Signa Sports Group insolvent – was wird aus den betroffenen Firmen?
Droht dem Self-Made Immobilien Mogul Rene Benko aus Österreich der vollständige Kollaps seines Unternehmens-Imperium? Zumindest ist eine fortschreitende Dynamik bei den seit Langem bekannten finanziellen Problemen innerhalb der Benko Gruppe nicht von der Hand zu weisen. Diese Dynamik erreicht nun erstmals mit der Insolvenz der Signa Sports Group SSU so etwas wie einen, wenn auch traurigen Höhepunkt.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Signa Sports Group und verbundene Unternehmen der Gruppe melden Insolvenz an
- Muttergesellschaft Signa Group hat notwendigen Kredit verweigert
- Geschäftsbetriebe gehen nach ersten Gesprächen weiter
- Signa Sports Group erwägt Klage gegen Muttergesellschaft
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Grund der Insolvenz? Ein verweigerter Kredit der Signa Gruppe
René Benkos Signa-Gruppe hatte zuletzt eine geplante und dringend benötigte Finanzspritze in Höhe von 150 Millionen Euro für ihre Onlinehandelstochter, Signa Sports United (SSU), gestrichen – und zwar ohne dafür eine verwertbare Erklärung zu liefern. So war es dann ebenso wenig verwunderlich, dass zahlreiche Beobachter den festen Glauben vertraten, dass die Insolvenz von SSU und seiner vielen bekannten Onlineshops letztendlich nur eine Frage der Zeit sei. Diese Spekulation wurde nun zur Gewissheit, was aber dann auch nicht zwingend überraschend war.
Was im Detail bedeutet, dass nun nicht nur das Hauptunternehmen, die Berliner Dach- und Servicegesellschaft Signa Sport United GmbH mit 185 Mitarbeitern selbst, sondern auch ihre Tochtergesellschaften, Tennis Point und die Internetstores GmbH in Stuttgart, die 32 Onlineshops betreiben, darunter Fahrrad.de, Tennis Point, Wiggle und Chain Reaktion, in den letzten Tagen offizielle Anträge auf Insolvenzverfahren gestellt haben. Diese traurige Entwicklung wurde von den vorläufigen Insolvenzverwaltern Christian Gerloff und Stefan Meyer am letzten Dienstag bekannt gegeben.
Eine Vorhersehbare Wendung
Allerdings kam die Nachricht der Insolvenz für viele Kenner des Marktes nicht überraschend. Schon vor etwa zwei Wochen hatte die bekannte deutsche Onlineplattform Fahrrad.de Rücksendungen ausgesetzt, was auf akute finanzielle Probleme hinwies. Die Insolvenzverwalter haben jedoch nach Gesprächen mit Lieferanten und Gläubigern die Stabilität des operativen Geschäftsbetriebs bei Fahrrad.de bestätigt. Retouren sind wieder möglich, und Bestellungen vor der Insolvenz werden regulär bearbeitet.
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Hoffnung für Tennis Point und Internetstores
Tennis Point in Herzebrock-Clarholz beschäftigt rund 400 Mitarbeiter und betreibt neben Onlineshops 13 stationäre Geschäfte in Deutschland. Die Internetstores GmbH hat 470 Mitarbeiter. Löhne werden bis Ende Dezember von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt, und das Insolvenzgeld wird trotz der Feiertage noch in dieser Woche ausgezahlt.
Insgesamt sind etwa 1350 Beschäftigte von der Entwicklung bei der SSU betroffen. Die Insolvenzverwalter suchen nun aktiv nach Käufern für Tennis Point und Internetstores. Die Zukunft hängt von Investorengesprächen ab, aber die Marktposition und der Kundenstamm der Unternehmen bieten gute Aussichten. Die Suche nach Investoren hat begonnen, und es besteht Hoffnung auf einen erfolgreichen Verkauf der, von der Insolvenz betroffenen Unternehmen. Allerdings könnte hier die SSU selbst entsprechende Probleme bereiten.
Die Komplexe Firmenstruktur von Signa Sport United (SSU)
Denn die Struktur der Händlerholding SSU ist so komplex wie viele andere Bereiche im weitreichenden Imperium von René Benko. Signa Sport United N.V. ist ein Unternehmen niederländischen Rechts, das bis vor Kurzem an der New Yorker Börse gelistet war. SSU N.V. führt keine operativen Geschäfte durch und ist zu 100 Prozent im Besitz der Signa Sports United GmbH.
Nachdem der Aktienkurs von SSU in nur zwei Jahren um drastische 96 Prozent gefallen war, zog Benko die Notbremse. Am 11. Oktober nahm er SSU von der Börse, um eine umfassende Restrukturierung und eine Verkleinerung aller Geschäftsbereiche zu initiieren.
Die Komplexität der Entflechtung und Herauslösung wichtiger operativer Teile der SSU Group wird durch die Tatsache erschwert, dass SSU aufgrund der gestrichenen Finanzspritze rechtliche Schritte gegen die Signa-Gruppe in Betracht zieht. Berichten zufolge betrachtet SSU die Entscheidung der Muttergesellschaft als „unberechtigt“ und interpretiert die gegebene Zusage als bindend. Es bleibt hier also die weitere Entwicklung abzuwarten.
Weiterführende Links und Quellen:
t3n: Jetzt ist die Signa Sports United auch offiziell pleite
Manager Magazin: René Benko nimmt sein Sportgeschäft von der Börse