Viele Insolvenzen und schwierige Finanzierung: Schwere Zeiten für Start-ups
Für Start-ups in Deutschland sind die Zeiten derzeit nicht besonders rosig – zumindest lässt sich eine aktuelle Erhebung des Analysedienstes Startupdetector für das Handelsblatt entsprechend deuten. Demnach kletterte die Anzahl der Pleiten von Start-ups im 1. Quartal 2023 auf 67. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 39.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Q1/2023: Anzahl der Start-up-Insolvenzen auf Rekordhoch
- bitkom: Kapitalbedarf bei Start-ups liegt im Schnitt bei 2,3 Mio. Euro
- Junge Unternehmen treten vielfach auf die Kostenbremse
- Zu wenig Venture Capital in Deutschland ist ein Problem für Gründer
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Berlin ist Hauptstadt der Start-up-Insolvenzen
Aufgeteilt nach Städten liegt die Hauptstadt weit vorne bei den Pleiten junger Unternehmen. Im selbsternannten Start-up-Zentrum Deutschlands gab es seit Jahresbeginn 2022 86 Insolvenzen. Dahinter folgen Hamburg mit 32 und München mit 31 Start-up-Pleiten. Arnas Bräutigam, Chef des Analysedienstes, erwartet für das 2. Quartal 2023 einen neuen Höhepunkt an Insolvenzen. Darauf weise auch die zuletzt niedrige Zahl an Finanzierungsrunden hin.
bitkom-Umfrage: 71 Prozent der Start-ups mit Kapitalbedarf
Generell zeichnet sich ein schweres Umfeld für Start-ups in Deutschland ab: Laut dem Digitalverband bitkom erklärten 79 Prozent der Start-ups hierzulande, dass durch die konjunkturelle Entwicklung Investoren deutlich zurückhaltender geworden sind. Rund jedes 7. von 10 Start-ups (71 Prozent) wird nach eigenen Aussagen in den nächsten 24 Monaten Kapitalbedarf haben – rund 2,3 Millionen Euro im Durchschnitt. Im Vorjahr wurde der Kapitalbedarf noch mit ca. 3,3 Millionen Euro im Schnitt angegeben. Lediglich drei Prozent benötigen wohl bis 2024 keine Finanzspritze, während etwa jedes vierte Unternehmen keine Aussage treffen konnte. Insgesamt lies die bitkom 203 Tech-Start-ups befragen.
Immerhin: 17 Prozent der Start-ups mit Kapitalbedarf haben sich eine Finanzierung für die nächsten beiden Jahre schon gesichert. Indes sind 79 Prozent damit weiterhin auf der Suche nach Geldern, wobei mehr als jedes 10. Unternehmen die Erfüllung dieses Wunsches für unwahrscheinlich hält. „Viele Startups mussten zuletzt auf die Kostenbremse treten und ihre Profitabilität erhöhen, dadurch ist der durchschnittliche Kapitalbedarf zurückgegangen“, erklärte Niklas Veltkamp, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. Die Zurückhaltung der Investoren dürfe aber nicht das Wachstum und die internationale Expansion deutscher Startups ausbremsen.
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Jedes dritte Unternehmen denkt an den Gang ins Ausland
Sehr einschneidend sind die Umfrageergebnisse bezüglich der Möglichkeiten einer Finanzierung in Deutschland. Nur ein Drittel (ca. 32 Prozent) der Gründerinnen und Gründer sind der Meinung, dass in Deutschland ausreichend Venture Capital vorhanden ist. Ein weiteres Drittel (34 Prozent) überlegt aus diesem Grund generell, mit dem eigenen Startup ins Ausland abzuwandern.
Weiterführende Links und Quellen:
Handelsblatt: Warum immer mehr Start-ups in Deutschland pleitegehen
bitkom: Startups – 8 von 10 sehen deutliche Zurückhaltung von Investoren