ist seit 2020 um zwölf Prozent geschrumpft, der Markt für pflanzliche Milch dagegen um 48 Prozent gewachsen. Fleisch- und Milchalternativen könnten also ein interessanter Markt für Anleger sein, die gerne in Wachstumsmärkte investieren.
Unternehmen | ISIN | Produktlinie | Rendite 1 Jahr | Rendite 5 Jahre | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Nestlé SA | CH0038863350 | Garden Gourmet | -8,0% | +48,0% | |||
Unilever | GB00B10RZP78 | The Vegetarian Butcher | +17,5% | -12,1% | |||
Merck | DE0006599905 | Cultured Meat | -10,0% | +112,8% | |||
Beyond Meat | US08862E1091 | Beyond Meat | -64,1% | -86,9% | |||
Veganz Group | DE000A3E5ED2 | Veganz | -77,4% | -86,4% | |||
JBS SA | US4661101034 | JBS Brands | -55,9% | -50,0% | |||
Tyson Foods | US9024941034 | Tyson Foods Brands | -34,7% | -1,3% | |||
Tyson Foods | KYG960071028 | WH Group Brands | -9,6% | -38,7% | |||
Stand: 11.04.2023 / Quelle: comdirect.de |
Lebensmittel-Konzerne reagieren
Aufgrund der Marktentwicklung haben bekannte Lebensmittel-Konzerne wie Unilever oder Nestlé reagiert und eigene Produktlinien entworfen, die sich auf den Ersatz von tierischen Produkten konzentrieren. So hat Unliever eine Untermarke mit dem Namen The Vegetarian Butcher (Deutsch: Der vegetarische Fleischer) gegründet, Nestlé hat mit Garden Gourmet eine ähnliche Produktlinie herausgebracht. Beide Unternehmen stellen sowohl Fleischprodukte als auch vegetarische und vegane Produkte her.
Eine ähnliche Hybrid-Lösung hat auch das Unternehmen Rügenwalder gefunden: Die vegetarischen und veganen Produkte, aber auch Fleischprodukte finden sich in den meisten deutschen Supermärkten. Das Unternehmen ist ein Pionier im deutschen Markt und hat bereits 2014 Ersatzprodukte hergestellt. Im Jahr 2021 machte das Unternehmen erstmals mehr Umsatz mit vegetarischen und veganen Produkte, als mit Fleisch und Wurst. Eine Aktie des Unternehmens gibt es aktuell jedoch nicht.
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Weiterführende Links und Quellen:
Tagesschau: Pflanzliche Alternativen boomen
Zeit: Fleischkonsum in Deutschland geht um vier Kilogramm pro Kopf zurück