Deutsche Post AG: Anleger und Kunden sind nicht zufrieden
In den letzten Wochen drehte sich viel um die Deutsche Post – leider gab es unter den vielen Meldungen (abseits der Quartalszahlen) nur wenig positives, was sich entsprechend in den Kursen an der Börse niederschlug. Wir haben die aktuellen Post-Themen zusammengetragen: Vom Beschwerdeanstieg über E-Fahrzeuganschaffung bis zu Zuschlagsgedanken.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Bundesnetzagentur meldet 7.000 Post-Beschwerden im November
- Zu wenig Personal, zu hoher Krankenstand und noch mehr Kosten
- Solide Quartalszahlen und ein ordentlicher Gewinn reichen nicht
Beschwerdezahlen deutlich über dem Vorjahr
Zunächst zu den jüngsten Beschwerdezahlen aus Bonn: Wenn sich Leute über verspätete oder nicht zugestellte Post beschweren, dann meist über die Deutsche Post. Kein Wunder, ist jene doch mit Abstand der Marktführer. Allerdings ist die Beschwerdezahl generell hoch. Im November landeten rund 7.000 Post-Beschwerden bei der Bundesnetzagentur. Davon betrafen ca. 91 Prozent die Deutsche Post. Im Oktober lag die Anzahl der Beschwerden bei der Bonner Behörde sogar bei 9.400 und im September bei 5.000.
Die Post erklärte kürzlich, dass es sich vorwiegend um „lokale Probleme“ handele, die sich auf einen hohen Krankenstand sowie den Mangel an Fachkräften zurückführen ließe. Mitunter fehlten in den letzten Monaten an manchen Stellen bis zu 30 Prozent des Personals. Als Maßnahme hat das Unternehmen seit Oktober etwa 6.000 neue Mitarbeiter in der Zustellung eingestellt sowie ca. 10.000 Entfristungen seit Mitte des Jahres vorgenommen. Damit sollen die Beschwerdezahlen mittelfristig sinken. Kurzfristig wird es das Jahr 2022 aber nicht retten, da die Gesamtzahl an Beschwerden schon bei 37.000 nach elf Monaten liegt. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Wert bei insgesamt 15.000.
Aktiensparpläne im Vergleich »
Was den Druck auf die Post erhöhen könnte: Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur forderte mehr gesetzlich verankerte Sanktionsmöglichkeiten, um Missstände bei der Deutschen Post anzugehen. Dieser Forderung schlossen sich gleich mehrere Politiker an und verwiesen auf die Reform des Postgesetzes. Die Regierungsfraktionen vereinbarten im Koalitionsvertrag, das Postgesetz in der 20. Legislaturperiode zu novellieren. Die Deutsche Post hat hingegen keinen größeren Bedarf an entsprechenden Sanktionen und verneint die Notwendigkeit.
Zuschlag für schnelle Zustellung wird geprüft
Stattdessen würde gerne an anderen (Kosten-)Stellschrauben gedreht: Konzernchef Frank Appel appellierte bereits im November an den Gesetzgeber, die bisherigen Vorgaben an eine Zustellungsquote von 80 Prozent bis zum nächsten Werktag (für Briefe) gegebenenfalls zu überdenken. Der Bedarf würde sinken und angesichts des Digitalzeitalters sei das nicht mehr angemessen. Laut eigenen Angaben stellt die Post derzeit 83 bis 84 Prozent der eingeworfenen Briefe am Folgetag zu.
In die gleiche Kerbe schlug jetzt auch Nikola Hagleitner, Mitglied des Vorstands, Post & Paket Deutschland, die einen Zuschlag für eine schnellere Zustellung ins Spiel brachte. Die Deutsche Post prüfe dies gerade. Kunden könnten entscheiden, ob ihnen eine schnelle Zustellung einen Aufpreis wert sei, so Hagleitner in der FAZ. Gleichzeitig wurde erneut auf die gesetzliche Verpflichtung für Zustellungen am Folgetag hingewiesen.
Fahrzeugflotte wird elektrisch
Ein weiterer Kostenfaktor ist die Umstellung der Fahrzeugflotte. Zum Jahresende bestellte die Deutsche Post AG bei Ford ca. 2.000 neue Elektro-Transporter, die in der Türkei hergestellt werden. Die Auslieferung soll bis Ende 2023 erfolgen. Die Umstellung dient der Absenkung des CO2-Ausstoßes. Bis 2030 ist ein Anteil von 60 Prozent Elektro-Fahrzeugen anvisiert. Derzeit liegt er noch deutlich unter zehn Prozent.
Gute Quartalszahlen, aber die Aktie zündet nicht
Aus Anlegersicht bedeuteten die diversen Baustellen der Deutsche Post AG zuletzt eher Stillstand bzw. ein leichtes Tal, nachdem es seit September wieder sichtbar aufwärts ging. Die Quartalszahlen aus dem November (Umsatz: +19,97 Prozent, Gewinn je Aktie: 1,01 Euro) waren gut, die Kursziele der Experten z. T. deutlich über 50,00 Euro – doch so richtig zünden will das Papier nicht. Das dürfte einerseits an den zahlreichen Baustellen im Kerngeschäft liegen, andererseits an den Erwartungen der Anleger. Schon das leicht korrigierte Gewinnziel für 2022 (8,4 Milliarden Euro) sorgte auf dem Parkett für Verstimmung, da es potenziell eine Verlangsamung der operativen Gewinnentwicklung ankündigte. Insgesamt spricht nichts gegen eine solide Zukunft des Papiers, wenn sich die Erwartungshaltung etwas normalisiert.
Weiterführende Links
Deutsche Post DHL Group: Ergebnisprognose für 2022
Tagesschau: Post fordert mehr Zeit für Briefzustellungen (08.11.2022)