Update: Anleger hoffen auf Entspannung im Israel-Konflikt
Am 13. April 2024 feuerte der Iran auf den Nachbarstaat Israel und rund 300 Drohnen, ballistische Raketen und Marschflugkörper kamen zum Einsatz. Der Angriff dauerte mehrere Stunden und gilt als Reaktion auf einen zuvor geführten Luftangriff Israels auf ein Botschaftsgelände in Syrien. Der Konflikt im Nahen Osten eskaliert derzeit und die Auswirkungen sind schwer einschätzbar – auch für den Finanzmarkt. Anleger blicken gebannt auf Rohstoff- bzw. Ölpreise und setzen auf das Prinzip Hoffnung. Zu Recht?
Das Wichtigste im Überblick:
- Krise im Nahen Osten besorgt Anleger
- Risiko der Eskalation lässt Ölpreis-Prognosen steigen
- Update: Am 19. April 2024 gab es einen Militärschlag gegen den Iran
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Angespannte Lage im Nahen Osten
Bereits am 7. Oktober 2023 führte der Hamas einen Überfall auf Israel durch – ein terroristischer Akt, mit tiefgreifenden Auswirkungen. Weil Israel neben der Terrororganisation Hamas den Iran als Drahtzieher benennt, gab es zuletzt verstärkte Angriffe auf Ziele im Libanon, in Syrien, im Irak und im Jemen. Zudem bleibt der Gazastreifen ein umkämpftes Gebiet. Ein Flächenbrand droht. Die letzten Ereignisse im April 2024 sind als Eskalation zu bewerten, wenngleich keine Seite an einem massiven militärischen Konflikt Interesse haben dürfte. Experten schätzen die Lage als angespannt ein und hoffen noch auf eine Eindämmung des Konflikts. Eine Hoffnung, die zahlreiche Anleger weltweit teilen. Allerdings gab es am 19. April wiederum eine militärische Antwort auf den Iran. Gerät die Region in eine Gewaltspirale?
Ölpreise halten sich stabil
Vor allem den Ölpreis verfolgen viele mit Spannung, der sich allerdings bisher kaum signifikant bewegte. Am 16. April 2024 lag der West Texas Intermediate (WTI) Rohölpreis bei knapp unter 85 US-Dollar und damit etwa auf dem Niveau der Vortage. Tendenziell zogen die Preise seit Jahresbeginn eher an. Durchschnittlich landete der Rohölpreis (WTI) 2024 bisher bei 78,19 Euro. Die Nordseesorte Brent blieb im Umkreis von 89 bis 90 Euro und notierte teilweise mit Verlusten. Nach dem Angrif Israels kletterten die Kurse kurzfristig stark, gaben aber gleich wieder nach. Am Morgen des 19. April kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni rund 88,66 US-Dollar – ca. 1,55 Dollar mehr als am Vortag.
Das Risiko einer massiven Ausweitung des Konflikts halten Anleger noch für gering – ebenso die Vorstellung, dass der Iran die Straße von Hormus, das wichtigste Nadelöhr für den Ölexport, militärisch abriegelt. Über diesen Weg transportieren Frachter etwa ein Fünftel des weltweiten Öls. Als ebenfalls sehr unwahrscheinlich gilt das Risiko, dass weitere Staaten wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate von Raketen getroffen werden.
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Ganz zurücklehnen will sich indes keiner der Spezialisten. Bei der ING erwarten die Rohstoffexperten noch eine Weile, dass Unsicherheiten und Spannungen anhalten. Auch hier gilt: Im Fall einer Eskalationsspirale wäre mit einem Anstieg des Ölpreises zu rechnen.
In zahlreichen Prognosen wird dies bereits beachtet. So hob Citi seine kurzfristigen Ölprognosen aufgrund höherer Risikoprämien von 80 auf 88 US-Dollar pro Barrel. Die Société Générale gab an, dass das geopolitische Risiko auf absehbare Zeit in den Rohölpreisen enthalten sein dürfte und legte bei der eigenen Prognose nach. Hier kletterte der Wert für das 2. Quartal 2024 auf 91 US-Dollar pro Barrel (Brent) bzw. 87,5 US-Dollar (WTI). J. P. Morgan lässt seine Preisprognose für Brent bei 90 US-Dollar.
Überschaubare Auswirkungen, aber hohes Risiko
Generell gilt, dass die Welt immer noch stark von den Ölstaaten im arabischen Raum abhängig ist und deshalb Kriege und Krisen in dieser Region niemanden kalt lassen – selbst in weit entfernten Gefilden. Wie sich Konflikte auf die Ölpreise auswirken können, lässt sich am Beispiel der 70er Jahre ablesen, als die Fördermengen ein politisches Druckmittel waren. Damals war von der „Ölpreis-Waffe“ die Rede. Allerdings sind die Tendenzen, diese Abhängigkeiten zu nutzen, in den letzten Jahren geringer geworden (in gleichem Maße, wie die Anzahl an Alternativen zunahm).
Ölpreis (WTI) | |||||
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Zeitpunkt | Konflikt-Ereignis | Kurs in USD (Monatsbeginn) | Kurs in USD (Monatsende) | Jahreshöchststand (in USD) | Jahresdurchschnitt (in USD) |
Juni 2007 | Die Hamas übernimmt die Kontrolle über den Gazastreifen | 65,08 | 71,09 | 98,18 | 76,08 |
Dezember 2008 | Offensive im Gazastreifen durch Israel, endet am 18. Januar 2009 | 49,28 | 44,60 | 145,29 | 100,29 |
September 2010 | Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palestinänsern scheitern | 73,91 | 79,97 | 91,51 | 79,62 |
November 2012 | Neue Gaza-Offensive | 87,09 | 88,91 | 109,72 | 94,16 |
April + Juli 2014 | Erneute Friedensverhandlungen scheitern, Bodenoffensive Israels, anschließend Luftangriffe | 99,46 | 98,03 | 106,65 | 92,61 |
Mai 2021 | Raketenbeschuss der Hamas auf Israel, Gegenschlag aus Israel | 64,49 | 66,32 | 84,65 | 68,07 |
Oktober 2023 | Terroranschlag der Hamas und Angriff auf Israel. Israel erklärt den Kriegszustand und greift den Gazastreifen an. | 88,82 | 81,02 | 93,68 | 77,61 |
April 2024 | Angriff des Irans auf Israel | 85,15 | – | 86,91 | 78,19 |
Quelle: Finanzen.net (17. April 2024); Alle Angaben ohne Gewähr |
Wird die Entwicklung in und um Israel mit der Entwicklung des Ölpreises nebeneinandergelegt (siehe Tabelle), wird sichtbar, dass eher andere Krisen weltweit für Preis-Spannungen gesorgt haben. Was nicht bedeutet, dass der gegenwärtige Zustand nicht trotzdem das Potential zur großen Eskalation besitzt. Noch hoffen alle, dass es nicht so kommt.
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Quellen und weiterführende Links
Reuters: Iran attack on Israel spurs banks to hike oil price forecasts