Private Altersvorsorge – Junge Generation nutzt Anlagechancen nicht umfassend

Donnerstag den 21.12.2023 - Abgelegt unter: Aktien, Börse, Brokernews, ETFs, Fonds, Politik, Statistiken

„Die Rente ist sicher“ – Wer kennt ihn nicht, diesen berühmten Spruch des ehemaligen Bundesarbeitsministers Norbert Blüm. In einem gewissen Maße trifft diese Aussage bis heute zu, allerdings auf einem Niveau, auf dem Millionen von Renten-Empfängern alles andere als einen finanziell sicheren Lebensabend genießen könnten. Umso mehr kommt der privaten Altersvorsorge eine erhebliche Bedeutung zu und es gilt hier die Regel, dass man hiermit so früh wie möglich in seinem Leben beginnen sollte.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Fokus beim Vermögensaufbau nicht vorrangig die Altersvorsorge
  • Junge Generation hat zu hohe Cash Bestände in Portfolios
  • Chancen des Anleihemarktes werden kaum genutzt

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Die Frage ist hier oftmals nach dem Wie? Nimmt man hier als Grundlage zur Beantwortung dieser Frage mal an, dass die private Altersvorsorge anhand von Investment-Portfolios angegangen wurde und zudem das Ganze über einen Zeitraum der letzten 5 Generationen betrachtet, kommt man zu dem Schluss, dass gerade die jüngere Generation das ganze Thema falsch angeht.

Erfolgreich fürs Alter vorzusorgen, heisst früh damit zu beginnen

Dabei ist es entscheidend, bereits in jungen Jahren klug zu investieren – nicht nur wegen des Zinseszinseffekts, sondern auch angesichts unrealistischer Renditeerwartungen für das kommende Jahrzehnt bei den Boomern. Wie Albert Einstein sagte: „Wer den Zinseszins versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen.“ Eine Analyse von Vanguard Ende 2022 zeigt, dass junge Anleger im Vergleich zu älteren Anlegern unterinvestiert sind. Diese Diskrepanz verdeutlicht nicht nur ein potenzielles Versäumnis der jungen Generation, sondern hat auch Auswirkungen auf langfristige Renditen. Die Daten zeigen, dass viele junge Anleger die Chancen des Marktes nicht voll nutzen. Und das lässt sich mit einem Blick auf die Portfoliostrukturen verschiedener Generationen mit Zahlen belegen.

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Das Problem der jungen Generation? Zu hohe Cash-Bestände im Portfolio

Denn die durchschnittliche Portfoliozusammensetzung der Generation Z (geboren nach 1996) wies dabei einen erheblichen Bargeldanteil von etwa 29 Prozent auf, während die Babyboomer (geboren zwischen 1946 und 1964) mit etwa 19 Prozent deutlich weniger in Cash hielten. Diese Analyse berücksichtigte internationale Anleger, und angesichts der vergleichsweise niedrigen Aktienquoten in Deutschland lässt sich davon ausgehen, dass die Cash Quote deutscher Anleger sogar noch beträchtlich höher liegt. Doch woran liegt das?

Die Gründe für die hohe Cash Quote junger Anleger lassen sich auf verschiedene Faktoren zurückführen.

  • Grund Nummer 1: Die Verluste im Aktien- und Anleihenmarkt des Jahres 2022 könnten unerfahrene Investoren verunsichert haben, was zu einer Scheu vor weiteren Investments führte.
  • Grund Nummer 2: Berufsanfänger neigen dazu, häufig den Job zu wechseln, weshalb sie einen erhöhten Bargeldbestand als Puffer für Übergangszeiten bevorzugen.
  • Grund Nummer 3: Junge Menschen überschätzen oftmals ihre Fähigkeit, den Markt erfolgreich zu timen.
  • Grund Nummer 4: Die Altersvorsorge steht in jungen Jahren selten im Fokus, da andere Lebensbereiche Priorität genießen.
  • Grund Nummer 5: Junge Menschen verfügen zumeist nur über kleinere Vermögen, sodass derselbe Bargeldbetrag im Vergleich zu wohlhabenderen Investoren zu einer höheren Cash Quote führt.

Unabhängig von den individuellen Gründen stehen Anleger mit hohen Cash-Beständen zudem verstärkt der Inflation gegenüber und tragen hohe Opportunitätskosten. Allein im Jahr 2023 erzielte der S&P 500 eine Rendite von über 20 Prozent. Anleger, die Ende 2022 unterinvestiert waren, haben diese Rally verpasst. Langfristig führt ein unterinvestiertes Portfolio zu erheblichen Renditeeinbußen. Gemäß JP Morgan hätten Anleger, die in den letzten zehn Jahren die zehn besten Tage am Aktienmarkt versäumten, statt einer jährlichen Rendite von 9,5 Prozent lediglich 5,3 Prozent erzielt. Der Verzicht auf aktive Beteiligung kann sich somit langfristig als kostspielig erweisen.

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Chancen des Anleihemarktes werden bei jüngeren Generationen weniger genutzt

Was hinzukommt, ist die erkennbare Unterschätzung des Anleihemarktes durch GenZ und Millennials. Denn während Boomer beeindruckende 20 Prozent ihres Portfolios in Anleihen investieren, beschränkt sich der durchschnittliche GenZ-Anleger lediglich auf fünf Prozent. Grundsätzlich sollten junge Anleger zwar Aktien bevorzugen, jedoch weisen die hohen Cash-Bestände auch darauf hin, dass Anleihen möglicherweise gar nicht in Betracht gezogen werden. Diese Gleichgültigkeit gegenüber dem Bondmarkt ist zweifellos eine Reaktion auf die langanhaltende Niedrigzinsphase, vor allem für die GenZ, die in einer Zeit aufgewachsen ist, in der Anleihen kaum spürbare Renditen boten.

Doch aufgrund der Zinswende stellen Anleihen wieder eine sinnvolle Ergänzung für Portfolios dar. Denn das aktuelle Renditeniveau bietet einen der besten Einstiegszeitpunkte seit zwei Jahrzehnten. Selbst risikoarme kurzfristige US-Staatsanleihen hätten im laufenden Jahr fünf Prozent Rendite erbracht und somit zumindest die Inflation ausgeglichen – im Gegensatz zum bloßen Halten von Bargeld.

Private Altersvorsorge: Die Investment-Möglichkeiten sind vielfältig

Die gute Nachricht für junge Anleger ist, dass heute eine Fülle von Anlagemöglichkeiten zur Verfügung steht. Kostengünstige ETFs ermöglichen breit diversifizierte Investments, Investmentfonds bieten Zugang zu allen erdenklichen Märkten und Nischen, und benutzerfreundliche Investmentplattformen stellen detaillierte Anlegerinformationen und Berichte bereit. Der Zugang zu Finanzmarktinformationen und Anlageprodukten war nie einfacher. Obwohl die Vielfalt an Produkten die Komplexität erhöht, sollten sich gerade junge Anleger mit dem Thema Geldanlage auseinandersetzen. Denn das traditionelle Altersvorsorgekonzept des 20. Jahrhunderts hat spätestens für die Millennials ausgedient – Eigenheim und staatliche Rente reichen hier bei Weitem nicht mehr aus.

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Weiterführende Links und Quellen:

Generation Z finanzaffiner als Vorgängergeneration

Unterschiede in der Geldanlage: wie handeln die Generationen?