Kurswechsel der Bank of Japan sorgt für Börsen-Schock
Überraschend hat die Bank of Japan (BoJ) am 19. Dezember an den Zinsen gedreht. Zwar beließ die japanische Notenbank den Leitzins bei -0,10 Prozent, lockerte allerdings die Spanne, in der sich die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen bewegen darf. Jene wurde auf minus 0,50 bis 0,50 Prozent ausgeweitet. Bisher lag die Spanne bei minus 0,25 bis 0,25 Prozent. Der Schritt kam insofern unerwartet, als dass die meisten Experten und Investoren nicht mit einer aktiven Änderung, sondern lediglich mit Ankündigungen rechneten.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Bank of Japan weitet die Spanne für die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen auf -0,50 bis +0,50 Prozent aus
- Unangekündigter Strategiewechsel im Kampf gegen steigende Inflation in Japan
- Börsen reagieren mit sinkenden Kursem
Strategiewechsel zu einer strafferen Geldpolitik war so kurzfristig nicht erwartet worden
Japan kämpft derzeit ebenfalls gegen eine stark steigende Inflation an. Im Oktober 2022 lag die Inflationsrate bei 3,70 Prozent und für November wird ein neues 40-Jahres-Hoch prognostiziert. Laut einer Umfrage von Reuters wird der landesweite Kernverbraucherpreisindex (CPI) für November 2022 bei 3,70 Prozent liegen. Dieser Index schließt volatile Preise für frische Lebensmittel aus, umfasst aber zumindest Energiepreise. Da vor allem Energie, Lebensmittel- und Rohstoffkosten in Japan stark steigen, dürfte die Inflationsrate über dem Vormonat liegen.
Verschiedene Medien berichteten bereits Anfang der Woche, dass die japanische Regierung erwägt, das bisherige Inflationsziel der Bank of Japan zu überprüfen.
Japans Wirtschaft steht unter Druck
Die hohe Inflation hat Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes. So sank das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Japan im 3. Quartal 2022 saisonbereinigt um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber dem Vorjahresquartal gab es unbereinigt einen Anstieg um 1,5 Prozent. Im Oktober 2022 passte die BoJ ihre Erwartungen an das Wachstum für das Fiskaljahr 2022 (1. April bis 31. März) auf 2,00 Prozent an.
Der Leitzins blieb indes unverändert bei -0,10 Prozent. Dieses Rekordtief besteht bereits seit Februar 2016. Ebenfalls beibehalten werden die quantitativen Lockerungsmaßnahmen, darunter der Ankauf von Anleihen und börsengehandelten Fonds.
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DAX, Dow Jones & Co. im Sinkflug
Als direkte Reaktion auf die Entscheidung kletterte der japanische Yen auf einen Wert von 132,77 gegenüber dem US-Dollar (+3,00 Prozent). Die Börsen reagierten indes mit deutlichen Kursverlusten. So sackte der Nikkei am Dienstag um rund 2,50 Prozent nach unten. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen gaben um mehr als 1,00 Prozent nach. Auch der deutsche DAX zeigt sich geschockt und rutschte um knapp ein Prozent nach unten. Auch an der Wall Street stehen die Vorzeichen auf „negativ“.
„Anleger dürften vor dem Hintergrund einer restriktiven Geldpolitik rund um den Globus nicht mehr gewillt sein, sich noch in diesem Jahr zu großen Abenteuern hinreißen zu lassen“, erklärte Jochen Stanzl, Chefanalyst CMC Markets auf Tagesschau.de.
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