Finanztip empfiehlt vier Robo-Advisors – und bringt Anleger damit um Rendite

Freitag den 26.06.2020 - Abgelegt unter: Brokernews

Passive Robo Advisor- der Weisheit letzter Schluss?Das Verbraucherportal finanztip.de gilt als eines der führenden Finanzportale für private Verbraucher in Deutschland. Dass Robo-Advisor bei den Berlinern ein Thema waren, versteht sich von selbst. Aber so, wie Bayern München auf dem Weg zur Meisterschaft den einen oder anderen Punkt liegen ließ, so hat Finanztip in einer Pressemitteilung vom 24.6.2020 auf dem Presseportal ebenfalls Punkte gelassen (1). Was ist der Hintergrund für unsere Feststellung?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Anlageempfehlung auf passive Robo-Advisor mindert Erfolgsaussichten der Anleger.
  • Passive Robo-Advisor nach kurzer Zeit auf Talfahrt.
  • Aktives Management nutzt Chancen bei Marktveränderungen.
  • Kosten stellen nur bedingt einen Entscheidungsgrund dar.

Passive oder aktive Robo-Advisor – hier scheiden sich die Geister

Anleger haben die Wahl zwischen passiven und aktiven Robo-Advisors. Im Fall eines passiven Modells wählt der Anleger eine Strategie, die seinem Chance-Risiko-Profil entspricht. Der Anbieter stellt dazu jeweils ein Portfolio  zur Verfügung, welches in der Zusammensetzung weitgehend statisch ist. Im Gegensatz dazu wählen aktive Robo-Advisor entsprechend der Marktgegebenheiten meist die ETFs aus, welche die beste Performance versprechen. Lässt diese nach, erfolgt die Umschichtung.

Unter Kostengründen ist natürlich das passive Modell preiswerter, da es praktisch keiner Aktivitäten seitens des Anbieters bedarf. Diesen Punkt stellt auch finanztip.de in seiner Pressemitteilung in den Vordergrund. Aber sind Kosten als Beeinflusser der Performance wirklich elementare Faktoren? Im Vergleich zwischen ETFs und klassischen Fonds ein klares Votum für diese Aussage. Innerhalb der Familie der Robo-Advisor ist der Sachverhalt allerdings mit Skepsis zu betrachten.

Finanztip.de sprach eine klare Empfehlung für Anleger aus. Diese besagte, dass passiv ausgerichtete Robo-Advisor die bessere Wahl sind, eben auch aus Kostengründen.

Als Empfehlung gelten gemäß des Portals

Zum anderen könnten die Erfolge aktiver Robo-Advisor noch nicht wirklich gemessen werden, da die Produktfamilie zu jung sei, um bereits einen kompletten Börsenzyklus durchlaufen zu haben. Eine detailliertere Analyse der Performances bringt etwas Licht in das Dunkel.

Wer nur auf passiv setzt, verschenkt Geld

Ein Blick auf die Entwicklung der Anbieter im Laufe einer mehrjährigen rollierenden Betrachtung unseres Echtgeldtests ergab per 31. Mai 2020 folgendes Bild:

  • Vier Jahre: Einziger passiver Robo-Advisor Quirion, + 7,9 Prozent. Bester Anbieter Fintego,  +12,1 Prozent. Der Durchschnitt aller Portfolios betrug + 6,2 Prozent.
  • Drei Jahre: Passive Anbieter Growney mit + 2,6% und Quirion – 0,1 Prozent. Bester Anbieter Investify + 8,4 Prozent. Der Durschnitt aller Portfolios lief bei + 0,7 Prozent aus.
  • Zwei Jahre: Passive Anbieter Growney + 0,2 Prozent, Quirion – 0,2 Prozent, Weltsparen (Weltinvest) + 5,1 Prozent. Bester Anbieter Investify mit + 5,2 Prozent bei einem Gesamtdurchschnitt von 0,0 Prozent.
  • Ein Jahr: Passive Anbieter Growney 0,0 Prozent, Quirion – 1,1 Prozent und Weltinvest mit + 3,0 Prozent. Bester Anbieter Investify mit 5,8 Prozent. Der Gesamtdurschnitt betrug + 0,5 Prozent.
Vergleichs-zeitraum Finanztip-Empfehlungen Echtgeld-Test verschenkte Rendite in Prozentpunkten
Höchste Rendite Anbieter Höchste Rendite Anbieter
1 Jahr +3,0% Weltinvest +5,8% Investify 2,80
2 Jahre +5,1% Weltinvest +5,2% Investify 0,10
3 Jahre +2,6% Growney +8,4% Investify 5,80
4 Jahre +7,9% Quirion +12,1% Fintego 4,20

Ebenso, wie der Schluss nicht sein kann, dass nur passive Fonds ertragreich sind, wäre aufgrund der vorliegenden Zahlen auch die Schlussfolgerung, dass nur aktive Fonds wirklich Rendite erwirtschaften nicht haltbar.

Die Kosten

Finanztip sprach die Kostenunterschiede zwischen passiven und aktiven Robo-Advisors an. Hier die Gegenüberstellung der passiven Anbieter gegenüber den aktiven Robo-Advisors Investify und Fintego. Anlage 20.000 Euro

Growney 0,69% p.a. Servicegebühr + Ø 0,19 % p.a. ETF-Kosten
Quirion 0,24% p.a. Verwaltungsentgelt* + Ø 0,21 % p.a. ETF-Kosten
Weltinvest 0,33 % p.a. Servicegebühr zzgl. Ø 0,15 % p.a. ETF- u. Fondskosten
Investify 1,00% p.a. All-in-Gebühr + Ø 0,34 % p.a. ETF-Kosten
Fintego 0,70% p.a. All-in-Gebühr + Ø 0,20 % p.a. ETF-Kosten

Update: 29.06.2020

Fakt ist, wer aktive Fonds in seiner Anlageempfehlung von vorneherein ausklammert, mindert in der Regel die Renditechancen seiner Leser. Weltinvest ist der jüngste Zuwachs in der Gruppe der passiven Robo-Advisor. Die Performancekurve zeigt derzeit nach unten. Bleibt dies so, könnte dies als Beleg der These gelten.
Growney bewegte sich in den ersten zwei Jahren seiner Aktivitäten noch im Plus, Quirion rutschte im zweiten Jahr ins Minus.

Investify dagegen behauptet sich in der Betrachtung über drei Jahre als aktiver Robo-Advisor nicht nur an der Spitze des Gesamtfeldes, sondern erwirtschaftet meist attraktive Renditen. Das Mehr an Kosten gegenüber Quirion und Growney hat sich für Anleger insofern bezahlt gemacht.

Bei den Betrachtungen handelt es sich indes immer um Momentaufnahmen. Eine langfristige Prognose ist generell schwierig, da kaum ein Anbieter dafür lang genug am Markt ist. Die Auswertung spiegelt die Renditen zum Stand 31.05.2020 wider.

Die Performance von 27 Robo-Advisors im Echtgeld-Test »

Weiterführende Informationen: