Was der Einstieg der Unicredit bei der Commerzbank für Anleger bedeutet
Am 11. September 2024 sorgte die Nachricht, dass die italienische Großbank UniCredit einen bedeutenden Anteil an der deutschen Commerzbank erworben hat, für Aufsehen in der Finanzwelt. Dieser Schritt hat nicht nur Spekulationen über eine mögliche Übernahme entfacht, sondern auch umgehend die Aktienkurse beider Banken beeinflusst. Doch wie geht es nun weiter und vor allem stellt sich die Frage, welche möglichen Chancen sich mit diesem Einstieg für die Anleger beider Banken ergeben.
Das Wichtigste im Überblick:
- UniCredit erwirbt 9 Prozent Aktienanteil an deutscher Commerzbank
- 4,5 Prozent des Aktienpakets stammen aus der deutschen Staatsbeteiligung an der Commerzbank
- UniCredit bekundet möglichen Erwerb weiterer Anteile an
- Übernahme würde die Entstehung der zweitgrößten Bank in Europa bedeuten
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Der aktuelle Status Quo: Unicredit-Chef schließt Übernahmeangebot für Commerzbank aus / Sich regender Widerstand bei der Commerzbank
Andrea Orcel, der CEO von Unicredit, hat klargestellt, dass es kein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank geben wird. In einem Interview mit der italienischen Zeitung “Il Messaggero” bezeichnete Orcel einen solchen Schritt als “zu aggressiv”. Unicredit hat derzeit keine Eile, den Anteil an der Commerzbank über die bereits erworbenen neun Prozent hinaus zu erhöhen.
Trotzdem bleibt das Interesse an der zweitgrößten deutschen Privatbank bestehen. Unicredit würde gerne die restlichen Anteile des Bundes übernehmen, zeigt jedoch keine Dringlichkeit. Orcel betonte, dass Unicredit in den letzten zwei bis drei Jahren der deutschen Regierung und anderen Beteiligten wiederholt ihr Interesse an der Commerzbank signalisiert habe. Er hoffe auf einen konstruktiven Dialog mit dem Commerzbank-Management und der Bundesregierung. Der Bund plant jedoch vorerst keine weiteren Anteile der Commerzbank zu verkaufen und will die neue Lage zunächst sondieren.
Interne Widerstände bei der Commerzbank
Innerhalb der Commerzbank herrscht weiterhin Krisenstimmung. Management und Arbeitnehmer lehnen eine Übernahme durch Unicredit ab und entwickeln interne Abwehrstrategien, um das Alleinstellungsmerkmal der Commerzbank zu betonen. Zudem steht die Bank beim Top-Management unter Druck.
Nachdem der bisherige Vorstandsvorsitzende Manfred Knof kurz vor dem Unicredit-Coup angekündigt hatte, seinen Vertrag nicht über Dezember 2025 hinaus zu verlängern, läuft die Suche nach einem Nachfolger auf Hochtouren. Es wird betont, dass es jemanden brauche, der das volle Mandat habe, um mögliche Gespräche mit Unicredit zu führen.
Obwohl eine Übernahme durch Unicredit vorerst vom Tisch ist, hat die italienische Großbank als zweitgrößter Aktionär nun ein gewichtiges Mitspracherecht bei der Commerzbank. Die bisherige Finanzvorständin Bettina Orlopp gilt als Favoritin für den Spitzenposten, da sie in alle Prozesse eingebunden ist. Die Entscheidung könnte bereits am kommenden Dienstag fallen, wenn Aufsichtsrat und Management der Commerzbank zu einer zweitägigen Sitzung in der Nähe von Frankfurt zusammenkommen, wie zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters mitteilten.
UniCredit erwirbt 9 Prozent der Commerzbank: Hintergrund des Einstiegs
Die UniCredit hat sich rund neun Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert. Dabei kommt das Ganze aus Sicht von Branchenkennern nicht ganz unerwartet, denn die UniCredit bekundet seit geraumer Zeit immer wieder ein Interesse an der Commerzbank. Und setzt nun entsprechenden Vermutungen vorerst mal ein Ende.
Denn das zweitgrößte italienische Kreditinstitut erwarb die Hälfte des Anteils an der Commerzbank durch den Kauf eines 4,5-Prozent-Pakets, das der deutsche Staat über Nacht am Markt platzierte. Nach dem Verkauf der rund 4,5 Prozent an UniCredit hält er zwar noch zwölf Prozent an der Bank. Doch die Frage ist, ob der verbliebene Anteil ebenfalls an UniCredit gehen könnte.
Die anderen 4,5 Prozent des 9 Prozent Pakets sei seitens der italienischen Großbank am freien Markt erworben worden. Die UniCredit zahlte dabei einen Preis, der über dem aktuellen Börsenwert lag, was auf ein starkes Interesse und strategische Absichten hinweist, was nun auch in einer ersten Stellungnahme des Vorstandes UniCredit deutlich wird. So werde man zusammen mit der Commerzbank Möglichkeiten zur Wertsteigerung für die Aktionäre beider Banken erörtern. Wenn nötig, werde man regulatorische Genehmigungen für eine mögliche Ausweitung des Anteils auf mehr als 9,9 Prozent einholen.
Im Falle einer Übernahme könnte ein Bankriese entstehen, der einen Marktwert von fast 74 Milliarden Euro erreicht und in Europa Platz zwei nach der britischen HSBC einnehmen würde.
Was der Einstieg der UniCredit bei der Commerzbank für Anleger bedeutet oder bedeuten könnte
Der Einstieg der italienischen UniCredit Bank bei der deutschen Commerzbank eröffnet für Anleger zweifelsohne eine Vielzahl von Chancen und Perspektiven. Bereits die Ankündigung dieser Beteiligung führte zu einem deutlichen Kursanstieg sowohl bei der Commerzbank-Aktie in Frankfurt als auch der UniCredit-Aktie an der Mailänder Börse. Je nachdem wie die angekündigten Gespräche beider Banken verlaufen, steckt hier also durchaus eine gewisse Kursfantasie drin.
Wobei zu beachten ist, dass die folgenden Aussagen bis dato lediglich Optionen darstellen
Eine Option wäre, dass durch die Beteiligung einer großen europäischen Bank wie UniCredit die Commerzbank ihre Marktposition erheblich stärken könnte. Eine stärkere Präsenz im europäischen Bankensektor und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit sind mögliche positive Effekte. Diese strategische Partnerschaft könnte der Commerzbank helfen, sich in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Marktumfeld besser zu behaupten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die potenziellen Synergieeffekte und Effizienzsteigerungen, die aus einer engeren Zusammenarbeit oder sogar einer Fusion resultieren könnten. Solche Synergien könnten die Betriebskosten senken und die Profitabilität beider Banken erhöhen. Dies wäre besonders vorteilhaft für die Aktionäre, da es zu einer Steigerung des Unternehmenswerts und möglicherweise zu höheren Dividenden führen könnte.
Hierfür spricht vor allem eine erste Aussage zum Einstieg bei der Commerzbank seitens der UniCredit. Denn langfristig gesehen hat UniCredit signalisiert, dass sie an einer weiteren Erhöhung ihres Anteils interessiert sind. Dies könnte langfristig zu einer vollständigen Übernahme führen, was zusätzliche Wachstumschancen für die Commerzbank und ihre Aktionäre eröffnen könnte. Eine solche Entwicklung könnte die Position der Commerzbank im europäischen Bankensektor erheblich festigen und ihr Potenzial für zukünftiges Wachstum erhöhen, sofern sie denn hier als Bank erhalten bleiben würde.
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Einstieg ruft gemischte Gefühle am Markt hervor
Sowohl die Bundesregierung als auch der Aufsichtsrat der Commerzbank wurden vom Einstieg der italienischen Großbank offenbar völlig überrascht. Dabei ist dies aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen hat die Bundesregierung selbst, über ihre Finanzagentur, den Italienern die Hälfte dieses Aktienpakets verkauft – schlichtweg, weil sie das höchste Gebot abgegeben hatten.
Zum anderen ist es umso erstaunlicher, dass im Frankfurter Commerzbank-Tower so wenig Wissen über die Vorgänge herrschte, obwohl der Bund nach wie vor der größte Einzelaktionär der Bank ist. Beteiligte räumen ein, man sei „übertölpelt“ worden. Die Beschreibung ist die einer Regierung, die naiv in den Verkaufsprozess ging, ihn nachlässig abwickelte und nun fassungslos auf die Ergebnisse blickt: Ein Übernahmeversuch wurde möglich gemacht, den die Regierung eigentlich niemals zulassen wollte.
Und so regt sich beim Thema einer möglichen Fusion bereits Widerstand, viele Beschäftigte der Commerzbank und auch die Gewerkschaft Verdi lehnen einen solchen Schritt ab.
Der Einstieg von UniCredit wird aktuell jedoch von zahlreichen Experten als positiver Beleg für den Stellenwert und die Fortschritte der Commerzbank gewertet. Was wiederum das Vertrauen der Anleger in die Stabilität und Zukunftsfähigkeit der Bank weiter stärken dürfte. Insgesamt bietet der Einstieg der UniCredit Bank bei der Commerzbank sowohl kurzfristige als auch langfristige Chancen für Anleger. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt und ob es zu einer vollständigen Übernahme kommt.
Fazit
Fakt ist, dass der erfolgte Einstieg der UniCredit bei der Commerzbank ein durchaus bedeutendes Ereignis darstellt, das sowohl Chancen als auch Risiken für Anleger mit sich bringt. Kurzfristig konnten die Aktienkurse bereits profitieren, langfristig hängt der Erfolg jedoch von der Umsetzung der strategischen Ziele und der Integration der beiden Banken ab. Anleger sollten diese Entwicklungen genau beobachten.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche konkreten Schritte die UniCredit in den kommenden Monaten unternehmen wird. Klar ist jedoch, dass dieser Einstieg das Potenzial hat, die Bankenlandschaft in Deutschland nachhaltig zu verändern.
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Quellen und weiterführende Links
Commerzbank: Neustart in Europas Banken-Monopoly
Wirtschaftswoche: UniCredit-Chef sieht Commerzbank-Übernahme als Option
Business Insider: Commerzbank droht die Übernahme – so rüstet sich der Konzern gegen den Vorstoß von UniCredit