Ex-BILD-Chef Kai Diekmann will mit einem Fonds 20 Milliarden einsammeln

Montag den 20.11.2017 - Abgelegt unter: Brokernews

Ablauf einer Depoteröffnung Zusammen mit dem Banker Lenny Fischer hat der ehemalige „Bild“-Chef Kai Diekmann einen „Zukunftsfonds“ für Normalsparer aufgelegt. Niedrige Kosten, gemanagte Anlagen, hoher Werbeeinsatz und die Ansprache des Sparpublikums mit Hilfe einer „Storymachine“ sollen dem Fonds bis zu 20 Milliarden Euro in die Kassen spülen – und dem Anleger zwei bis vier Prozent Rendite bieten. Was kann der Fonds besser als ein ETF?

In der vergangenen Woche hat Kai Diekmann ein Großprojekt vorgestellt, das den Markt der Privatsparer umkrempeln könnte. Der ehemalige „Bild“-Chef hat sich mit seinem Jugendfreund, dem Banker Leonard „Lenny“ Fischer, zusammengetan und einen neuen Fonds ins Leben gerufen. Dort sollen Kleinsparer in den kommenden Jahren bis zu 20 Milliarden Euro anlegen. Dieser Betrag entspräche einem Prozent der 2.000 Milliarden Euro, die die Bürger neuzeitlich zu Nullzinsen auf Bankkonten, in Anleihen oder Sparbüchern vergammeln.

Sparen soll sich wieder lohnen – „Kosten radikal reduziert“

Der neu aufgelegte „Zukunftsfonds“ von Diekmann, Fischer und anderen Partnern soll den Sparern zwei bis vier Prozent Rendite bringen, sagen die prominenten Gründer im Interview mit dem „Manager-Magazin“ (Dezember-Heft). Es handelt sich um einen Mischfonds, der international anlegt. „Wir sorgen dafür, dass sich Sparen wieder lohnt“, kündigt der Zukunftsfonds auf seiner Webseite an.

Der Fonds wurde am 1. November aufgelegt (ISIN: DE000A2DTM69 / WKN: A2DTM6) und soll „im zweiten Quartal 2018“ für die Sparer geöffnet werden. Kai Diekmann bezeichnet sein Angebot im Interview als ein „neues, simples Standardprodukt, das alle Kosten radikal reduziert und als Rendite an den Kunden weitergibt“. Aus den Anlegerinformationen (PDF) ergeben sich laufende Kosten von 1,4 Prozent per annum. Ein Ausgabeaufschlag oder Rücknahmeabschlag bei Verkauf von Anteilen wird verzichtet.

„Geld in ETFs ist dummes Geld“

Der Anleger kaufte also ab dem kommenden Jahr bei Diekmann, Fischer und Kollegen einen Mischfonds (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Edelmetalle), der zwar keinen Ausgabeaufschlag kostet (marktüblich sind drei Prozent), der sich aber zu typischen laufenden Kosten gemanagter Fonds mit 1,4 Prozent beim Kundenvermögen bedient. Und da Kai Diekmann von einem „simplen Standardprodukt“ und „radikal reduzierte“ Kosten sprach, fragte das „Manager Magazin“ im Interview Banker Lenny Fischer, warum er und seine Partner keinen kostengünstigen Indexfonds anbieten.

„Indexfonds tun nur so, als ob sie Fonds wären“, sagt Fischer. Zwar zahlten die Anleger wenig Gebühren, „bekommen aber auch so gut wie nichts für ihr Geld“. Etwa der MSCI-World-Index zeige kein Abbild der globalen Kräfteverhältnisse. Zum Beispiel seien dort die US-Unternehmen überrepräsentiert. Damit schlägt Fischer in die gleiche Kerbe, wie der Fondsinitiator Eckhard Sauren, der im vergangenen Jahr in der „Wirtschaftswoche“ sagte: „Geld in ETFs ist dummes Geld. Es macht aktiven Fondsmanagern das Geschäft etwas leichter“, sagt Eckhard Sauren, Dachfondsmanager aus Köln im vergangenen Jahr über ETFs.

Buffet empfiehlt Indexpapiere

Börsenlegende Warren Buffet fiel kürzlich mit einem gerade aus seinem Mund unerwarteten Anlegertipp auf, als er Leuten ohne Börsen-Knowhow empfahl, in ETFs zu investieren. Mehr noch. Buffet soll laut „Manager-Magazin“ bereits „testamentarisch verfügt haben, seine Frau solle das Geld, das er ihr vererbt, zu 90 Prozent in Indexfonds auf den S&P 500 stecken“. Den größten Teil seines Vermögens, einen zweistelligen Milliarden-Dollarbetrag, wird Buffet (oder hat er bereits zu Teilen) ohnehin der Belinda- und Bill-Gates-Stiftung schenken (wie Gates es selbst tut).

Zurück zum „Zukunftsfonds“ von Diekmann und Fischer. Ohne Ausgabeaufschläge berücksichtigen zu müssen, lässt sich dieser Fonds mit seinen 1,4 Prozent laufenden Kosten leicht mit einem billigeren ETF vergleichen, bei dem wir einmal von marktgängigen 0,3 Prozent Jahreskosten ausgehen. Gehen wir vom Mittelwert zwischen den laut Diekmann „zwei und vier Prozent“ Prozent Performance aus und nehmen jeweils 3,0 Prozent Wertentwicklung des angelegten Geldes an.

100 Euro – 30 Jahre – ETF bringt 9.000 Euro mehr

Der Sparer zahlt 30 Jahre lang 100 Euro pro Monat ein. Nun machen wir einen Kassensturz nach Kosten. Zu diesem Zweck mindern wir die angenommene 3,0 % Wertentwicklung und ziehen beim „Zukunftsfonds“ jährlich laufende Kosten von 1,4 % ab; ergibt per annum eine Nettorendite (vulgo Zins) von 1,6 % auf Gesparte und ergibt beim Diekmann/Fischer-Fonds nach 30 Sparjahren gut 46.000 Euro Endwert.

Bei einem ETF mindern wir die angenommenen 3%-Performance um 0,3 % Gebühren, was netto 2,7 % bringt: gut 55.000 Euro kommen heraus (Steuern in beiden Fällen nicht berücksichtigt). Das ETF ist nach dieser Rechnung also 9.000 Euro besser, weil der Diekmann/Fischer-Fonds pro Jahr 1,1 Prozentpunkte höhere Gebühren verlangt.

1,1 Prozent höhere Kosten pro Jahr müssen erstmal reingeholt werden

Um diese 1,1 Punkte müsste der Zukunftsfonds in den kommenden 30 Jahren unterm Strich besser abschneiden als vergleichbar zusammengesetzte Indexprodukte. Ob die Fondsmanager des „Zukunftsfonds“ das schaffen, in den kommenden 30 Jahren unseres Beispiels besser zu performen. Die Antwort hierauf muss sich jeder Leser, jeder Anleger selbst geben.

Um auf ihre Kosten zu kommen, müssen die Initiatoren des „Zukunftsfonds“ nach eigenen Angaben im „Manager-Magazin“ „zwischen 300 und 500 Millionen Euro“ einsammeln. Und da wegen das nicht vorhandenen Ausgabeaufschlags auch kein Vertrieb gelockt werden kann, das Produkt zu vertreiben, müssen Diekmann und Fischer für ihren Fonds um Direktkäufer werben.

Millionen für die Werbung

Zu diesem Zweck wolle man Kooperationen mit Medienhäusern starten und Werbevolumen „im mittleren zweistelligen Millionenbereich“ (schreibt das „Manager-Magazin“) gegen Firmenanteile tauschen. Einen erste solchen Verlagsdeal gebe es bereits, weitere würden folgen. Außerdem hat Kai Diekmann mit Partnern ein neues Unternehmen namens „Storymachine“ gegründet, das auch eine Finanzwebseite aufbauen soll.

Dieses Portal werde Geldthemen ganz anders aufbereiten, so Diekmann im Interview, und den Sparern „die Schwellenangst vor der Börse nehmen (…). Und das alles: total populär, völlig unkompliziert und sehr unterhaltsam“. Diese Worte in Gottes Ohr! Oder Herrn Tenhagens Ohr. Der hatte seinen Wechsel von „Finanztest“ zum gemeinnützigen „Finanztip“ vor Jahren damit begründet, er wolle alle Verbraucher erreichen, nicht nur die Finanztest-lesenden-Studienräte. Heraus kam: Finanztip. Textlastig. ( Quelle: she)