Banken-Turbulenzen in den USA – ein Schauspiel des „Grauens“ in 3 Akten

Die Finanzwelt ist mal wieder in Aufruhr und das vor allem, weil es auf dem US-amerikanischen Finanzmarkt offenbar mal wieder drunter und drüber geht. Wer davon ausgegangen ist, dass nach der globalen Finanzkrise 2008 gerade in den USA, von wo damals alles ausgegangen ist, anhand entsprechender Regulierungen etc. so etwas wie Ruhe und vor allem Stabilität eintreten würde, darf genau daran, nach den Vorkommnissen der letzten Monate, berechtigte Zweifel haben.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Der US-amerikanische Finanzmarkt verunsichert die Anleger.
  • Pleiten von bekannten Finanzinstituten und Krypto-Börsen erschüttern das Vertrauen der Börse in die Bankenbranche.
  • Die Sorge vor weiteren Pleiten und Bank-Runs wächst.

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1. Akt: Die Pleiten von FTX und Genesis

Angefangen hat im Grunde alles mit dem Milliardenschweren Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX und den damit ausgelösten Schockwellen am Krypto-Markt. So sah sich die, mit FTX verbundene Krypto-Börse Genesis bereits im November 2022 gezwungen, die Kreditvergabe vorläufig auszusetzen, kurz nachdem die Krypto-Börse FTX, an der Genesis einen Teil seiner Gelder hielt, Insolvenz anmeldete. Was folgte, war dann der Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 Mitte Januar 2023.

So gelang es dem Unternehmen nicht, die nötige Liquidität aufzutreiben, um die bestehenden Anforderungen der Geldgeber als Folge der FTX Pleite zu erfüllen. Davon seien vor allem auch Kunden der Krypto-Börse Gemini betroffen. Was wiederum nun Gemini in Schwierigkeiten bringt, denn auch Gemini Kunden fordern nun ihre Einlagen zurück. Was wiederum kaum zu realisieren ist, denn Gemini hat die Einlagen seiner Kunden an Genesis weitergereicht, die diese wiederum als Kredite an FTX vergeben hat. Um die Dimension anhand einer Zahl zu verdeutlichen:

Das Vermögen von rund 340 000 Gemini-Kunden in Höhe von 765 Millionen Dollar stecken seit Mitte November bei Genesis fest. Ob diese Summe jemals wieder an die Kunden von Gemini aufgrund der Genesis Insolvenz zurückfließt, ist also mehr als fraglich. Womit jedoch deutlich wird, dass hier ein entscheidender Faktor einen erheblich Schaden verzeichnet und das ist das sogenannte Anleger-Vertrauen.

2. Akt: Der Kollaps der Silvergate Bank und Signature Bank

Was sich auch in einem weiteren Fall in Kombination mit der FTX Pleite, wenn auch zeitverzögert, mehr als deutlich zeigt, und zwar bei der Silvergate Bank. Einer Bank, die sich seit dem Jahr 2013 einen Namen in der Krypto-Szene gemacht hat. Und es lieft bis Anfang 2022 durchaus gut für die Bank – bis es zu einer generellen Abkühlung am Kryptomarkt und zu den Pleiten von FTX als auch BlockFi, die zu den größten „Partnern, der Silvergate gehörten, kam.

So verlor die Bank aufgrund der vorgenannten Ereignisse allein vom dritten auf das vierte Quartal 2022 Gesamteinlagen digitale Vermögenswerte von rund 8,1 Milliarden Dollar. Hinzu kam, dass man Ende 2022 auch noch, den von Facebook übernommen Stablecoin „Diem“ mit rund 196 Millionen Dollar wertberichtigen musste.

Nach diesem Bank-Run wandten sich schließlich auch die Krypto-Unternehmen Coinbase, Galaxy Digital, Tether, Bitstamp sowie die Stablecoin-Firmen Circle (USDC) und Paxos (BUSD) von Silvergate ab. Den Todesstoß erhielt dann Bank zuletzt durch die, bereits eingangs erwähnter Insolvenz von Genesis, die ebenfalls zu den Kunden der Silvergate Bank gehörte. Somit war es im Grunde nun nur noch eine Frage der Zeit, wann Silvergate der Geschichte angehören würde. Eine Frage, die Anfang März 2023 mit der Schließung der Bank seitens der amerikanischen Aufsichtsbehörde beantwortet wurde.

Und wenn all das nicht mehr als genug wäre, wurde dann am 12. März auch noch die Signature Bank von den US-Aufsichtsbehörden geschlossen. Die Bank war das einzig verbleibende Geldhaus mit großem Krypto-Geschäft, nachdem die Silvergate Bank pleite war. Auch die Signature Bank ist letztendlich an ihrem Geschäftsmodell gescheitert, das in einem erheblichen Umfang auf den Krypto-Markt ausgerichtet war und somit ebenfalls immens hohe Kapitalabflüsse verzeichnen musste.

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3. Akt: Silicon Valley Bank und First National Bank

Fast zeitgleich mit den Turbulenzen im Krypto-Markt Ende Februar platzten dann die Pleiten der Silicon Valley Bank und der Signature Bank als auch die massiven Geldprobleme der First National Bank, der die Pleite drohte. Wobei der Grund für die Pleiten anders als im Krypto-Markt lagen, denn hier lagen die Insolvenzen nicht in eher undurchsichtigen und kaum bis gar nicht kontrollierten Geschäftsmodellen, sondern in dem, was man Zinsrisiko nennt. In einfachen Worten ausgedrückt? Die Banken haben sich schlicht verzockt und beim Risikomanagement versagt.

Oder, um es noch deutlicher auszudrücken, das sogenannte Zinsänderungsrisiko. Was sich am deutlichsten bei der Silicon Valley Bank darstellt. Sie hat über die Jahre hinweg, immense Summen in langlaufende und niedrig verzinste Anleihen gesteckt. Eigentlich eine sichere Sache, solange sich das Zinsniveau nicht drastisch ändert. Doch genau dies hat die FED, mit dem Ziel der Inflationsbekämpfung in den letzten Monaten, mit teils sehr deutlich Erhöhungen des Leitzinses getan. Was somit zu einem erheblichen Wertverlust des Anleihe-Portfolios mit negativen Folgen für die Bilanz der Bank zur Folge hatte. 1,9 Milliarden Dollar Abschreibungen war das Statement der Bank. In Kombination mit dem Downgrade von Rating-Agenturen und dem Rat bekannter VC-Funds, doch bitte sein Geld von der Bank abzuziehen, war das Schicksal der SVP besiegelt.

Und die First National Bank? Auch sie leidet unter einem erheblichen Zinsrisiko in ihren Bilanzen und steht bereits jetzt als Regionalbank mit dem Rücken zur Wand. Zwar konnte in allerletzter Minute mithilfe einiger Großbanken eine 30 Milliarden Dollar Hilfe organisiert werden, doch es wird bereits jetzt deutlich, dass dies mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen wird. Der Aktienkurs hat innerhalb weniger Tage mehr als 75 % seines Wertes eingebüßt und Kunden ziehen unvermindert ihre Gelder ab, beziehungsweise transferieren diese zu vermeintlich sicheren Großbanken. Vor allem jene Kunden, deren Einlage höher als jene 250.000 Dollar sind, die im Rahmen des Einlagenschutzes bei US-Banken im Falle einer Insolvenz abgesichert sind.

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Quellen:

Weiterführende Quellen

Tagesschau: Wie gefährlich ist der SVB-Kollaps?

Tagesspiegel: Nach der US-Bankenpleite: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Berliner Zeitung: Nächste Bankenpleite: Finanzkrise nimmt Fahrt auf