Europawahl 2024: Erste Auswirkungen der Ergebnisse auf die Kapitalmärkte
Die mit, hinsichtlich der Ergebnisse, Spannung erwartete Europawahl 2024 ist vorbei und das mit Ergebnissen, die in manchen Ländern durchaus erwartet wurden, in anderen Ländern hingegen vom Ergebnis dann in ihrer Deutlichkeit dann doch überraschten. Neben so entstandenem politischen Erdbeben steht vor aber auch eine zentrale Frage: Wie wirkt sich das Ergebnis dieser Europawahl nun auf die Kapitalmärkte aus?
Das Wichtigste im Überblick:
- Rechtspopulisten in den Kernländern Europas klare Sieger
- Regierungskrise in Folge der Europawahl belastet französische Börse deutlich
- Auch der Dax gab anfangs nach, erholte sich im Laufe des Handelstages
Ausgang der Europawahl lastet schwer auf den europäischen Aktienmärkten
Anleger verabscheuen Unsicherheit, und genau diese hat das Ergebnis der Europawahlen auf dem gesamten Kontinent ausgelöst. Die europäischen Börsen starteten durchweg schwächer in den Handel, was die Nervosität unter den Investoren deutlich widerspiegelt. Der europaweite Rechtsruck in der politischen Landschaft sorgt für erhebliche Schwierigkeiten und Bedenken bezüglich der Stabilität und Zukunft der Europäischen Union.
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Die Börsen in Frankfurt, Mailand und London verzeichneten zunächst moderate Verluste von rund 1,00 Prozent, was auf die erste Schockreaktion der Märkte zurückzuführen ist. Im Laufe des Tages konnten sich diese Märkte jedoch stabilisieren und reduzierten ihre Verluste auf etwa 0,4 bis 0,5 Prozent. Dies zeigt eine gewisse Beruhigung, jedoch bleibt die Unsicherheit bestehen.
In Paris hingegen fiel der Markt deutlich stärker um 2,0 Prozent, ein klarer Indikator für die tiefergehenden Ängste der Investoren bezüglich der politischen Veränderungen in Frankreich und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft. Der Pariser Markt verharrte den gesamten Tag auf diesem niedrigen Niveau, was auf anhaltende Sorgen und mangelndes Vertrauen hinweist.
Die spanische Börse zeigte sich zu Beginn stabil, musste jedoch im Laufe des Handelstages ebenfalls Verluste von etwas über 1,00 Prozent hinnehmen, bevor sie sich schließlich auf einem Minus von 0,4 Prozent stabilisierte. Diese Volatilität unterstreicht die Unsicherheit und das vorsichtige Vorgehen der Investoren in einem politisch unsicheren Umfeld.
Der ATX an der Wiener Börse, der bei 3.658,69 Punkten gestartet war, verlor im Handelsverlauf ebenfalls deutlich an Wert.
Ein besonders deutlicher Indikator für die Auswirkungen der Europawahl auf den gesamten europäischen Aktienmarkt ist der EuroStoxx 50, der als Leitindex für die Eurozone dient. Dieser lag zu Handelsbeginn um mehr als 1,1 Prozent im Minus, was die breite Marktunsicherheit und die Reaktion der Anleger auf die politischen Veränderungen in Europa verdeutlicht.
Frankreich nach der Wahl – das neue Sorgenkind Europas?
Verantwortlich für diese, doch recht deutlichen Verluste, vorrangig an der Pariser Börse CAC40, ist vor allem die von Präsident Macron vorgenommene Auflösung der französischen National-Versammlung und den angekündigten, vorgezogenen Neu-Wahlen. Nach eigenen Angaben sah er sich zu diesem Schritt gezwungen, nachdem er mit seiner Partei beziehungsweise den Kandidaten für das europäische Parlament gegen seine Dauer-Widersacherin und Rechtspopulistin Marine LePen und ihrer Partei RN (Rassemblement National) deutlich verloren hatte. Immerhin konnte die RN rund 32 Prozent der Stimmen für sich beanspruchen. Was fast dem Doppelten dessen entspricht, was die Liste Renaissance von Präsident Emmanuel Macron für sich beanspruchen kann.
An der Pariser Börse belastete die Neuwahl-Ankündigung dann insbesondere Titel aus der Finanzbranche. Hier vor allem Société Generale, BNP Paribas und Crédit Agricole, deren Verluste jeweils im mittleren einstelligen Prozentbereich lagen.
Doch auch bei den Anleihen zeigt sich nach Macrons Ankündigung von Neuwahlen ein eher düsteres Bild. Dort trennten sich am heutigen Montag zahlreiche Investoren von französischen Staatsanleihen. Die Rendite für zehnjährigen Schuldtitel stieg um rund 10 Basispunkte auf 3,19 Prozent, was dem höchsten Niveau seit November entspricht. Der Spread, also die Zinsdifferenz zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen, liegt nun mit 54 Basispunkten so hoch wie noch nie seit dem Januar.
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Was bedeutet das Ergebnis der Europawahl nun für Anleger
Dies ist verständlicherweise aus Anlegersicht die momentan wohl bedeutendste Frage, doch diese zu beantworten alles andere als einfach. Denn, auch wenn das Ergebnis temporär die Börsen in Europa am „Tag“ danach belasten, ist dies kein Anlass in Panik zu geraten. Natürlich sind gerade die Vorkommnisse in Frankreich in einem gewissen Maße besorgniserregend, doch wenn man einen Blick auf die Tagesentwicklung der Kurse in Deutschland, Italien, Großbritannien und Spanien wirft, zeigt sich hier dann doch, dass der erste Schock relativ schnell überwunden worden ist. Was vor allem deutlich macht, dass die Märkte im Kern stabil sind. Was sich vor allem auch mit Blick auf die Erklärungen zum letzten Zinsentscheid der EZB stützt.
Zwar ist die Inflation in der Euro-Zone noch nicht besiegt, Doch mit einer Teuerung von zuletzt 2,6 Prozent im Mai liegen Raten von mehr als zehn Prozent wie im Herbst 2022 aber inzwischen weit entfernt. Die Wirtschaft zeigt sich also momentan recht stabil und darauf sollten Anleger auch weiterhin setzen.
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Quellen und weiterführende Links
www.tagesschau.de: Welche Sorgen Investoren nun haben
www.capital.de: Europawahl 2024: Der Rechtsruck beunruhigt die Investoren