Handelskrieg USA-China – was passiert, wenn China seine US-Staatsanleihen verkauft?
In Donald Trumps Weltbild bedarf es nur genügend Repressionen, um ein Ziel zu erreichen. Gleich, ob Zölle oder Sanktionen, steter Druck macht aus Kohle Diamanten und aus potenziellen Mitbewerbern Amerikas willfährige Zulieferer. Es stellt sich allerdings manchmal die Frage, ob Donald Trump weiß, mit wem er sich anlegt. Russland ist nicht Liechtenstein und China nicht Andorra.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- China immer noch größter Anteilseigner von US-Staatsanleihen.
- China sucht Weg aus der Bindung von Rohöl an US-Dollars.
- Öl-Futures auf Yuan lautend können US-Dollar-Monopol brechen.
- Iran und Russland profitieren von Goldbindung der chinesischen Futures.
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China größter Gläubiger der USA
Ein Blick auf die Verteilung der Staatschulden der USA wirft ein wenig Licht in das Dunkel. China hält mit Staatsanleihen von 1,17 Billionen US-Dollars rund sieben Prozent der amerikanischen Staatsverschuldung. Immerhin hat das Land seinen Anteil seit 2012 um 200 Milliarden Dollar von damals zwölf Prozent der US-Staatsverschuldung reduziert. Damit lag China im Januar 2019 aber immer noch an erster Stelle, gefolgt von Japan.
Was würde passieren, wenn China auf die Idee käme, und sich aus dem US-Anleihemarkt zurückzieht? Zunächst einmal müssten sich Abnehmer für Staatsanleihen von fast 1,2 Billionen US-Dollar finden. Das ist leichter gesagt als getan. Begehrte Emittenten können es sich leisten, niedrige Zinsen zu bezahlen – ihre Papiere werden auch so abgenommen. Papiere, die in solchen Mengen auf den Markt geschwemmt werden, die in dieser Menge zunächst niemand haben möchte, müssten zur Steigerung ihrer Attraktivität höhere Zinsen versprechen. Um bei einer Überflutung des Marktes mit US-Anleihen künftige Emissionen für Anleger interessant zu gestalten, wäre eine Zinserhöhung notwendig. Experten sprechen von 0,3 bis 0,4 Prozent. Dies wiederum wäre keine glückliche Lösung für die FED (Fokus Money, Ausgabe 25 /2019, Seite 3).
China hat nicht vor, als Kohlestückchen der Weltwirtschaft durch US-Druck zum Diamanten zu werden. China sieht sich bereits als Diamant und agiert auch so.
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Öl gegen Gold – das Aus für den Petrodollar?
Rohöl und Gold sind historisch eng miteinander verknüpft. Öl gegen Dollar war die Handelsgrundlage, aus der sich der Begriff „Petrodollar“ entwickelte. Niemand bezahlte Rohöl in Yen oder Schweizer Franken. Kein Land, außer den USA, kann Importe „einfach so“ in US-Dollar bezahlen. Dies gilt auch für Rohöl. Jedes andere Land geht Wechselkursrisiken ein.
China möchte sich als ökonomische Weltmacht etablieren. Dazu gehört auch, dass die eigene Währung, seit einigen Jahren freigegeben und seit 2016 mit 10,9 Prozent gewichtet Bestandteil des Weltwährungskorbes ist. Es ist aus der Sicht Chinas nur logisch, dass der Yuan ebenfalls als Zahlungsmittel für Rohölkäufe infrage kommt, und sei es nur, um das Dollar-Monopol aufzuweichen. Dafür ging China im Jahr 2017 einen wesentlichen Schritt.
Öl-Futures mit Goldpreisbindung
Im Jahr 2018 führte China an der Börse Shanghai, später auch in Hongkong, einen Future auf Rohöl ein, der in Yuan oder Gold bezahlt werden kann. Damit entstanden drei Ölpreise:
- Brent aus der Nordsee in US-$
- WTI aus den USA in US-$
- Ölpreis in Yuan in Shanghai
Für China bedeutet dies die Hoffnung, sich vom US-Dollar lösen zu können. Für jedes Fass Rohöl, das in Shanghai oder Hongkong den Besitzer wechselt, benötigt China weniger US-Dollars.
Die Deckung des Futures durch Gold geht noch einen Schritt weiter. Sie ermöglicht den Handel mit Ländern, die eigentlich vom US-Embargo betroffen sind, und nicht ohne weiteres ihre Währung in US-Dollars konvertieren können. Sie können aber sehr wohl mit ihrer Währung Gold kaufen, und damit in Shanghai wiederum Rohöl erwerben. Im Umkehrschluss ist es ihnen auch möglich, Rohöl in Shanghai zu verkaufen, und sich in Yuan bezahlen zu lassen, die anschließend in Gold konvertiert werden. Damit können Trumps bestgehasste Feinde, China, sein „guter Freund“ Putin und der Iran, wieder einmal den „dritten Weg“ gehen – über 40 Jahre nach Maos Tod scheint dessen Philosophie des dritten Weges einmal mehr zu greifen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich der Petroyuan als Alternative zum Petrodollar etablieren wird. Auf jeden Fall geht Trumps Rechnung einmal mehr nicht so ohne weiteres auf.
Uwe Rabolt