Investieren in Kaffee-Aktien Teil 2: Kaffeemaschinen

Ob Filterkaffeemaschine, Pad- und Kapselmaschine oder Kaffeevollautomat – in praktisch vier von fünf deutschen Haushalten findet sich ein entsprechendes Gerät. Genaugenommen waren es 2022 82,3 Prozent aller Haushalte in Deutschland, die eine Kaffeemaschine besaßen. Nach 2021 wieder ein leichter Anstieg um 0,2 Prozentpunkte. Über die letzten Jahre hinweg gab es insgesamt aber einen Abwärtstrend: 2017 befanden sich noch in 84,7 Prozent aller Haushalte hierzulande eine Kaffeemaschine. Diese Zahlen stammen übrigens vom Statistischen Bundesamt im Rahmen von „Laufenden Wirtschaftsrechnungen“ (LWR).

Hier noch ein paar ergänzende Zahlen: Der geschätzte Umsatz mit Kaffeemaschinen in Deutschland soll 2023 bei ca. 1,05 Milliarden Euro liegen und bis 2028 um weitere 150 Mio. Euro jährlich auf rund 1,20 Milliarden Euro ansteigen (+2,71 Prozent). Kurz: Jeder Haushalt gibt im Jahr etwas unter 25 Euro für Kaffeemaschinen aus.

Wir beschäftigen uns diesmal mit den Herstellern der Maschinen und klären, wo wir als Anleger unser Geld nicht nur versenken, sondern „schwarze und starke“ Zahlen schreiben.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Per me un espresso, grazie: De’Longhi
  • Der Klassiker: Bialetti Industrie
  • Ab 2026: Illycaffè will an die Börse

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Im 2. Teil unserer Reihe über Kaffee-Aktien sehen wir uns in Italien um, wo die vermeintlich besten Kaffeemaschinen hergestellt werden bzw. geht es hier mitunter ganz klassisch bei der Zubereitung zu.

De’Longhi Aktie (WKN 694642)

Wir beginnen diesmal in Treviso in der Region Venetien. In unmittelbarer Nähe der berühmten Hafenstadt Venedig und generell nur rund eine halbe Stunde von der Küste entfernt liegt die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Dort gibt es nicht nur einen bekannten Dom und „la dolce vita“, sondern hier hat auch De’Longhi seinen Hauptsitz. Der Hersteller von Haushaltsgeräten besteht seit 1950 und verkauft seine Produkte in mittlerweile mehr als 120 Märkten weltweit. [1] Ursprünglich vor allem im Bereich von mobilen Heiz- und Klimageräten zuhause (1974 war ein Ölradiator ein großer Erfolg), kamen nach und nach Maschinen zum Kochen und zur Kaffeezubereitung hinzu. Beliebt sind heute insbesondere die De‘Longhi Kaffeevollautomaten und Espresso-Maschinen. Produziert wird vorwiegend in Italien, aber auch (unvermeidlich) in China und Rumänien.

Die De’Longhi Gruppe vergrößerte sich zudem regelmäßig, u. a. 2001 mit der Übernahme von Kennwood und 2012 mit dem Erwerb der Nutzungsrechte der Marke Braun von Procter & Gamble. 2020 übernahm die Gruppe das US-Unternehmen Brands Holdings Inc. (z. B. Hersteller der Nutribullet-Mixer). Zwischenzeitlich ging es 2001 an die Börse (Borsa Italiana / FTSE Italia Mid Cap).

Zugegeben: Abgesehen von einem schwere Brand im Jahr 2007, der das Produktionswerk des Elektrogeräteherstellers De Longhi in Treviso zerstörte und einiges an Untersuchungen bezüglich des Brandschutzes nach sich zog, hat das Unternehmen eine übersichtlich aufregende Historie zu bieten. Aber ist das schlimm? Nein. Es ist im weitesten Sinne immer noch ein Familienunternehmen (wenngleich global aufgestellt), dessen Produkte sich aus Preis-/Leistungssicht lohnen.

Anleger profitieren von diesem eher unaufgeregtem Gebaren, in den sich sich mit diesem Papier etwas vergleichsweise stabiles ins Portfolio holen. Kaufen, zurücklehnen und eine Tasse Kaffee genießen – ganz langsam. Der Kurs von De’Longhi sieht, abseits der etwas turbulenten Corona-Jahre, solide aus. Im letzten Quartal lag der Umsatz bei 706,6 Millionen Euro (+3,33 Prozent zum Vorjahr). 2021 erwirtschaftete die gesamte Gruppe einen Umsatz von 3.221,6 Millionen Euro.

Unterm Strich: Ein Investment für langfristige Anleger, die es gerne entspannt haben wollen.

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Quellen:

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Bialetti Industrie (WKN A0MXBQ)

Schauen Sie in Ihren Küchenschrank. Mit großer Sicherheit findet sich bei dem ein oder anderen ein Klassiker der Kaffeezubereitung: Die Moka-Express-Kanne, auch bekannt als Siebträgermaschine der Arbeiterklasse. Aufschrauben, Wasser und Kaffeepulver einfüllen und auf den Herd damit. Erfunden hat dieses Kleinod der italienische Tüftler Alfonso Bialetti und benannte die Espressokanne nach der Stadt Mokka im Jemen. Das war 1933. [2] Verkauft wurde sie zunächst auf Märkten in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola und erst Bialettis Sohn Renato sorgte dafür, dass die Kanne weitere Verbreitung erfuhr und zum Patent angemeldet wurde. Eine Erfolgsgeschichte, die zur damals größten Fabrik für Kaffeemaschinen weltweit führte. Die Maschine bzw. Espressokanne gibt es bis heute in ihrer ursprünglichen Form und in diversen weiteren Designvarianten – inklusive dem Logo der Firma Bialetti (ein kleiner Mann mit Schnurrbart, aus dem Jahr 1958).

1993 kaufte das Unternehmen Rondine Bialetti auf und fusionierte mit ihm. Seit 2010 gibt es auch „I Caffè d’Italia“-Kapseln aus dem eigenen Haus und überhaupt hat sich das Sortiment der Kaffeewaren und -angebote aus dem Haus Bialetti stetig erweitert.

Der Börsengang an die italienische Börse kam 2007 und dürfte nicht unbedingt als Erfolg gewertet werden. Damals lag der Aktienpreis bei 2,50 Euro – ein Börsenwert von anfänglich 187 Millionen Euro. Inzwischen pendelt das Papier um die 25…Cent pro Aktie. Die Marktkapitalisierung liegt bei 42,2 Millionen Euro.

Auch 2023 sieht nicht besonders rosig aus. Die Verluste im ersten Halbjahr beliefen sich auf 3,1 Millionen Euro – zurückzuführen auf höhere Finanzbelastungen durch steigende Zinsen. Der entsprechende Posten der Finanzaufwendungen kletterte im genannten Zeitraum 2023 auf 9,7 Millionen Euro. Der Halbjahresumsatz stieg parallel um 5,7 Prozent auf 60 Millionen Euro. Jetzt kommen wir zur bemerkenswertesten Info: Dieser Anstieg lässt sich hauptsächlich auf den Verkauf von Kaffee und Kapseln sowie diverse Extras zurückführen. In Italien läuft das Geschäft damit gut und auch ansonsten (z. B. in der neuen japanischen Handelsniederlassung) sieht es ordentlich aus. Die Klassiker wie die Moka-Express sind dagegen keine Treiber für Wachstum mehr.

Fazit: Bialetti darf sich nicht auf der Vergangenheit ausruhen und muss sich mittelfristig neu erfinden. Ansonsten ist es eine Aktie für alle, die ein wenig traditionell mögen und auf die Zukunft setzen.

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Quellen:

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Ambitioniert: Illycaffè will an die Börse

Apropos Italien: In den vergangenen Monaten geriet Illycaffè aus Italien in den Fokus, da der Kaffee- und Kaffeemaschinenhersteller seinen Börsengang plant. Cristina Scocchia, CEO des italienischen Kaffeeherstellers, peilt 2026 an. Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor ihr: Nach eigenen Angaben soll der Umsatz speziell im Ausland steigen – mit Hauptaugenmerk auf dem amerikanischen Markt. Auch in China soll der Umsatz, dank exklusiven Vertriebsabkommen, steigen. [3]

Der Umsatz von Illycaffè lag 2022 bei 567,7 Millionen Euro (+13,6 Prozent), das EBITDA bei 71,4 Millionen Euro (+15,8 Prozent). Der Nettogewinn belief sich auf 14,2 Millionen Euro und übertraf die Erwartungen. Der Weg ist zwar noch weit, aber das kann was werden.

Weitere Infos

Im 1. Teil unserer Serie haben wir uns der bekanntesten Kaffeehauskette der Welt (ja, die mit der Meerjungfrau!) und einem chinesischen Herausforderer gewidmet.

Weiterführende Links und Quellen:

[1] History of De‘Longhi

[2] Bialetti Geschichte

[3] FAZ: Italiens oberste Kaffeerösterin hat ehrgeizige Pläne