8 Value Strategien
Inhaltsverzeichnis
Was ist Value Investing?
Beim Value Investing (übersetzt „wertorientiertes Anlegen“) handelt es sich um eine Anlagestrategie, bei der Aktien und Wertpapiere gekauft werden, deren aktueller Kurs deutlich unter dem inneren Wert des Unternehmens notiert. Verkauft wird erst dann, wenn das Unternehmen am Markt wieder fair bewertet wird. Mit dem konsequenten Kauf von Aktien von Unternehmen mit langfristiger Aussicht auf ein erfolgreiches Wachstum können deutlich höhere Renditen erzielt werden als mit anderen Anlagestrategien. Urvater des Value Investing ist Benjamin Graham (1894 – 1976). Einer der bekanntesten Value-Investoren unserer Zeit ist Warren Buffett.
Sicherheitsmarge
Eine zentrale Säule beim Value Investing ist die Sicherheitsmarge (so genannte „margin of safety“), die Differenz aus dem inneren Wert des Unternehmens und dem Marktwert. Eine Richtlinie für die Sicherheitsmarge gibt es nicht. Den Sicherheitsspielraum legt jeder Investor nach seinem persönlichen Ermessen fest. In der Regel bewegt sich der Abschlag bei 30 % bis 40 %. Je höher der Sicherheitsabschlag ist, zu dem eine Aktie erworben wird, umso geringer ist ein dauerhafter Kapitalverlust.
Nachhaltige Unternehmensbewertung
Beim Value Investing gilt es, ein Unternehmen zu finden, das hohe Rendite bei niedrigem Risiko verspricht. Jeder Investition geht deshalb eine Analyse der fundamentalen Unternehmensdaten voraus. Um den „wahren“ Wert des Unternehmens zu ermitteln, reichen allerdings Quartalsprognosen und Gewinnschätzungen für das kommende Jahr dafür nicht aus. Eine große Rolle bei der nachhaltigen Unternehmensbewertung spielen der Substanz- und Ertragswert. Einfluss nimmt aber auch der Wert des Wachstums:
Substanzwert
Der Substanzwert (auch „Net Asset Value“ oder „NAV“) ist für laufende Unternehmen eine Wertuntergrenze. Liegt der Börsenwert ganz nah bei dieser Grenze oder wird diese sogar unterschritten, können Investoren unbesorgt einsteigen. Eine zuverlässige Größe ist dabei der Buchwert je Aktie.
Buchwert je Aktie = Bilanzielles Eigenkapital ./. Zahl der Aktien
Professionelle Value-Investoren setzen für die Ermittlung des Substanzwertes zusätzlich auf versteckte und Immaterielle Werte, die nicht in der Bilanz zu finden sind, beispielsweise der Wert der Vertriebsorganisation oder der Marke. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Aktienportfolios mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis zu höheren Renditen führen als Aktienportfolios mit hohen Kurs-Buchwerten.
Ertragswert
Der zweite Schritt bei der Ermittlung des inneren Unternehmenswertes ist die Berechnung des Ertragswertes. Wie profitabel ist das Unternehmen – was wirft dieses gegenwärtig und zukünftig ab? Während der Haltedauer der Aktie stehen dem Investor die Gewinne je Aktie zu. Diese werden zum Teil als Dividende ausgeschüttet und teilweise wieder ins Unternehmen reininvestiert. Im letzten Jahr steht dem Anleger der Verkaufserlös der Aktie zu. Anleger müssen eine Abzinsung vornehmen, also die zukünftigen Erträge auf die Gegenwart herunterrechnen.
Mit einer einfachen finanzmathematischen Formel lässt sich der Wert errechnen.
V = G*1/(r-g)
Um den Wert (Value) zu erhalten, wird der bereinigte Gewinn (G) mit 1/(r-g) multipliziert. Die Größe r ist der Abzinsungsfaktor, g das Wachstum der Unternehmensgewinne. Da der Umsatz bei den meisten Unternehmen schwanken, kann für eine nachhaltige Wertermittlung der Multiplikator nicht auf die aktuellen Gewinne angewendet werden.
Wert des Wachstums
Das letzte Element im Rahmen der Analyse ist der Wert des Wachstums. Allerdings ist dieser Faktor am schwierigsten zu prognostizieren. Zur Berechnung des normalisierten nachhaltigen Jahresgewinnes bietet sich die durchschnittliche Gewinnmarge an – Jahresgewinn geteilt durch Umsatz. Aus den Margen der letzten 10 Jahren wird der Durchschnitt ermittelt und dieser und mit dem aktuellen Umsatz multipliziert.
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1) Value-Strategien
Die Value-Strategie oder das wertorientierte Anlageverhalten ist ein Prinzip, bei der Kauf- und Verkaufsentscheidungen für Aktien nur im Hinblick auf den realwirtschaftlichen Gegenwert, den so genannten inneren Wert, getroffen werden.
Effizient kaufen, effizient verkaufen
Bei der Value-Strategie werden Investoren zunächst versuchen, den inneren Wert einer Aktie unter Zuhilfenahme der Fundamentalanalyse zu ermitteln. Im nächsten Schritt nutzt der Anleger punktuelle Verschiebungen der Finanzmärkte bei der Preisbildung der Aktien, um zu niedrigen Preisen gezielt zu kaufen und gegebenenfalls bei zu hohen Preisen ebenso gezielt wieder zu verkaufen.
Die Value-Strategie hat das erklärte Ziel, Verluste und unangemessen niedrige Renditen auf das eingesetzte Kapital zu vermeiden. Ein zusätzlicher Effekt ist der Fakt, dass bei diesem Ansatz in der Regel überdurchschnittlich hohe Erträge erwirtschaftet werden.
Ermittlung des „inneren“ Wertes
Anhand von Bilanzkennzahlen wird der „innere“ oder „faire“ Wert einer Gesellschaft untersucht. Wenn der aktuelle Marktwert des Unternehmens (Börsenkurs multipliziert mit der Anzahl der emittierten Aktien) im Verhältnis zum „inneren“ Wert sehr niedrig ist, wird die Aktie nach der Value-Strategie als kaufenswert beurteilt.
Bei der Ermittlung des „inneren“ Wertes wird der sogenannte Buchwert angewandt. Dabei handelt es sich um den Nettobuchwert der Gesellschaft – somit um das vorhandene Vermögen abzüglich aller Verbindlichkeiten, was normalerweise dem Eigenkapital entspricht.
Kennzahl: Preis-/Buchwertverhältnis
Der Börsenwert der Gesellschaft wird ins Verhältnis zum Buchwert gesetzt. Dies ergibt die Kennzahl „Price-to-Book“ (Preis-/Buchwertverhältnis). Umso niedriger diese ist, umso günstiger erscheint die Gesellschaft oder das Wertpapier gemessen am Markt-/Branchendurchschnitt. Damit stellen sich Value-Anleger die Frage, was eine Gesellschaft wert wäre, wenn diese aufgelöst würde (Liquidationswert).
Kurs-Buchwert-Verhältnis reicht nicht
Lediglich die Aktienauswahl nach dem Kurs-Buchwert-Verhältnis ist allerdings zu einfach. Weitere klassische Bewertungskennzahlen werden in aller Regel für den Value-Ansatz herangezogen. Diese sind ein geringes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), ein geringes Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) sowie ein niedriges Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV). Danach fokussieren sich Value-orientierte Investoren vorwiegend auf Gesellschaften mit geringer Bewertung sowie stabilen Gewinn- und Wachstumsaussichten. Dabei handelt es sich in der Regel um konservative, solide Unternehmungen. Diese Gesellschaften notieren am Aktienmarkt ohne Prämie. Deren Rückschlagpotenzial sollte bei fallenden Märkten beschränkt sein.
Value-Strategie für Einsteiger geeignet
Die Value-Strategie im Vergleich zur Growth-Strategie defensiver und ist daher für Börsenneulinge eher geeignet. Ein gewichtiger Grund hierfür liegt auch darin, dass im Value-Bereich ein geringes Risikopotenzial vorhanden ist als im Growth-Segment.
Darüber hinaus gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass die übrigen Börsianer früher oder später die Unterbewertung erkennen, was zur Folge hat, dass der Aktienkurs klettern dürfte.
2) Buy-and-Hold-Strategie
Buy and Hold-Strategie, zu Deutsch Kaufen und Halten, ist eine passive Anlagestrategie mit dem Ziel, Aktien nach dem Kauf zu halten und langfristig am steigenden Unternehmenserfolg zu partizipieren. Die Buy and Hold-Strategie ist weitgehend unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen. Dadurch werden im Gegensatz zum aktiven Trading gezielt Transaktionskosten eingespart.
Erträge steigern durch geringere Besteuerung
Gegenüber einer kurzfristigen Spekulation besitzt die Buy and Hold-Strategie einen weiterer Vorteil: Dies ist die tendenziell geringere Besteuerung langfristiger Anlagegewinne sowie die kontinuierliche Ausschüttung von Dividenden.
Die Nachteile der Buy and Hold-Strategie sind die fehlende Reaktionsfähigkeit auf Markttrends und in der Abhängigkeit von der spezifischen Geschäftsentwicklung der Gesellschaft. Die Buy and Hold-Strategie eignet sich ebenfalls für andere Anlageklassen.
Auswahlkriterien der Buy and Hold-Strategie
Anleger, die bei ihren Börsenaktivitäten die Buy and Hold-Strategie verfolgen möchten, werden in der Literatur einige Faustregeln vorgegeben. Demnach sollten lediglich Aktien von Gesellschaften gekauft werden, die zu den Marktführern ihrer Branche zählen. Einerseits können solche Unternehmen von der Konkurrenz kaum vom Markt verdrängt werden, andererseits besitzen diese mit ihrer starken Marke bei der Preisgestaltung für ihre Produkte einen großen Spielraum, was sich in höheren Gewinnmargen bemerkbar macht.
In den Fokus sollten darüber hinaus ausschließlich Unternehmen geraten, die einen Börsenwert von über 500 Mio. Euro und auch einen Umsatz in der gleichen Größenordnung aufweisen können. Wertpapiere großer, international tätiger Konzerne bieten eine höhere Sicherheit als kleinere Werte, was diese Gesellschaften unempfindlicher gegen Wirtschaftskrisen macht.
Gute Daten, gute Perspektiven
Ein stetiges Umsatz- und Gewinnwachstum sowie gute langfristige Wachstumsaussichten liefern ebenfalls klare Indizien für die Qualität eines Unternehmens. Einzelne schwächere Jahre sind hierbei kein Problem, die langfristige Entwicklung zählt. Das Marktsegment des Unternehmens sollte ausreichende gute Wachstumsperspektiven bieten.
Ferner sollte die Eigenkapitalquote in Frage kommender Unternehmen mindestens 30% betragen. Gesellschaften mit hohem Verschuldungsgrad bekommen in Krisenzeiten Schwierigkeiten, wenn die Gläubiger offene Forderungen anmahnen.
Buy and Hold in der Kritik
Aktien kaufen und dann liegen lassen, heutzutage gilt dies beinahe schon als sehr riskant. André Kostolanys berühmtester Ratschlag war, in die Apotheke zu gehen, Schlaftabletten zu kaufen, einzunehmen, dann einige internationale Standardwerte zu kaufen und ein paar Jahre zu schlafen. Im Ergebnis sollten als angenehme Überraschung satte Kursgewinne winken.
In den vergangenen Jahren mehrte sich Kritik an einem derartigen Anlageverhalten. Moderne Börsenkenner argumentieren: „dass, wenn ein statisches Portfolio zehn Jahre unverändert belassen wird und nicht behutsam an die sich sehr schnell ändernde Welt angepasst wird, sich die Buy and Hold-Strategie als gefährlich erweisen kann.
3) KGV-Strategie
Wie der Name schon sagt, orientiert sich die KGV-Strategie in erster Linie an der Entwicklung der vielleicht wichtigsten Kennziffer der Fundamentalanalyse, dem Kurs-Gewinn-Verhältnis.
KGV als Bewertungskriterium Nr. 1
Eine der bedeutendsten Kennzahlen für den Vergleich von Aktien-Investments ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Die englische Bezeichnung lautet Price-Earnings-Ratio (PER) oder P/E Ratio. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bezeichnet das Verhältnis des Gewinns einer börsennotierten Unternehmung zur aktuellen Börsenbewertung. Zur Berechnung wird der Kurs einer AG durch den Gewinn je Aktie dividiert.
KGV = Kurs einer Aktie / Gewinn je Aktie
Ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis weist eine Aktie als günstig aus, bei einem hohen KGV gilt sie als ungünstig.
Anwendung der KGV-Strategie
Zunächst sucht sich der Anleger, der nach der KGV-Strategie vorgehen möchte, drei bevorzugte Indices heraus. Im nächsten Schritt erstellt er eine Liste der KGVs der darin gelisteten Einzelwerte heraus und bestimmt drei bis fünf Titel mit dem niedrigsten KGV.
Diese Aktien werden dann gekauft und sollten mindestens ein Jahr gehalten werden. Im Anschluss hieran sollte ein neuer Abgleich erfolgen.
Vorteile der KGV-Strategie
In der Praxis hat die KGV-Strategie den Vorteil, dass die Anleger eine Gesellschaft auswählen, welche bereits Gewinne erwirtschaftet hat, denn Unternehmen ohne Gewinn haben kein KGV. Darüber hinaus kann der KGV-Stratege Unternehmen auswählen, die wegen ihrer niedrigen Bewertung mit höherer Wahrscheinlichkeit noch Luft nach oben hat.
Nachteile der KGV-Strategie
Anleger sollten immer im Auge behalten, dass sich das KGV von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen nicht immer 1:1 miteinander verglichen werden können. Beispielsweise weisen Aktien aus der Finanz- und Versicherungsbranche normalerweise ein niedrigeres KGV als beispielsweise Konsumwerte.
Die isolierte Betrachtung der KGV-Kennzahl wird zunehmend kritischer beurteilt. Eine Reihe von Marktbeobachtern vertreten die Meinung, dass das KGV nur bei einer mehrdimensionalen Betrachtung eines Unternehmens und seines gesamtwirtschaftlichen Umfeldes von Bedeutung sein sollte.
Die KGV-Strategie zählt zu den konservativen Aktienstrategien und ist – schon wegen der guten Umsetzbarkeit – für Aktieneinsteiger geeignet.
4) Dogs of the Dow-Strategie
Die Dogs of Dow-Strategie verfolgt das Prinzip, durch die Auswahl von Aktien nach der Höhe der Dividendenrendite bessere Ergebnisse zu erzielen als der Gesamtmarkt, der durch den entsprechenden Index dargestellt wird.
Obwohl die Bezeichnung „Dogs of Dow“ aus der US-amerikanischen Umgangssprache eher auf etwas Minderwertiges hindeutet (Hunde des Dow Jones), hat sich der Begriff im Börsenjargon für die dividendenstärksten Aktien innerhalb des Dow Jones-Index etabliert.
Entsprechend werden die dividendenstärksten Aktien innerhalb des DAX zum Teil als Dogs of DAX und die dividendenstärksten Aktien innerhalb des EuroStoxx 50 als Dogs of Eurostoxx 50 bezeichnet.
Wie wird die Dogs of Dow-Strategie angewandt?
Der Investor kauft zu einem bestimmten jährlichen Stichtag aus den in einem Index enthaltenen Aktien die zehn Aktien, die die höchste Dividendenrendite aufweisen. Die gekauften Aktien werden über zwölf Monate hinweg bis zum nächsten Stichtag gehalten, ohne dass auf das Börsengeschehen auch nur im Geringsten reagiert wird.
Mit den Veränderungen am nächsten Stichtag wird der Bestand umgeschichtet. Sämtliche Aktien, die nicht mehr zu den zehn mit der höchsten Dividendenrendite gehören, werden veräußert. Durch den Verkaufserlös können nun diejenigen Aktien gekauft werden, die neu in die Gruppe der zehn dividendenstärksten Aktien aufgestiegen sind. Die Umschichtung wird jährlich zum Stichtag wiederholt.
Erfolge der Dogs of Dow-Strategie
Mit der Dogs of Dow-Strategie konnten in der Vergangenheit oft bessere Ergebnisse erzielt werden als mit einer Anlage, die den jeweiligen Gesamtmarkt oder Index vollständig als Basis hatte. Bei der Anwendung von längeren Anlagehorizonten kann nahezu in jedem Hinblick eine Outperformance der Strategie gegenüber dem jeweiligen Index nachgewiesen werden. Als Erfolgsgarantie sollte dies allerdings nicht gelten.
Primäres Ziel der Dogs of Dow-Strategie ist es, eine bessere Performance als der als Grundlage dienende Index zu erwirtschaften. In der Praxis bedeutet dies: Wenn ein nach der Strategie Dogs of the Dow aufgebautes Portfolio weniger als der Gesamtmarkt verliert, wird dieses für den Investor negative Ergebnis als Erfolg gewertet.
Daneben hat die Dogs of Dow-Strategie in der Vergangenheit lediglich bei langjähriger Anwendung ihre Überlegenheit gegenüber den Indices nachweisen können. Bei kürzeren Anlagehorizonten ist dies nicht so eindeutig darstellbar.
Kritische Stimmen zum Dog of Dow
Die Vorteile der Dogs of Dow-Strategie konnten lediglich über längere Anlagezeiträume nur empirisch unter Beweise stellen. Die kausale Begründung, warum die Strategie in der Vergangenheit zum Erfolg geführt hat, konnte bislang nicht geführt werden.
Da sich dieser Zusammenhang nicht erschließt, ist die Frage kaum zu beantworten, ob auch in Zukunft eine Outperformance der Dogs of Dow-Strategie möglich ist. Eine Strategie, deren Erfolg in keinster Weise planbar ist, stellt sich an diesem Punkt zumindest teilweise in Frage.
5) Top-down-Strategie
Der Top-Down-Ansatz ist eine Aktienstrategie der Fundamentalanalyse. Die Vorgehensweise ist hierbei „von oben nach unten“. Ausgehend von der Gesamtentwicklung einer Volkswirtschaft sowie der bevorzugten Branche wird der Versuch unternommen, auf die Entwicklung einer einzelnen Gesellschaft und damit auch auf deren Aktienkurs zu schließen.
Praktische Vorgehensweise
Praktisch bedeutet dies, dass zunächst der Gesamtmarkt, die ausgewählten Branchen und verwandte Segmente grundlegend untersucht werden. Erst im Anschluss daran werden einzelne Aktiengesellschaften der betreffenden Bereiche betrachtet und die erfolgversprechendsten Werte ausgesucht.
- Globalanalyse
- Branchenanalyse
- Einzelwertanalyse
Ansatz-Komponenten der Top-down-Strategie
- Globalanalyse
Beispielsweise wird bei der Globalanalyse die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland, in Europa und weltweit analysiert. Unter anderem werden bei der Globalanalyse das Zinsniveau, die Liquidität und die Inflation betrachtet.
- Branchenanalyse:
Unter Branchenanalyse verstehen Börsianer eine Betrachtung der aktuellen Lage sowie der Zukunftsaussichten der Branche, aus der die ausgewählte Gesellschaft stammt. Gegenstand der Untersuchung sind die allgemeinen Auftragseingänge, Rohstoffpreise und Lagerbestände des analysierten Marktsegments.
- Einzelwertanalyse
Wenn von der Fundamentalanalyse gesprochen wird, ist oft nur die Einzelwertanalyse gemeint. Die Global- und Branchenanalyse gehört im eigentlichen Sinne nicht zur fundamentalen Analyse. Bei der Einzelwertanalyse werden die fundamentalen Daten einer Gesellschaft betrachtet.
Fundamentaldaten der Einzelwertanalyse
Zu den Fundamentaldaten der Einzelwertanalyse gehören neben Bilanzen, Geschäftsberichte, die Dividendenrendite, die Marktkapitalisierung, die Gesamtkapitalrendite und der Eigenkapitalquote auch das KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis, das KCV = Kurs-Cashflow-Verhältnis, das KUV = Kurs-Umsatz-Verhältnis sowie das KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis.
Aktienkurs hängt am Umfeld
Investoren, die den Top-down-Ansatz bevorzugen, gehen in der Regel davon aus, dass der Aktienkurs einer Gesellschaft sehr stark von der Entwicklung des Gesamtmarktes und der betreffenden Branche abhängt.
Daraus folgt, dass ein Titel, der nach der Einzelwertanalyse als unterbewertet betrachtet wird, in dem Fall, dass die Global- und Branchenanalyse kein gutes Ergebnis liefert, nicht erworben wird.
6) Bottom-up-Strategie
Bottom-up heißt von unten nach oben. Hierbei fokussiert sich die Strategie des Anlegers auf die Auswahl von viel versprechenden Einzeltiteln. Diese Vorgehensweise wird daher auch als Stock-Picking bezeichnet. Branchen- oder marktorientierte Streuung wird dabei lediglich als Instrument zur Risikostreuung eingesetzt.
Bottom-up attaktiv
Der Bottom-up-Ansatz ist unter Aktien-Fondsmanagern sehr beliebt, bei der zunächst das Wachstumspotenzial einzelner Gesellschaften untersucht wird. Erst danach werden die Chancen in der entsprechenden Branche und der dazugehörige Gesamtmarkt bewertet. Diese Analyse ist oft Basis von Transaktionsentscheidungen.
Ansatz-Komponenten der Bottom-up-Strategie
- Einzelwertanalyse
Die Einzelwertanalyse ist der Kern der Fundamentalanalyse. Die Global- und Branchenanalyse gehört im eigentlichen Sinne nicht zur fundamentalen Analyse. Bei der Einzelwertanalyse werden die fundamentalen Daten eines Unternehmens untersucht.
- Branchenanalyse:
Marktteilnehmer verstehen unter der Branchenanalyse eine Ermittlung des aktuellen Zustands sowie der Zukunftsperspektiven der Branche, aus der das ausgewählte Unternehmen stammt. Gegenstand der Untersuchung sind die allgemeinen Auftragseingänge, Rohstoffpreise und Lagerbestände des analysierten Marktsegments.
- Globalanalyse
Bei der Globalanalyse wird zum Beispiel die aktuelle wirtschaftliche Lage in Brasilien, in Südamerika und als nächsten Schritt weltweit betrachtet. Bei der Globalanalyse werden unter anderem das Zinsniveau, die Liquidität und die Inflation analysiert.
Fundamentaldaten der Einzelwertanalyse
Fundamentaldaten der Einzelwertanalyse sind neben Bilanzen, Geschäftsberichte, die Dividendenrendite, die Marktkapitalisierung, die Gesamtkapitalrendite und der Eigenkapitalquote auch das KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis, das KCV = Kurs-Cashflow-Verhältnis, das KUV = Kurs-Umsatz-Verhältnis sowie das KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis.
Aktienkurs hängt am Umfeld
Investoren, die den Bottom-up-Ansatz bevorzugen, geht in aller Regel davon aus, dass der Aktienkurs eines Unternehmens in erster Linie sehr stark von der Entwicklung dieser Gesellschaft abhängig ist.
Die Einzelwertanalyse steht ganz klar als primäre Entscheidungsgrundlage für den Kauf oder Verkauf einer Aktie im Vordergrund.
7) Dividendenstrategie
Benjamin Graham gilt als Pionier der Wertpapieranalyse, der bereits vor mehr als 70 Jahren die Dividendenrendite populär machte. Bei dieser Strategie werden die Aktien ausgesucht, die die höchste Dividendenrendite aufweisen können.
Die Dividendenrendite bezeichnet das Verhältnis der gezahlten Dividende zum aktuellen Aktienkurs. Theoretisch wird bei dieser Strategie davon ausgegangen, dass sich Gesellschaften mit hoher Dividendenrendite besser entwickeln werden als der Markt.
Die Top-12-Dividenden-Strategie
Die Top-12-Dividenden, die sich in Deutschland durchgesetzt hat, ist eine mechanische Dividendenstrategie. Dabei nimmt der Anleger zu Jahresbeginn und zur Jahresmitte jeweils die zwölf Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus dem DAX ins Depot.
Die Dividendenstrategie hat sich seit 1989 gut behauptet und durchschnittlich 9,5% Rendite jährlich erwirtschaftet. Dagegen hat der DAX lediglich 6,8% im Mittel zugelegt.
Als Verlustbremse hat die Dividendenstrategie jedoch in den vergangenen Jahren versagt. Und obwohl die besten Dividendenwerte als robuste, konservative Aktien eigeschätzt wurden, fuhren Investoren mit ihnen beträchtliche Verluste ein. Die Auswahl der 12 besten Dividendenpapiere rutschte 2008 45% ihres Wertes ab.
Auf lange Sicht jedoch wiegt die überzeugende Rendite die große Verlustanfälligkeit teilweise auf. Aus diesem Grunde ist die Top-12-Dividenden-Strategie für risikofreudige Investoren durchaus empfehlenswert.
O’Higgins-Dividenden-Strategie
In seinen Bestseller „Beating the Dow“ veröffentlichte der US-Vermögensverwalter Michael O’Higgins Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts seine Dividendenstrategie.
Hierbei werden im DAX die 10 Werte mit der höchsten Dividendenrendite herausgesucht. Wer die DAX-Titel mit der besten Dividendenrendite hält, profitiert zusätzlich zum üblichen Aufwärtstrend der Börse auch noch von der Aufholjagd der übrigen Werte.
Nach O’Higgins werden nun von den zehn besten Dividendentiteln die fünf Werte mit den niedrigsten Preisen ausgewählt. Diese sind nach dem Kurs-Gewinn-Verhältnis nicht nur relativ günstig, sie sind dies auch nach dem Börsenkurs.
Anleger mit Disziplin profitieren
Die O’Higgins-Strategie ist für Anleger interessant, die nicht nur einfach Aktien oder Fonds kaufen, sondern darüber hinaus auch den DAX schlagen wollen. Die O’Higgins-Strategie ist daneben eine mechanische Anlagestrategie, die lediglich einmal im Jahr etwas Arbeit erfordert. Allerdings sollten Investoren die notwendige Disziplin aufbringen, um den Ansatz konsequent umsetzen zu können.
8) Dividend Low 5-Strategie
Die Dividend Low 5-Strategie ist eine Abwandlung der Graham-Strategie. Sie geht zurück auf das bekannte Investmenthaus Prudential Securities.
Wie in der Original-Dividenden-Strategie werden die 10 Titel eines Index ermittelt, die die beste Dividendenrendite aufweisen. Davon werden allerdings lediglich die 5 Titel gekauft, die die niedrigsten Kurse besitzen. Die Strategie wird jährlich abgeglichen.
Grundsätzliche Idee hinter dem Konzept
Die grundsätzliche Ausrichtung der Strategie ist durch reine Psychologie zu erklären. Die günstigen Aktien werden von vielen Anlegern als günstig angesehen und daher auch verstärkt gekauft. Im Grunde ist die „Low 5“ eine ganz simple Theorie, die in der Praxis auch nachvollziehbar ist.
Die Dividend Low 5-Strategie hat sich seit Bestehen des DAX (im Jahre 1987) bis Anfang des 21. Jahrhunderts bewährt. Die Rendite der Investoren, die ihre Aktien nach dieser Strategie ausgewählt haben, war rund doppelt so hoch wie die Rendite des deutschen Aktienindex im Vergleichszeitraum.
Verfeinerung der Strategie
Die Strategie kann weiter verfeinert werden, wenn der Anlagehorizont nicht auf ein Jahr angesetzt, sondern auf einen kleinen Zeitraum wie z. B. 6 Monate oder ein Quartal verkürzt wird. Diese Erweiterung bietet sich schon deswegen an, weil hiermit das Risikomanagement verbessert wird. Eine Aktie ein Jahr einfach so im Depot liegen zu lassen, ist nicht sehr sinnvoll.
Dividendenstrategien belegen über viele Jahrzehnte hinweg, dass sie gute Auswahlkriterien sind.
Nachteile der Dividendenstrategie
Einer der größten Nachteile der Dividendenstrategie ist die rein schematische Auswahl der Aktien. In der Praxis bedeutet das, dass sich die Investoren bei diesem Verfahren völlig außer Acht lassen, wie die Gewinnentwicklung der jeweiligen Gesellschaft verläuft, ob es gesunde Zahlen und ein nachhaltiges Wachstum gibt.
Darüber hinaus wird hierbei nicht unberücksichtigt, ob eine Dividende aus erzielten Gewinnen gezahlt wird oder ob die Ausschüttung aus Reserven bestritten wird.
Nur „große“ Aktien
Ein Schwachpunkt ist der, dass bei der Dividend Low 5-Strategie überwiegend Aktien aus den großen Leitindizes untersucht werden. Wirkliche Highflyer unter den Dividendenwerten sind jedoch oftmals kleinere Nebenwerte, die gar nicht in einem Index oder nur in ganz untergeordneten Indices vertreten sind.
Dividenden-ETFs immer attraktiver
Dividendenindices wie etwa der DivDAX oder der EuroStoxx Select Dividend 30 schieben sich immer weite in den Fokus der Investoren. Besonders seit diese durch günstige ETFs abgebildet werden und von Anlegern einfach, zu äußerst niedrigen Gebühren und in nahezu beliebiger Stückelung an der Börse oder über andere Anbieter gekauft werden können.