Streit um ESG-Investments in den USA
Nachhaltige ESG-Investments gelten hierzulande als sinnvoll, wenn es darum geht, Geld mit gutem Gewissen anzulegen. In den Wirren des US-Wahlkampfs entspinnt sich um die Anlagen nach ESG-Kriterien (Environmental, Social and Corporate Governance) hingegen ein heftiger Streit. Die Kampagne gegen ESG-Investments rollt und bringt Ärger für Vermögensverwaltungen und Banken mit sich.
Das Wichtigste im Überblick:
- Mit einer 2. Amtszeit von Donald Trump als Präsident dürften ESG-Investments in den USA wieder schwerer werden
- Republikanische Bundesstaaten mit Anti-ESG-Gesetzen
USA: Harte Zeiten für nachhaltige Geldanlagen
Wenn es nach Präsidentschaftskandidat Donald Trump geht, dann sind Investitionen nach ESG-Kriterien, d. h. nach ethischen, ökologischen und sozialen Standards, nichts als „linksradikaler Müll“ und „wokes“ Gedankengut. So unzweideutig äußert sich der ehemalige US-Präsident zumindest in seinem sozialen Netzwerk. Im Fall einer zweiten Amtszeit stehen ESG-Investoren entsprechend harte Zeiten bevor.
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Vermögensverwalter unter Druck
Vor Problemen stehen u. a. große Vermögensverwaltungen wie BlackRock. Jene bieten seit längerer Zeit ihren Kunden umweltfreundliche ESG-Anlagen an. Das gefällt nicht allen Anlegern – vor allem konservative staatliche Kunden ziehen Konsequenzen.
So zog ein Fonds, der Gelder für öffentliche Schulen in Texas betreut, kürzlich rund 8,5 Milliarden US-Dollar von BlackRock ab. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass der Vermögensverwalter zu zurückhaltend gegenüber Investitionen in fossile Brennstoffe sei.
Es sei „unverantwortlich, eine lange, erfolgreiche Partnerschaft, die für Tausende von Schulen und Familien in Texas eine positive Kraft war, auf solch rücksichtslose Weise zu beenden“, erklärte Mark McCombe, stellvertretender Vorsitzender von BackRock anschließend in einem Schreiben an Aaron Kinsey, den Vorsitzenden des Texas State Board of Education.
2022 zeigte sich Florida ähnlich kritisch gegenüber dem Einfluss von ESG-Kriterien und wanderte mit ca. 2,0 Milliarden US-Dollar von BlackRock zur Konkurrenz.
Unterm Strich zogen staatliche Investmentfonds innerhalb von knapp zwei Jahren etwa 13,3 Milliarden US-Dollar vom größten Vermögensverwalter der Welt ab, wie die Financial Times berechnete. Mit Blick auf die gesamten Kundengelder (rund zehn Billionen US-Dollar; Stand 2023) sicherlich verschmerzbare Beträge, aber die Anti-ESG-Kampagnen rollt.
Von BlackRock gab es keine weiteren Stellungsnahmen zu den erhobenen Vorwürfen, der Druck bleibt indes bestehen. Als Treuhänder ist BlackRock gesetzlich verpflichtet, die Interessen der Kunden zu beachten.
Anti-ESG-Gesetze in republikanisch geführten Staaten
Eines haben die genannten Staaten gemeinsam: Hier regieren republikanische Gouverneure – Ron DeSantis in Florida und Greg Abbott in Texas. In Texas gelten inzwischen auch Gesetze, die es u. a. öffentlichen Pensionsfonds verbieten, in ESG-Fonds zu investieren (was eine Liste von 350 „verbotenen“ Fonds nach sich zog) oder öffentliche Aufträge an Banken oder Unternehmen zu vergeben, die Öl- und Waffenkonzerne mit Auflagen belegen bzw. boykottieren.
Wie das Handelsblatt berichtet, dürfen die Großbanken Citigroup und Barclays in Texas außerdem keine Anleihen für Infrastrukturprojekte an den Finanzmärkten mehr platzieren – ansonsten stehe zu befürchten, dass hier die falschen Anleger investieren.
Ähnliche Gesetze wie in Texas zum Schutz der heimischen Ölindustrie gibt es mittlerweile auch in West Virginia.
Florida schränkte ebenfalls den Verkauf von ESG-Bonds ein und verbietet die Anlage von öffentlichen Geldern bei Banken, die bspw. „ideologische Interessen“ verfolgen.
Altersvorsorge auf ESG-Basis: Trump vs. Biden
Direkt im Clich befinden sich die Präsidentschaftskandidaten Trump und Biden, wenn es um die Option von Unternehmen geht, Gelder ihrer Angestellten in ESG-basierten Altersvorsorgefonds anzulegen. Während Trumps erster Amtszeit verabschiedete das US-Arbeitsministerium diverse Regeln, die ESG-Investitionen zu diesem Zweck explizit untersagten. Biden hob die Anti-ESG-Regelungen wieder auf, was Trump mit einem Hinweis quittierte, dass er sie – nach den Wahlen – erneut einführen will.
Experten gehen davon aus, dass republikanische Bundesstaaten dann dazu übergehen dürften, Investitionsfirmen zu veranlassen, ihre Leitlinien für umweltfreundliche Investitionen zu überdenken.
Eine Trump-Vertraute wurde von CNBC wie folgt zitiert: „Man führt die Exekutivmaßnahmen auf Bundesebene durch und ruft dann Schatzmeister an, um Druck auf die Investmentfonds auszuüben, sich von ESG zu lösen und mehr Staaten dazu zu bringen, sich von diesen Fonds zu trennen.“
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Quellen und weiterführende Links
Kulturkampf um ESG
Financial Times US investment funds pull $13.3bn from BlackRock in anti-ESG campaign