Herber Schlag für den Krypto-Markt – die Anti-Geldwäsche-Pläne der EU

Freitag den 19.01.2024 - Abgelegt unter: Brokernews, Kryptowährung, Politik

Das Thema Geldwäsche auf Bargeld und gegebenenfalls Prepaid-Kreditkarten zu reduzieren, ist zu kurz gedacht. Um Kriminellen das Wasser abzugraben und den Geldfluss zu unterbrechen, muss man inzwischen tiefer schürfen. Deshalb konzentriert sich die Europäische Union bei ihrer Anti-Geldwäsche-Verordnung nicht nur auf eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro, sondern möchte auch dem bislang relativ „freizügigen“ Krypto-Markt ein engeres Korsett verpassen. Viele Vorzüge von Kryptowährungen wären damit hinfällig.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Die EU möchte die Geldwäsche mit Kryptowährungen bekämpfen.
  • Künftig sollen maximal 1.000 Euro über Self-Custody-Wallets gezahlt werden dürfen.
  • Privacy Coins sollen verboten werden.

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Drei Stellschrauben

Noch sind die Pläne nicht ausgereift und wird innerhalb der EU eifrig diskutiert, wie und an welchen Stellschrauben man die Geldwäsche in den Griff bekommen kann. Doch erste Details, die unter anderem von DLNews.com publiziert wurden, lassen tief blicken und stehen für tiefgreifende Veränderungen.

Dabei rücken drei Aspekte rund um Zahlungen und die Verwahrung von Kryptowährungen besonders in den Fokus:

  • Zahlungen von selbst gehostete Wallets – sogenannte Self-Custody-Wallets wie etwa Ledger, Minerva oder Trezor – sollen nur noch eingeschränkt möglich sein.
  • Generell sollen Krypto-Zahlungen besser und stärker rückverfolgbar werden.
  • Privacy Coins, die weitgehende Anonymität versprechen, stehen vor dem Aus und sollen verboten werden.

Auf den Punkt gebracht, sehen die Pläne der EU vor, der Anonymität des Krypto-Marktes einen Riegel vorzuschieben. Kryptowährungen, die darauf ausgelegt sind, die Anonymität zu erhöhen, droht ein Verbot. Diese „datenschutzorientierten“ Werte sind von einigen der großen Krypto-Börsen deshalb bereits aus dem Portfolio gestrichen worden. Betroffen sind oder wären Privacy Coins wie Monero und Zcash. An den Kragen gehen soll es darüber hinaus Anonymisierungstools wie Krypto-Mixern.

Regeln für selbst gehostete Wallets

In diesem Kontext sind die geplanten Vorgaben für selbst gehostete Wallets und damit anonyme Konten nur konsequent. Ein Verbot hat die Krypto-Industrie noch abwenden können. Aber: Künftig sollen maximal 1.000 Euro über Self-Custody-Wallets gezahlt werden dürfen. Höhere Beträge wären dann nur noch statthaft, wenn ein lizenziertes Unternehmen zwischengeschaltet ist. Ziel: Transaktionen besser nachverfolgen und identifizieren zu können.

Dem entspricht auch der Vorstoß des Europäischen Parlamentes, Unternehmen bereits bei Krypto-Zahlungen von unter 1.000 Euro zu strengeren Prüfungen zu verpflichten. Denn gerade Terrorgruppen nutzten häufig Transaktionen über geringe Beträge, um die Finanzflüsse zu verschleiern.

Surftipp: Ratgeber: Wie sollte man Kryptowährungen am besten speichern?

Sorge vor strengeren Richtlinien

Damit drohen dem Krypto-Markt tiefe Einschnitte. Völlig unerwartet kommen die Pläne nicht. In der EU greift bereit die Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCA). Darüber ist man seitens der Krypto-Unternehmen durchaus froh – zumal damit klare Bahnen gelten. Allerdings befürchtet man, dass die Anti-Geldwäsche-Verordnung (Anti-Money Laundering Regulation – AMLR), diese Regeln übersteigen und künftig deutlich strengere Richtlinien gelten.

Tommaso Astazi, Leiter für Regulierungsangelegenheiten bei der in Brüssel ansässigen Lobbygruppe Blockchain For Europe, hofft auf technische Innovationen, die für mehr Sicherheit auf beiden Seiten sorgen. Gegenüber VLNews.com erklärte er: Für die Zukunft erwarte man Lösungen, um auch mit privaten, selbst gehosteten Wallets Zahlungen tätigen zu können, die den Know-Your-Customer-Regeln entsprechen.

Kein Spielraum für eigene Interpretationen

Sicher ist: Die EU möchte eine stärkere Regulierung – und zwar in allen Mitgliedsstaaten. Deshalb handelt es sich um eine Geldwäsche-Verordnung und nicht bloß um eine Richtlinie. Denn eine Richtlinie ließe sich ländertypisch interpretieren. Das Ergebnis solcher Richtlinien: Während in Belgien kein einziges Krypto-Unternehmen ansässig ist, haben sich in Tschechien aufgrund der laxeren Regeln über 10.000 angesiedelt.

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Weiterführende Quellen:

BaFin: Europäische MiCA-Verordnung: Regel-Fundament für Kryptowerte

Deutsche Welle: EU verbietet Barzahlungen von mehr als 10.000 Euro

DLNews – The EU is about to outlaw and restrict some of the most prized features in crypto


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