Nachhaltige Blue-Bonds suchen Kapital: Neue Leitlinien sollen Investoren überzeugen
Die International Finance Corporation (IFC), als Teil der Weltbankgruppe, hat in enger Zusammenarbeit mit anderen Organisationen einen wegweisenden globalen Leitfaden zur Finanzierung der nachhaltigen blauen Wirtschaft mittels Blue-Bonds entwickelt. Blue-Bonds sind Schuldinstrumente zur Finanzierung von Projekten, die sich im Sinne der Nachhaltigkeit positiv auf die Umwelt auswirken.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Leitfaden mit Kriterien für die Förderung nachhaltiger Projekte mittels Blue-Bonds
- Erläuterung dessen, was Blue-Bonds sind
- Wie Anleger an diesem Markt teilnehmen können
- Welche Chancen diese Anlegeprodukte für Anleger bieten (können)
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Das Ziel des Leitfadens
Dieser innovative Leitfaden bietet den Akteuren auf den Finanzmärkten fortan klare Kriterien, bewährte Praktiken und praxisnahe Beispiele für die Kreditvergabe und Emission von sogenannten „Blue Bonds“ – Anleihen, die speziell zur Förderung nachhaltiger Projekte geschaffen wurden. Der Leitfaden stützt sich dabei auf die Prinzipien, die von der ICMA unterstützt werden, und integriert die Erkenntnisse und Erfahrungen aus den Bereichen Finanzwesen, maritime Industrie und globaler Institutionen.
Was sind Blue-Bonds?
Doch bevor wir auf den Leitfaden genauer eingehen, wollen wir an dieser Stelle kurz erläutern, was Blue-Bonds sind, von wem sie emittiert werden und welche Ziele mit diesen Anleihen erreicht werden sollen.
Dabei muss zu Beginn festgestellt werden, dass es sich bei diesem Anleihe-Typ keinesfalls um ein neues Anlageprodukt handelt, das geschaffen wurde. Vielmehr existieren diese bereits seit dem Jahr 2018, als die globale Nachhaltigkeits-Diskussion gesellschaftlich als auch politisch deutlich an Fahrt aufnahm.
Blue-Bonds sind innovative Finanzinstrumente, die darauf ausgelegt sind, nachhaltige Projekte im Bereich Meeres- und Fischerei zu unterstützen. Sie sind eine Untergruppe der Nachhaltigkeitsanleihen, also Schuldtitel, die zur Unterstützung von ökologisch-nachhaltigen Investitionen ausgegeben werden.
Diese Bonds funktionieren dabei genauso wie traditionelle Anleihen, allerdings unterscheiden sie sich insofern, als dass die ausgebenden Einheiten entschlossen sind, das eingesammelte Kapital speziell für den Meeresschutz und / oder Meeres-Wirtschaft zu nutzen. Sie werden bis dato zumeist von Regierungen, Entwicklungsbanken und / oder anderen Institutionen ausgegeben. Unternehmensseitig emittierte Blue-Bonds sind bis dato eine Seltenheit.
Ein wesentlicher Grundsatz bei diesen Anlageprodukten ist, dass sie genauso wie grüne, soziale und nachhaltige Anleihen, auf global anerkannten Prinzipien beruhen sollten. Und genau an diesem Punkt setzt der nun vorgestellte neue Leitfaden an.
Surftipp: Alternaiven zu Blue Bonds - Nachhaltige Geldanlagen im Vergleich »
Leitfaden soll Vertrauen in Blue-Bonds schaffen
So werden in dem Leitfaden wichtige Komponenten erläutert, die für die erfolgreiche Emission einer glaubwürdigen „blauen Anleihe“ von entscheidender Bedeutung sind. Hierzu zählen klare Leitlinien zur Bewertung der Umweltauswirkungen von „blauen Projekten“ sowie detaillierte Schritte zur Erleichterung von Transaktionen, die die Integrität des Marktes gewährleisten. Dieser Leitfaden soll somit als unverzichtbare Ressource für alle Marktteilnehmer gelten, die zur Förderung einer nachhaltigen blauen Wirtschaft beitragen möchten.
Die, nun in dem vorgestellten Leitfaden resultierende Zusammenarbeit dieser eingangs erwähnter angesehener Institutionen unterstreicht die Bedeutung der nachhaltigen blauen Wirtschaft und bietet gleichzeitig ein Instrument, um den Finanzmarkt in diesem wichtigen Bereich weiterzuentwickeln.
Denn der Leitfaden schafft nicht nur Transparenz, sondern fördert auch die dringend benötigte Vielfalt und Flexibilität im Bereich der Finanzierung von nachhaltigen Projekten im maritimen Sektor.
Was der Leitfaden für Blue-Bonds beinhaltet
Der neue globale Leitfaden beinhaltet dabei im Wesentlichen die folgenden Punkte:
- Definition der Typologie der blauen Wirtschaft und der Kriterien für die Förderfähigkeit
- Vorschläge für wichtige Leistungsindikatoren
- Präsentation der neuesten Fallstudien aus der Praxis
- Erklärung des dringenden Bedarfs an mehr Finanzmitteln zur Erreichung des Ziels der nachhaltigen Entwicklung 14 und anderer globaler Nachhaltigkeitsziele
Die Entwicklung einer nachhaltigen blauen Wirtschaft ist zweifellos von entscheidender Bedeutung, um den drängenden globalen Herausforderungen zu begegnen, insbesondere dem beschleunigten Klimawandel, dem Verlust natürlicher Ressourcen und der weltweiten Umweltverschmutzung. Diese nachhaltige Entwicklung beinhaltet eine Reihe von strategischen Schritten, die darauf abzielen, die Meeresressourcen und -Öko Systeme zu schützen und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum zu fördern. Hier sind einige der Schlüsselkomponenten:
1. Verhinderung des Rückgangs der Meeresfischerei
Eine nachhaltige Meeresfischerei ist von entscheidender Bedeutung, um die Überfischung der Meere zu verhindern. Dies erfordert strengere Fischereiregulierungen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, um die Fischbestände zu schützen und zu erhalten.
2. Ausweitung der kohlenstoffarmen Aquakultur
Die Aquakultur kann eine nachhaltige Quelle für Meeresprodukte sein, vorausgesetzt, sie erfolgt umweltfreundlich. Die Förderung von Technologien und Praktiken, die den CO2-Fußabdruck der Aquakultur reduzieren, ist entscheidend.
3. Ausbau der erneuerbaren Offshore-Energie
Offshore-Windenergie und andere erneuerbare Energiequellen auf See haben das Potenzial, einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung der Energieerzeugung zu leisten. Investitionen in diese Sektoren sind wichtig, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen.
4. Dekarbonisierung des Seeverkehrs
Der Schiffsverkehr ist für einen erheblichen Anteil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die Einführung von emissionsarmen und emissionsfreien Schiffstechnologien sowie die Nutzung alternativer Kraftstoffe sind entscheidend, um den Seeverkehr nachhaltiger zu gestalten.
Ozean hat tragende Rolle bei der globalen Klimaentwicklung
Der Ozean spielt hierbei eine herausragende Rolle bei der Regulierung des Weltklimas, da er beträchtliche Mengen an Kohlendioxid aufnimmt. Daher sind der Schutz und die Wiederherstellung mariner Ökosysteme von entscheidender Bedeutung, um diese wichtige Funktion aufrechtzuerhalten.
Die internationale Zusammenarbeit auf politischer und wirtschaftlicher Ebene ist hierbei unerlässlich, um diese nachhaltige blaue Wirtschaft zu fördern. Dies erfordert die Umsetzung von Richtlinien und Abkommen, die den Schutz der Meere und die nachhaltige Nutzung ihrer Ressourcen gewährleisten. Insofern ist der nun vorgestellte Leitfaden in gewissem Maße richtungsweisend.
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“Blaue Wirtschaft“ ist bedeutend zur Erreichung der Ziele des Pariser Klima-Abkommens
Denn der Übergang zu einer nachhaltigen blauen Wirtschaft ist für das Erreichen der Ziele des Pariser Abkommens von entscheidender Bedeutung, da rund 20 % der Reduzierung der Treibhausgasemissionen in den Sektoren der blauen Wirtschaft stattfinden müssen.
Der Leitfaden baut auf den bestehenden globalen Marktstandards auf, die den globalen Kapitalmärkten für nachhaltige Anleihen zugrunde liegen, und stützt sich auch auf bereits bestehende spezifische „blaue Leitlinien“ wie zum Beispiel den ICMA Green Bond Principles und dem UN Global Compact’s Practical Guidance to Issue a Blue Bond and Sustainable Ocean Principles.
Wie können Anleger in Blue-Bonds investieren?
Stellt sich nun an dieser Stelle die Frage, wie man als Anleger in solche Bonds investieren kann? Hier muss festgestellt werden, dass dieses Anlageprodukte noch nicht weit verbreitet sind und daher auch nicht so leicht zugänglich sind wie traditionelle oder grüne Anleihen. Im Folgenden einige Beispiele für emittierte Blue Bonds:
Beispiel 1: Seychellen
Die Seychellen haben den weltweit ersten staatlichen Blue Bond ausgegeben. Mit der Unterstützung der Weltbank und des Global Environment Facility (GEF) hat das Land 2018 eine solch Anleihe im Wert von 15 Millionen US-Dollar aufgelegt, um nachhaltige Meeres- und Fischereiprojekte zu finanzieren. (1)
Beispiel 2: Indonesien
Indonesien hat den weltweit ersten öffentlich angebotenen staatlichen Blue Bond aufgelegt. Mit Unterstützung des UNDP hat das Land eine Anleihe aufgelegt, um den Erhalt und das nachhaltige Management von Ozean- und Küstenressourcen zu finanzieren. (2)
Beispiel 3: Nordic Investment Bank
Die Nordic Investment Bank gehört zu den Institutionen, die in ozeanfreundliche Projekte investieren, wie zum Beispiel Abwasserprojekte. Sie nutzen dafür ebenfalls Blue Bonds. So legte die Bank im Januar 2019 einen Blue Bond in Höhe von rund 195 Millionen US-Dollar auf, um Banken zu unterstützen, die Kredite für ausgewählte Wasserbewirtschaftungs- und -Schutz Projekte in der Ostsee vergeben. (3)
Beispiel 4: Ørsted Energies
Ørsted ist das erste Energieunternehmen der Welt, das blaue Anleihen ausgibt. Die blaue Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Volumen von 100 Mio. EUR wurde im Rahmen einer Privatplatzierung in Übereinstimmung mit den IFC Blue Finance Guidelines begeben. Der Nettoerlös aus der Emission wird für Investitionen in die Offshore-Biodiversität verwendet, die im Einklang mit der Verpflichtung von Ørsted aus dem Jahr 2030 stehen, eine positive Nettoauswirkung auf die biologische Vielfalt zu erzielen, sowie für die nachhaltige Schifffahrt. (4)
Wie sich an den zuvor genannten Beispielen zeigt, werden diese Anleihen bis dato von Staaten beziehungsweise deren Regierungen ausgegeben und weniger von Unternehmen. Der Markt is also bis dato mehr als überschaubar, doch dies bedeutet nicht, dass der Markt für Anleger generell eher uninteressant ist – im Gegenteil.
Welche Chancen können Blue-Bonds für Anleger bieten?
Fakt ist, dass der aktuelle Marktanteil dieser Bonds am Gesamtmarkt bei lediglich zwei Milliarden US-Dollar liegt. Bei einem Gesamtvolumen des globalen Anleihemarktes von mehr als 100 Billionen Dollar, wird das Merkmal eines Nischen-Produkts mehr als deutlich.
Dennoch ist bei Betrachtung der Wirtschaft, die mit Hilfe dieser Bonds finanziert werden soll, das Marktpotenzial erkennbar. So beträgt die mögliche wirtschaftliche Wertschöpfung der Blue Economy laut Schätzungen der Umweltschutzorganisation WWF stattliche 2,5 Billionen US-Dollar pro Jahr. Angenommen die Ozeane hätten den „Status“ einer Volkswirtschaft, so würde dieses weltweit an 8. Stelle stehen. Unterstrichen wird diese Betrachtung auch seitens einer Berechnung der EU-Kommission, wonach die Blue Economy bis 2030 doppelt so schnell wachsen wie herkömmliche Volkswirtschaften.
Und auch ein anderes Beispiel macht den zukünftigen Wert dieser Anleihen deutlich: Im Jahr 2020 führte das High-Level Panel für eine nachhaltige Ozeanwirtschaft, eine Initiative, bestehend aus 16 Staaten, eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse durch. Ziel dieser Analyse war es, die langfristigen ozeanbezogenen Investitionen für einen Zeitraum von 30 Jahren zu bewerten.
Die Berücksichtigung sämtlicher Aspekte wie Gesundheit, Umweltauswirkungen, wirtschaftliche Implikationen und soziale Belange ergab ein beachtenswertes Ergebnis: Für jeden investierten US-Dollar in eine nachhaltige Ozeanwirtschaft könnte in diesem Zeitraum mindestens das Fünffache, also 5 Dollar an finanziellen Erträgen erzielt werden.
Es könnte sich für langfristig orientierte Anleger also durchaus lohnen, dieses Thema im Blick zu behalten.
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- The World Bank: Seychelles launches World’s First Sovereign Blue Bond
- UNDP: Indonesia Launches the World’s First Publicly Offered Sovereign Blue Bond – with UNDP’s Support
- World Economic Forum: Blue bonds: What they are, and how they can help the oceans
- Ørsted: Ørsted becomes world’s first energy company to issue blue bonds
- ICMA: New Guidance on Blue-Themed Bonds
Weiterführende Links und Quellen: