Künstliche Intelligenz: Ist die KI-Blase real?
Künstliche Intelligenz hat in den letzten Monaten einen massiven Aufschwung erlebt und sich zu einem zentralen Thema in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt. Nicht zuletzt Milliardeninvestitionen in KI-Start-ups zeugen von einem Goldrausch im Technologie-Sektor. Aktien von Unternehmen wie Nvidia oder Microsoft konnten massive Kursanstiege verzeichnen und Anlegern beachtliche Renditen erwirtschaften. Im Angesicht dieses rasanten Wachstums steigt nun die Sorge vor einer KI-Blase. Sollte man sich als Anleger bereits auf ein mögliches Platzen der vermeintlichen Blase vorbereiten und wie bekommt man jetzt Sicherheit ins Depot?
Das Wichtigste in Kürze:
- Künstliche Intelligenz ist in den letzten Monaten wohl eins der spannendsten Themen für Anleger.
- Milliardeninvestitionen und steigende Aktienkurse beflügeln das Wachstum der Branche.
- Nun steigt die Sorge vor der Existenz einer KI-Blase und einer allgemeinen Überbewertung von KI.
- Anleger sind verunsichert, wie lange der KI-Hype noch anhält.
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Anleger sind nervös
Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Anleger aktuell ungewöhnlich unruhig und äußerst aktiv sind. So waren vereinzelt große Umschichtungen von Wertpapieren spürbar: Raus aus den Aktien großer Tech-Unternehmen und rein in Papiere kleinerer Unternehmen (Small Caps). So verzeichnen speziell Fonds für Small Caps in den letzten Wochen Milliardenzuflüsse, während Tech-Aktien wie Nvidia im letzten Monat Verluste von mehr als 10 Prozent hinnehmen mussten. Die Mittelflüsse zu Small Caps Fonds sind durchaus bemerkenswert, da es seit der Finanzkrise 2007 und 2008 keinen vergleichbaren Run auf Small Caps gegeben hat.
Aber auch traditionelle Unternehmen und Konzerne scheinen von der momentanen Unsicherheit der Anleger zu profitieren: Während der eher tech-basierte Nasdaq zuletzt Rückschläge verzeichnet hat, entwickeln sich der Dow-Jones und der breit diversifizierte Index Russell 2000 ausgesprochen gut. Letzterer konnte innerhalb eines Monats ein Kursplus von knapp elf Prozent hinlegen. Diese Entwicklung könnte darauf hindeuten, dass Anleger momentan wieder mehr diversifizieren und ihr Portfolio breiter aufstellen. Die Gefahr einer Überbewertung von KI könnte ein Hauptgrund dafür sein, aber auch die anstehende Präsidentschaftswahl in den USA und das aktuelle Zinsumfeld sorgen für Unsicherheit unter den Anlegern.
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Ist die KI-Branche überbewertet?
Glaubt man diversen Analysten und Börsen-Experten, ist der Hype um die KI-Branche endlich und die Branche allgemein überbewertet. Die Gründe dafür sind vielfältig, der Hauptgrund sind allerdings die hohen Kosten, welche die Implementierung von Künstlicher Intelligenz mit sich bringen. Diesen Kosten stehen oft wenig profitable Geschäftsmodelle gegenüber.
Vor allem die Infrastruktur, also hauptsächlich die benötigten Rechenzentren und deren Rechenleistung, können für Unternehmen hohe Investitionskosten von mehreren Milliarden Euro bedeuten. Auch die große Menge an Daten, die für das Training einer künstlichen Intelligenz benötigt werden, kosten Geld und Zeit. Vor allem kleine Unternehmen und Start-ups haben deshalb wenig Chancen, sich auf diesem Markt durchzusetzen, aber auch etablierte Unternehmen haben mit den hohen Kosten und diversen weiteren Problemen zu kämpfen.
Ein Vergleich gefällig? Als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, gab es bereits eine Vielzahl an Geschäftsmodellen, die einfach umsetzbar und vergleichsweise günstig waren. Dennoch baute sich eine Kursblase auf, beruhend auf überzogenen Hoffnungen, die anschließend platzte. Erst im zweiten Anlauf bildeten sich die Tech-Schwergewichte, die heute noch erfolgreich am Markt tätig sind.
Ob sich eine ähnliche Blase gerade in der KI-Branche aufbaut, ist momentan noch schwer abzuschätzen. Manche Experten sehen die KI-Industrie bereits als größte Blase aller Zeiten, andere betonen immer wieder das große Potenzial der Technologie und die Chancen, die KI für die Gesellschaft und die Wirtschaft bedeuten könnte. Um sich gegen eine mögliche KI-Blase abzusichern, könnten Anleger allerdings bereits jetzt präventiv reagieren.
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Sicherheit im Depot
Trotz aller Unsicherheit und Spekulationen: Es ist nicht ausgeschlossen, dass die KI-Welle noch eine Weile weiter läuft oder auch gar nicht zu stoppen ist, zu groß ist der Nutzen von künstlicher Intelligenz. Deshalb könnte es sich für risikoaffine Anleger lohnen, weiter in die KI-Branche zu investieren. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass Unternehmen wie KI-Vorreiter Nvidia (ISIN: US67066G1040), Microsoft (ISIN: US5949181045) oder Alphabet (ISIN: US02079K3059) aktuell etwas günstiger zu haben sind als noch vor wenigen Tagen. Ein entsprechender ETF, wie beispielsweise der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (ISIN: IE00BGV5VN51), könnte sich hier ebenfalls lohnen. Innerhalb eines Jahres erwirtschaftete der KI-ETF über 38 Prozent Rendite. Anleger, die aktiv gemanagte Fonds bevorzugen, könnten beim DWS Invest Artificial Intelligence Fonds (ISIN: LU2154580323) oder dem Allianz Global Artificial Intelligence Fonds (ISIN: LU1548497186) fündig werden.
Finanzprodukt | ISIN | Performance 1 Jahr | Performance 3 Jahre | Performance 5 Jahre |
---|---|---|---|---|
Nvidia | US67066G1040 | 134,8% | 460,1% | 2.548,8% |
Microsoft | US5949181045 | 24,0% | 46,4% | 202,1% |
Alphabet | US02079K3059 | 29,8% | 26,8% | 181,8% |
Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data | IE00BGV5VN51 | 31,2% | 45,2% | 130,8% |
DWS Invest Artificial Intelligence Fonds | LU2154580323 | 26,4% | 14,8% | – |
Allianz Global Artificial Intelligence Fonds | LU1548497186 | 5,7% | -12,6% | – |
Quelle: comdirect.de / Stand: 08.2024 |
Anleger, die weniger risikoaffin eingestellt sind, sollten sich fragen, wie stark das eigene Depot von Tech-Werten, US-Aktien und dem MSCI World abhängt. Sollten diese Werte einen Großteil des Depots ausmachen, könnte eine Umschichtung mehr Sicherheit ins Depot bringen. Hier könnten unter anderem Small Caps aus den USA attraktiv sein, die von einem eventuellen stärkeren Fokus der Politik auf die heimische US-Wirtschaft und sinkenden Zinsen der US-Notenbank profitieren könnten.
Zu guter Letzt: Der neue AI-Act für die EU
Am Donnerstag, dem 01.08.2024, tritt die weltweit erste KI-Verordnung in Kraft. Im Rahmen der neuen Verordnung gelten nun strengere Regeln für den Einsatz und die Nutzung von KI für europäische Unternehmen. Dabei betrifft das neue Regelwerk fast jede Branche und könnte langfristig einen Wettbewerbsnachteil für EU-Unternehmen bedeuten. Denn die neuen Regeln gelten nur innerhalb der EU, während Unternehmen außerhalb sich nicht an die Verordnung halten müssen. Im Rahmen des AI Act wird unter anderem geregelt, welche KI-Anwendungen zukünftig verboten sind oder wie risikoreich bestimmte KI-Systeme sind und sein dürfen. Ob und wie sich die neue Verordnung auf die Wirtschaftlichkeit europäischer KI-Unternehmen auswirkt, wird sich in Zukunft zeigen.
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Weiterführende Links und Quellen
Basic Thinking: Enorme Kosten und hohe Risiken: Ist Künstliche Intelligenz überbewertet?
Heise Online: AI Act tritt in Kraft: Was Sie zur KI-Verordnung wissen müssen
Bigdata Insider: Jeder vierte Entscheider hält KI für überbewertet