Der digitale Euro kommt: Gesetzesentwurf vorgestellt
Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) treiben ihre Pläne zur Schaffung eines digitalen Euro, der ersten großen digitalen Währung einer Zentralbank, weiter voran. Aktuell stellte die Notenbank den ersten Gesetzentwurf vor.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Das geplante digitale Zahlungsmittel soll als Erweiterung beziehungsweise Alternative zu herkömmlichen Zahlungssystemen genutzt werden können
- Der digitale Euro soll nicht das Bargeld ersetzen
- Das digitale Zahlungssystem soll nicht in Konkurrenz zu Banken stehen, vielmehr sollen diese in das digitale Zahlungssystem eingebunden werden
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EU-Kommission und EZB: Digitaler Euro ist als weiteres Zahlungssystem notwendig geworden
Bargeld hat seit jeher eine zentrale Rolle in Europa gespielt und wird als das wahre Zahlungsmittel betrachtet. Es wurde in Form von Scheinen und Münzen im Umlauf gehalten. Nun jedoch soll jeder Bürger auch in den Genuss einer digitalen Form des Geldes der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen. Der digitale Euro wird als Ergänzung zum Bargeld eingeführt, jedoch nicht als dessen Ersatz.
Die EU-Kommission hat einen Gesetzentwurf zur Einführung des digitalen Euro vorgelegt. Dieser könnte in Zukunft im gesamten Euroraum als elektronisches Zahlungsmittel verwendet werden. Allerdings bleiben noch viele Fragen offen.
In Brüssel und Frankfurt ist man der Überzeugung, dass es in einer digitalen Wirtschaft diesen nächsten Schritt braucht. Es wird ein Angebot für digitale Zahlungen als Alternative zu bestehenden Zahlungsdienstleistern benötigt.
Der Gedanke dahinter ist, den Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, überall im Euroraum gebührenfrei mit dem digitalen Euro zu bezahlen. Dies könnte beispielsweise mithilfe einer digitalen Geldbörse oder dem Smartphone erfolgen. Plattformen wie PayPal oder ApplePay bieten bereits ähnliche Dienste an. Darüber hinaus sollen Zahlungen mit dem digitalen Euro auch ohne Internetverbindung möglich sein.
Der digitale Euro soll ergänzendes Zahlungsmittel darstellen
Die zuständige Kommissarin Mairead McGuiness betont, dass diese Initiative den Verbrauchern mehr Auswahlmöglichkeiten bieten wird. Der digitale Euro ermöglicht es den Menschen, das zu tun, was sie heute mit Bargeld tun, jedoch in digitaler Form. Es ist ein Schritt, Bargeld in ein digitales Format zu transformieren und digitales Bargeld zu verwenden. Im Gegensatz zu Kreditkarten eröffnet der digitale Euro neue Perspektiven.
Finanzexperten wie Jens Holezcek, Gruppenleiter Digitale Zahlungssysteme beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sehen jedoch keine Anzeichen dafür, dass dies der Einstieg in eine Abschaffung des Bargeldes sein könnte. Solange Verbraucher Bargeld nachfragen, werden die Banken weiterhin physisches Zentralbankgeld in Form von Bargeld zur Verfügung stellen.
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Akzeptanz des digitalen Euros bleibt fraglich
Es bleibt jedoch fraglich, wie hoch die Akzeptanz des digitalen Euro sein wird. In Zukunft müsste der Handel den digitalen Euro als gesetzliches Zahlungsmittel annehmen, sowohl an den Ladenkassen als auch in Onlineshops. Darüber hinaus wären alle Finanzinstitute im Euroraum verpflichtet, ihren Kunden grundlegende kostenfreie Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem digitalen Euro anzubieten.Es ist hingegen noch unklar, ob der digitale Euro auch in rein wirtschaftlichen Geschäftsmodellen zum Einsatz kommen soll. Dies bedauert der CSU-Europaparlamentarier Markus Ferber.
Der digitale Euro ist ein Prestige-Projekt
Für die EU-Kommission und die EZB ist der digitale Euro ein Prestigeprojekt. Man befürchtet, dass sich andernfalls digitales Geld aus anderen Staaten oder private Kryptowährungen in Europa ausbreiten und die Rolle des Euro schwächen könnten. Insofern soll das Projekt nun forciert und in den Markt gebracht werden.
Doch es gibt hier noch einige offene Fragen und Punkte, die es zu klären gibt. Dabei steht vor allem, die Feststellung, dass die genauen Einsatzmöglichkeiten des digitalen Euro bis dato noch unklar sind. Es besteht zwar kein Zweifel daran, dass immer mehr Menschen digitale Zahlungen tätigen möchten. Die Idee, ein Zentralbankkonto zu haben, auf dem der digitale Euroschein liegt, den man auf das Zentralbankkonto eines anderen Bürgers übertragen kann, ist äußerst interessant. Dadurch könnten viele Transaktionskosten eingespart werden.
Allerdings würden Banken erhebliche Einbußen erleiden, wenn Verbraucher ihr Geld ohne Risiko bei der Zentralbank einzahlen und Zinsen erhalten könnten. Dies hätte potenziell schwer kalkulierbare Auswirkungen auf die Kreditwirtschaft. Die EU-Kommission versucht bereits im Vorfeld der geplanten Einführung des digitalen Euro auf die Bedenken deutscher Banken und Sparkassen einzugehen. Banken und Zahlungsdienstleister sollen den digitalen Euro den Bürgern und Unternehmen zugänglich machen. Die Rolle der Banken soll also erhalten bleiben, und es soll durch entsprechende Regelungen vermieden werden, dass der digitale Euro zu Einlagenverlusten führt, da dies die Finanzstabilität gefährden würde, betont Kommissarin McGuiness.
So kommentiert dies Jens Holezcek in der Form, als das der digitale Euro als digitale Variante des Bargeldes sinnvoll sein kann, jedoch nicht den gesamten Markt dominieren sollte.
Fazit: Viel Arbeit vor sich
Nichtsdestotrotz gibt es noch viele offene Fragen und Herausforderungen, die von der EZB im Rahmen der Umsetzung des Gesetzes sorgfältig beantwortet werden müssen. Eine abschließende Entscheidung über das Projekt und dessen Implementierung wird voraussichtlich nicht vor den Europawahlen im kommenden Juni getroffen. Die Einführung des digitalen Euros wird somit frühestens in drei bis vier Jahren erfolgen.
Die Zukunft des Zahlungsverkehrs steht dennoch vor einer bedeutenden Veränderung. Die Einführung des digitalen Euros wird zweifellos Auswirkungen auf das Finanzwesen, den Handel und das tägliche Leben der Menschen haben. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle relevanten Aspekte gründlich geprüft und berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass der digitale Euro effektiv, sicher und den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht wird.
Weiterführende Links und Quellen:
Frankfurter Rundschau: EU setzt auf digitalen Euro
BFM: Digitales Zentralbankgeld und der digitale Euro