Aktien-Update: Bayer siegt vor US-Gericht, Rezessions-Wahrscheinlichkeit steigt und Tesla-Taxi-Vision
Der Sommer ist heiß und die Börse nach dem letzten „Manic Monday“ etwas in Trägheit verfallen. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Angelegenheiten, mit denen sich Anleger beschäftigen – z. B. die jüngste Konjunkturprognose des IMK, die eine Rezession näherrücken sieht. Zudem gibt es gute Nachrichten für Bayer-Aktionäre und Skepsis aus den Reihen von Uber in Bezug auf eine Taxi-Vision „powered by Elon Musk“.
Das Wichtigste im Überblick:
- Wahrscheinlichkeit einer Rezession steigt laut IMK
- Berufung im Rechtsstreit um Glyphosat: Bayer fährt Sieg ein
- Robo-Taxi von Tesla: Uber-CEO blickt skeptisch auf Musks Vision
IMK Rezessionsampel: Wert steigt auf fast 50 Prozent
49,2 Prozent – auf diesen Wert klettert die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Deutschland laut den aktuellen Zahlen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Noch Anfang Juli 2024 lag diese Zahl bei 44,4 Prozent. Die Konjunkturampel des IMK bleibt damit weiterhin auf gelb-rot.
Für das Ampelsystem, welches als Barometer für die Wirtschaftsentwicklung dient, werden Finanzmarktdaten, realwirtschaftlichen Faktoren sowie Stimmungsindikatoren zusammengetragen.
Um aus der Stagnation zu entkommen, fehle es der deutschen Wirtschaft immer noch an Impulsen, erklärte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. Es gebe zwar einen Hoffnungsschimmer durch die steigende Produktion und Auftragseingänge im Bereich des „Verarbeitenden Gewerbes“, aber die Warennachfrage, speziell aus dem Ausland, bliebe zu schwach. Zudem erhole sich der private Verbrauch bzw. der Konsum eher langsam.
Im Wesentlichen beruhe die Zunahme des Rezessionsrisikos auf dem Umstand, dass sich mehrere Finanzmarkt- und Stimmungsindikatoren verschlechterten. Die hohe Zahl an Unternehmensinsolvenzen hinterlasse ihre Spuren, ebenso wie die weltweit lahmende Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes für die Industrie.
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung hatte bereits im Frühjahr vor konjunkturell schwierigen Zeiten gewarnt. Im März lag die Prognose der Konjunkturforscher bei einem Minus von 0,3 Prozent, was die deutsche Wirtschaft angeht. Das IMK lag mit diesen Angaben deutlich unter den Vorhersagen anderer Institute, wie DIW, Ifo und IfW. Als Gründe gab das IWK u. a. die rigide Haushaltspolitik der Regierung an, die eine Einhaltung der Schuldenbremse vorsieht. Die Forscher verlangten eine „konjunkturgerechte Umkehr der deutschen Fiskalpolitik“, was eine Reform der gesetzlich verankerten Schuldenbremse und mehr staatliche Investitionen beinhalten würde.
Bayer gewinnt vor US-Berufungsgericht
In der scheinbar niemals endenden Rechtsstreitigkeiten-Geschichte des Konzerns Bayer rund um den Unkrautvernichter Glyphosat kam es in dieser Woche zu einem Urteil. Das Bundesberufungsgericht in Philadelphia (US Third Circuit of Appeals) erklärte, dass das US-Bundesrecht zu Warnhinweisen über dem Recht der einzelnen Bundesstaaten angesiedelt ist. Bemerkenswert: Noch im Februar entschied der Eleventh Circuit Court of Appeals gegenteilig zu Gunsten des Klägers.
Diesmal hatte Bayer allerdings Erfolg und hofft deshalb weiterhin auf eine Grundsatzentscheidung vor dem US Supreme Court. Zwischenzeitlich sorgte die jüngste Entscheidung für Bayer an der Börse für ein Plus. Die Aktie rangierte kurz vor dem Wochenende bei über 28 Euro.
Bayer muss sich aufgrund der Monsanto-Übernahme aus dem Jahr 2018 mit den Themen Glyphosat und PCB auseinandersetzen. Damals erwarb der Konzern den Saatgut- und Herbizid-Hersteller für rund 66 Milliarden US-Dollar.
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Uber-Chef zweifelt an Elon Musks Robo-Taxi-Vision
Noch ein Blick in die Welt von Übermorgen: Wenn es nach Tesla-Chef Elon Musk geht, dann sind autonome Robo-Taxis, die Kunden ohne Fahrer von A nach B befördern, das nächste große Ding. Das würde auch das Geschäfts- bzw. Mitfahrmodell von Uber in Frage stellen. Wie MarktWatch jetzt berichtete, glaubt Dara Khosrowshahi, CEO von Uber Technologies, aber nicht an eine schnelle Einführung dieser Tesla-Vision.
In einem Interview sagte er dem Risikokapitalgeber und Podcaster Logan Bartlett, dass er daran zweifele, das Tesla-Besitzer gerne ihr Auto mit Fremden teilen würden. Musks Idee sieht nämlich vor, dass die autonomen Teslas (wenn die selbstfahrende Software soweit ist), als Robo-Taxis fungieren und damit für den Besitzer zusätzliche Einnahmen generieren. „Wahrscheinlich werden die Zeiten, in denen die Besitzer ihren Tesla benutzen, auch die Zeiten sein, in denen die Fahrgastzahlen ihren Höhepunkt erreichen“, so Khosrowshahi. Natürlich könnte Tesla auch eine eigene Flotte aufbauen, was jedoch sehr teuer würde. Alternativ wäre die Übernahme eines bestehenden Anbieters eine Option.
Selbst wenn der Uber-CEO momentan keine Ambitionen hegt, selbstfahrende Teslas zu erwerben, schließt dies einen Einstieg in den Sektor der autonom betriebenen Fahrzeuge nicht aus. In zehn bis 15 Jahren soll dieser Bereich ein bedeutender Teil des Geschäfts von Uber sein.
Anfang Oktober 2024 plant Tesla eine Robo-Taxi-Präsentation. Es werden Hinweise auf den Geschäftsplan und ein erstes Modell des Taxis erwartet. Laut MarketWatch steht indes das Problem der Sicherheitswahrnehmung noch im Raum. Laut Khosrowshahi sterben in den USA nämlich täglich ca. 100 Menschen bei Verkehrsunfällen. Selbst ein 10 x besserer Roboterfahrer verursachte also zehn Todesfälle pro. „Ich denke, dass die Gesellschaft menschliche Fehlbarkeit recht bereitwillig akzeptiert“, so der Uber-CEO. Roboter hätten eine viel höhere Messlatte.
Quellen und weiterführende Links
Uber CEO is skeptical about Elon Musk’s Robotaxi idea
Bayer: Umgang mit den Rechtsstreitigkeiten zu Glyphosat