Investment in Tourismus-Aktien 2. Teil

Allein in Deutschland setzte die Tourismus- bzw. Reisebranche 2021 4,7 Milliarden Euro um. Klingt viel, ist aber im Vergleich zu den Jahren vor der Coronakrise ein immenser Einbruch. Im Jahr 2019 lag der Wert bei 11,8 Milliarden, wobei seit 2013 ein stetiger Anstieg erfolgte. Dann kam der Absturz. Für 2022 bzw. das aktuelle Jahr dürften die Zahlen hingegen wieder deutlich wachsen – das Fernweh ist gefühlt größer denn je. Die genannten Angaben umfassen übrigens nur die Zahlen von Reisebüros, Reiseveranstaltern sowie Erbringer von Reservierungsdienstleistungen (mit einem Jahresmindestumsatz von 22.000 Euro). Mit letzteren beschäftigen wir uns dieses Mal im extra-großen Stil. Wir schauen ins World Wide Web und auf die Aktienkurse von Booking.com & Co.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Der große Herausforder aus China: Trip.com
  • Ein US-Pionier auf Weltmarkt-Niveau: Expedia
  • Kennt eigentlich jeder: Booking.com

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Im 2. Teil geht unsere Tour durch die Anlagen im Tourismus-Bereich ins Internet. Wir betrachten drei Plattformen, die Menschen neue Reiseziele und jede Menge Unterkünfte anbieten. Lohnt sich auch der finanzielle Blick auf diese Anbieter?

Trip.com Aktie (WKN A2PUXF)

Wenn es um die ganz großen Reisedienstleister der Welt geht, dann führt kein Weg an…Trip.com vorbei. Wer? Wie? Was? Die Trip.com Group Limited (ehemals Ctrip.com International) ist für viele hierzulande wohl eher ein weniger bekanntes Unternehmen. In erster Linie dürfte dies daran liegen, dass der breit aufgestellte Reisedienstleister vorwiegend auf dem asiatischen Markt agiert. Trip.com hat seinen Hauptsitz in Shanghai, China und besteht seit 1999. Rund um die Jahrtausendwende boomte vor allem der Reisemarkt in chinesischen Großstädten und in der Mittelschicht, wovon das Unternehmen immens profitierte. Seit 2013 expandiert das Online-Reisebüro stark in den globalen und westlichen Markt (u. a. mit dem Erwerb von Tours4fun und Skyscanner). Diverse Investments und Partnerschaften sorgten zudem für ein schnelles Wachstum.

Zuletzt zeigten die Zahlen indes ein eher trägeres Bild. Im 4. Quartal 2022 lag der Nettoumsatz bei ca. 5,03 Milliarden Yuan (730 Millionen US-Dollar), was ein Plus von sieben Prozent zum Vorjahr bedeutet. Eigentlich nicht schlecht. Allerdings waren die Wachstumsquoten des Vorquartals mit +29 Prozent doch beeindruckender. Das operative Ergebnis wurde mit umgerechnet -34 Millionen US-Dollar (-240 Millionen Yuan) ausgegeben. Das Nettoergebnis landete mit 298 Millionen US-Dollar wieder im Plus, das Ergebnis je Aktie bei 0,45 US-Dollar.

Im Augenblick präsentiert sich Trip.com etwas wankelmütig und die längere Krise der Reisebranche hat sichtbar Spuren in der Planung des chinesischen Unternehmens hinterlassen. Die Ziele sind jedoch die gleichen geblieben: Mehr globales Wachstum. Für kurzfristige Anlagen eignet sich das Papier weniger. Fazit: Nicht ohne Risiko, aber mit Potential.

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Quellen:

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Expedia Aktie (WKN A1JRLJ)

Exploration (engl. für erkunden) und Speed (Geschwindigkeit) – aus diesen beiden Begriffen setzt sich Expedia zusammen. Über diesen Namen dürfte praktisch jeder schon einmal gestolpert sein, der im Netz nach Urlaubsreise gesucht hat (oder im klassischen TV einer bunten Reise-Werbung nicht entgehen konnte). Experdia.com ist das Ziel vieler Reisewilligen. Diese Plattform gehört zur Expedia Group, Inc., einem US-Online-Reisebüro. Für ein Internetunternehmen existiert Expedia bereits sehr lange: Gegründet wurde das Unternehmen 1995 (von Microsoft) und launchte die erste Webseite im darauffolgenden Jahr. Der erste Börsengang kam 1999, der zweite als Expedia Inc. dann 2005. Weitere relevante Punkte in der Zeitleiste waren u. a. die Übernahme von trivago (2012) und Homeaway (2015; hierzulande eher für FeWo-direkt bekannt). Zur Geschichte der Plattform gehören indes auch ein paar unschöne Episoden, z. B. wegen intransparenter Preise und Mogeleien bezüglich der Suchmaschinenplatzierung. Die Ergebnisse von Google sind übrigens immer noch ein Umstand, mit denen Expedia regelmäßig hadert bzw. an denen das US-Online-Reisebüro gerne drehen würde. [1]

Kein Wunder, sind doch die Vertriebs- und Marketingkosten einer der größten Posten für Expedia. 2022 stiegen jene im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Milliarden US-Dollar. Unterm Strich lag der Wert bei 6,1 Milliarden US-Dollar (2021: 4,221 Milliarden US-Dollar). Noch ein paar Zahlen aus dem Bereich der Geschäftsaktivitäten [2], die Expedia in Retail. B2B und trivago aufschlüsselt: Die bereinigten EBITDA-Angaben lagen 2022 bei 2,124 Milliarden US-Dollar (Retail), 599 Millionen US-Dollar (B2B) und 113 Millionen US-Dollar (trivago). Speziell der B2B-Bereich kletterte damit wieder sichtbar an (+445 Prozent zum (Corona)-Vorjahr).

Trend: Reiseveranstalter sind wohl angehalten, die Jahre 2020 und 2021 möglichst schnell zu vergessen, aber die Zäsur ist auch am Kursverlauf der Aktie weiterhin sichtbar. Vom großen Schwung der Vor-Corona-Jahre ist nur wenig übrig. Zudem kommt, dass das erste Quartal 2023 ebenfalls kein Grund zur Freude bei Expedia darstellt. Statt Gewinne pro Aktie, gab es Verluste (-0,20 US-Dollar) und beim Umsatz eine ziemliche Punktlandung bei 2,67 Milliarden US-Dollar. Aufregend sieht anders aus. Experten sehen Expedia im Vergleich mit der Konkurrenz leicht hintendran.

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Quellen:

Booking Aktie (WKN A2JEXP)

Wer unterwegs schnell eine Unterkunft, ein Hotel oder eine Ferienwohnung sucht, greift in der Regel zu seinem Smartphone und öffnet die blaue App von Booking.com. Über deren Webangebot wird täglich eine siebenstellige Anzahl an Übernachtungen reserviert. 2022 lag der Jahreswert bei 896 Millionen Übernachtungen – mehr als die Anzahl im Jahr 2019 vor Corona (845 Millionen). An anderen Stellen im Jahresbericht sind lediglich Vergleiche zum Vorjahr zu finden, die aufgrund der Pandemie aber wenig Aussagekraft mitbringen.

Ein Blick auf die Entstehung von Booking.com: Gegründet wurde die Online-Reiseagentur 1996 in den Niederlanden, wo sie bis heute (in Amsterdam) ihren Hauptsitz hat. Sie gehört aber inzwischen der Booking Holdings Inc. (USA) und veränderte natürlich mehrfach ihren Namen (u. a. von Booking.nl zu .com). Zur Holding gehören weitere sieben Marken, darunter KAYAK und momondo. Interessante Anekdote: 2002 hatte Expedia wohl die Chance, Booking.nl zu erwerben, tat dies aber nicht. Es gilt als eine der großen verpassten Möglichkeiten der Branche.

Sicher ist: Booking.com ist einer der bekannstesten Player auf dem Markt und hierzulande nicht mehr wegzudenken. Wer sein Domizil zum Kunden bringen will, muss fast zwangsläufig auf der Plattform vertreten sein. Das bringt für den Nutzer sicher einige Vorteile. Aber zitieren wir einen großen Superhelden: Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Letzterem wird Booking.com nicht immer gerecht, wenn wir uns Debatten um hohe Provisionen, unlauteren Wettbewerb, wettbewerbswidrige Klauseln und Lockvogel-Angebote aus den vergangenen Jahren ins Gedächtnis rufen. Derzeit ist es indes vergleichsweise ruhig, was die Nachrichtenlage angeht.

Trend: Apropos Nachrichten – die Umsätze bei Booking stiegen im 1. Quartal 2023 um 40,19 Prozent auf 3,78 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn je Aktie kletterte auf 11,60 US-Dollar, was über den Prognosen lag. Der Post-Corona-Boom treibt das Geschäft an und Booking.com surft ziemlich weit oben auf der Welle. [3]

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Quellen:

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Fortsetzung

Im 3.Teil geht es zum Reiseveranstalter mit den drei bekannten Buchstaben und in private Wohnungen.

Im 1. Teil haben wir uns bereits mit den großen Hotelketten beschäftigt – Hilton, Marriott und Accor.

Weiterführende Links und Quellen:

[1] Reise vor 9: Expedia fordert Google auf, gegen Lockangebote vorzugehen

[2] Expedia Annual Reports

[3] Booking Annual Reports