Portfolioabsicherung

Mit Optionsstrategien können sowohl Absicherungs- als auch Spekulationszwecke verfolgt werden. Sofern zur Abbildung einer Strategie ausschließlich Longpositionen zum Einsatz kommen, ist die Strategie auch uneingeschränkt für Optionsscheine geeignet. Shortpositionen erweitern die Handlungsmöglichkeiten allerdings deutlich. Die beiden bekanntesten Strategien zur Absicherung werden ausschließlich mit Longpositionen abgebildet: Protective Put und 90/10.

Protective Put

Mit einer Protective-Put-Strategie wird ein Portfolio durch eine Longposition in einer Put-Option auf einen Basiswerte mit hoher Korrelation zum Portfolio gegen Verluste abgesichert. Kommt es zu einem plötzlichen und starken Verlust fangen die Kursgewinne in der Option die Kursverluste im Portfolio ganz oder teilweise auf. Der Versicherungsschutz ist umso günstiger, je ruhiger das Marktumfeld beim Kauf der Put-Option ist und je weiter der Basispreis vom Markt zu diesem Zeitpunkt entfernt liegt.

Wie wird ein Portfolio mit Puts abgesichert?

Zur Umsetzung einer Protective-Put-Strategfíe kann entweder eine Put-Option auf jede einzelne Aktie im Portfolio oder eine Put-Option auf einen Index mit sehr hoher Korrelation zum Portfolio gekauft werden. Die Absicherung über Optionskontrakte an der EUREX ist ebenso möglich wie der Kauf von Put-Optionsscheinen.

Ist ein Portfolio exakt so zusammengesetzt wie der DAX kann es mit dem Optionskontrakt der EUREX abgesichert werden. Der direkte Zugang über den Terminhandel bietet vor allem im Hinblick auf die Transaktionskosten Vorteile. Dennoch lässt sich eine PP-Strategie ebenso mittels Optionsscheinen auf den DAX umsetzen.

Bei der Absicherung ist das Bezugsverhältnis (Optionsscheine) bzw. die Kontraktgröße (EUREX) zu berücksichtigen. Die EUREX hat den Wert eines Indexpunkts in Optionskontrakten auf den DAX auf 5,00 Euro festgelegt.

Optionen bei schönem Wetter kaufen

Optionen sind mit einem festen Verfallsdatum versehen. Durchaus vergleichbar mit einer Wohngebäudeversicherung muss der Versicherungsschutz periodisch aufs Neue erworben werden. Die EUREX ermöglicht ebenso wie die Emittenten von Optionsscheinen (die sich ihrerseits wiederum am Terminmarkt absichern) Laufzeiten bis hin zu mehreren Jahren. Ceteris paribus ist ein langfristiger Put teurer als ein Kontrakt mit kurzer Restlaufzeit – schließlich bietet er auch für einen längeren Zeitraum den angestrebten Versicherungsschutz.

Allerdings spielt die Volatilität für die Preise von Optionen eine bedeutende Rolle. Die Schwankungsintensität des Marktes muss deshalb als Kostenfaktor zwingend berücksichtigt werden, wenn ein Portfolio dauerhaft abgesichert werden soll. Investoren sollten in Zeiten niedriger Volatilität längerfristigen und in Zeiten hoher Volatilität kurzfristigen Versicherungsschutz bevorzugen.

Wie verhält sich ein abgesichertes Portfolio?

Ein mit PP abgesichertes Portfolio weist mehrere Eigenschaften auf: 

  • Die Gesamtrendite ist nicht nach oben begrenzt
  • Der Mindestwert des Portfolios zum Verfallsdatum der Option ist von Anfang an bekannt
  • Die Gewinnschwelle setzt höhere Kursgewinne voraus als ein reines Aktienportfolio 

Die wichtigste Eigenschaft: Durch den Put steht – vorausgesetzt es entsteht kein Tracking Error – von Anfang an fest, wie viel das Portfolio am Ende der Put-Laufzeit wert ist: Sinken die Aktienkurse auf 0,00 entspricht der Wert des Portfolios am Verfallstag der Option deren innerem Wert – ein Zeitwert ist am Verfallstag nicht mehr vorhanden.

Der Preis für diesen Versicherungsschutz ist die Optionsprämie, die den Ertrag des Portfolios unabhängig von der Marktentwicklung schmälert. Anders als z. B. bei Covered Call Writing (das nur einen sehr begrenzten Schutz nach unten bietet) sind die Erträge nach oben jedoch nicht begrenzt.

Put-Optionen auf einzelne Aktien

Die Absicherung eines Portfolios mit einer größeren Anzahl von Aktien durch Puts auf jede einzelne dieser Aktien ist mit mehreren Problemen verbunden. Erstens steht nicht für jede Aktie eine Option an der Terminbörse bzw. ein Optionsschein zur Verfügung. Zweitens ist es unwahrscheinlich, dass alle Aktien mit Optionen derselben Laufzeit abgesichert werden können, woraus ein höherer Aufwand, aber auch eine Glättung der Volatilitätskosten einhergeht. Drittens ist von signifikant höheren Transaktionskosten auszugehen.

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90/10 – Strategie

Mit der 90/10-Strategie wird Risiko nicht abgesichert, sondern strikt vermieden. Zu Beginn jeder Investitionsperiode wird der Anteil des Vermögens zum risikolosen Zinssatz angelegt, der erforderlich ist um am Ende des Zeitraums inklusive der Zinserträge wieder den anfänglichen Betrag sicherzustellen. Der Rest des Portfolios wird in Optionen auf einen Aktienindex (in der Regel Long-Call auf DAX oder S&P) investiert.

Wird die 90/10-Strategie mit einjährigem Zeithorizont umgesetzt und sind die erworbenen Anleihen mit einer Restlaufzeit von einem Jahr und einem einzigen endfälligen Zinskupon ausgestattet kann grundsätzlich jedes ausfallsichere Papier ohne weitere Modifikationen zum Einsatz kommen. Bei mehrjährigem Horizont empfehlen sich dagegen Nullkuponanleihen, weil zwischenzeitliche Zinszahlungen zusätzliche Transaktionen erfordern würden.

Ein 90/10-Portfolio weist mehrere Eigenschaften auf: 

  • Die Gewinne sind nach oben nicht begrenzt
  • Der Mindestwert des Portfolios steht von Beginn an fest
  • Verluste sind bezogen auf das Gesamtportfolio ausgeschlossen
  • Die absoluten Gewinnmöglichkeiten richten sich ganz wesentlich nach dem Zinsniveau und der Volatilität zum Zeitpunkt der Portfolio-Konstruktion

Hinsichtlich der ersten beiden genannten Punkte entspricht das 90/10-Portfolio einem Protective-Put-Portfolio. Während ein Protective-Put-Portfolio jedoch einen geringen Verlust erwirtschaften kann sind Verluste bei der 90/10-Strategie ausgeschlossen, da die verzinslichen Wertpapiere den anfänglichen Wert unabhängig vom Aktienmarkt zum Laufzeitende garantieren. Die 90/10-Strategie gehört damit zu den „Absolute Return“-Ansätzen. Diese Sicherheit hat jedoch ihren Preis: Die Partizipation an Kursgewinnen des Aktienmarktes fällt deutlich geringer aus. Wie hoch die Partizipation ist richtet sich nach der Zinsniveau (je höher desto besser) und der Volatilität (je niedriger desto besser) zum Zeitpunkt des Fixings.

90/10-Strategie mit Garantiezertifikaten

Garantiezertifikate bilden 90/10-Portfolios ab. Das wesentliche Merkmal der Zertifikate ist die Partizipationsrate an Kurssteigerungen des Basiswertes, die – da der Emittent denselben Kapitalmarktzuständen ausgesetzt ist wie jeder Privatanleger auch – sich nach Volatilität und Zinsniveau bemisst. Häufig sind Garantiezertifikate optisch attraktiver als es im Vergleich mit einem eigenständig konstruierten Portfolio dieser Bauart der Fall ist. Das ist auf Rendite-Spreads zwischen Staatsanleihen und (oft nachrangigen) Bankanleihen zurückzuführen.

Opportunitätskosten beachten

Anleger müssen bei 90/10-Portfolios stärker als bei anderen Ansätzen die anfallenden Opportunitätskosten beachten. Diese bestehen in den Zinserträgen, die mit einer Anlage des gesamten Kapitals über die die Planungslaufzeit hinweg zusätzlich zum Startkapital erwirtschaftet werden können. Vor allem bei einem hohen Zinsniveau und einer längeren Laufzeit können diese Kosten beträchtlich sein. Gedanklich ist auch die Inflation zu berücksichtigen: Werden innerhalb einer fünfjährigen Planungsperiode keinerlei Erträge erzielt und belief sich die jährliche Inflationsrate im selben Zeitraum auf 2,50 Prozent ist ein realer Verlust in Höhe von ca. 12 Prozent entstanden.

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