Investments in E-Auto-Anbieter – Teil 4
China galt als das Land der hohen Gewinne und als Absatzort der Zukunft, zumindest, was die großen deutschen Autohersteller angeht. Die Limousinen von BMW, Mercedes & Co. waren lange Jahre die beliebtesten Automarken im Reich der Mitte. Mit dem Spurwechsel zum E-Auto will es allerdings nicht ganz so geschmeidig klappen. Nach aktuellen Zahlen des Handelsblatts [1] beträgt der Anteil von BMW am chinesischen E-Auto-Markt gerade einmal 0,8 Prozent. Mercedes kommt auf 0,3 Prozent und Audi auf 0,1 Prozent. Den besten Wert weist VW mit 2,4 Prozent aus. Zum Vergleich: Teslas Anteil am E-Auto-Markt in China liegt bei 7,8 Prozent. Im 4. und letzten Teil unserer Reihe zum E-Auto-Investment sehen wir uns indes einen der bekanntesten chinesischen Autokonzerne an – BYD Auto Company Limited bzw. kurz BYD-Auto. Deren geschätzter Anteil am China-E-Auto-Markt: 15 Prozent. BYD steht übrigens für build your dreams. Mal sehen, ob das auch für Investoren gilt.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Vom Batterie-Hersteller zur chinesischen E-Auto-Nr. 1 in zwei Jahrzehnten
- Alles aus dem eigenen Konzern: Wettbewerbsvorteil durch fast autarke Produktion
Inhaltsverzeichnis
BYD (WKN A0M4W9)
Codename Brand F – darunter läuft der aktuelle Coup des chinesischen Autoherstellers BYD Company Ltd. Es handelt sich um eine neue Marke, die sich auf personalisierte, trendige Hybridfahrzeuge fokussieren soll. Gestartet wird wohl mit einem Offroad-Geländewagen bzw. einem Pick-Up. Bemerkenswert ist dieser Umstand insbesondere, da BYD damit innerhalb kurzer Zeit bereits die zweite Submarke ins Leben ruft. Im Januar 2023 wurde mit Yangwang ein Luxus-E-Auto-Brand gestartet – inklusive zwei fertigen Modellen: Dem Power-SUV E8 und dem Premium-E-Super-Sportwagen E9. Beide mit 1.000 bzw. 1.100 PS ausgestattet und für je rund eine Million Renminbi Yuan (ca. 136.500 Euro) erwerbbar.
Kommen wir aus Gegenwart und Zukunft zur Vergangenheit. Wer ist BYD? Eigentlich war das Unternehmen bis 2003 ein reiner Hersteller von Batterien und Akkumulatoren. In jenem Jahr übernahm BYD allerdings 77 Prozent von Xian Qinhuan Automobile, einem in Schieflage geratenen (staatlichen) Autobauer aus China. Dessen Modelle (z. B. der Xian Alto QCJ 7080) spielten abseits des asiatischen Markts keine Rolle. Wichtig für BYD war entsprechend weniger das technische Know-how, als die in China notwendige Lizenz, überhaupt Autos herstellen zu dürfen. Es entstand BYD Auto. In den folgenden Jahren wurden vorwiegend, wenn wir es charmant ausdrücken, Fahrzeuge gebaut, die sich deutlich an der Konkurrenz (von Toyota) orientierten. Nennen wir es Forschung und Entwicklung. Darüber hinaus stiegen die Absatzzahlen in China und weltweit. Auch das Portfolio vergrößerte sich (Stichworte: BYD ebus, Elektro-Laster und Flurförderzeuge) – kurzum: Fast alles, was Räder hat und sich elektrisch antreiben lässt, steht auf der Liste von BYD.
Bei BYD handelt es sich um ein Mischunternehmen. Vorteil: Vielfach kann unabhängig von Zulieferern geplant und gebaut werden. Der überwiegende Anteil der Autos kommt aus eigenen Werken bzw. Fabriken und das BYD etwas von Batterien versteht, war von Anfang an bekannt. Mit der steigenden Verbreitung von E-Autos kletterte damit auch die Bedeutung von BYD international. Seit August 2021 sind Fahrzeuge aus der chinesischen Schmiede in Europa erhältlich. Zunächst in Norwegen (einem der relevantesten europäischen Märkte für E-Autos), später in weiteren Staaten. Seit 2022 sind nur noch E-Autos und Hybrid-Modelle in der Herstellung. Aktuelle Modelle: Der BYD Atto 3 SUV (den vor allem Sixt-Kunden kennen dürften), der BYD HAN (Limousine mit Mercedes-Anleihen) und der BYD TANG (ein Familien-SUV, was in der E-Auto-Branche noch eine Nische darstellt). Fazit: BYD denkt in großen Dimensionen, was die hergestellten Fahrzeuge und das Konzept angehen. Die Integration von Innovationen wie dem High-End-Akku „Blade Battery“ steht ebenfalls ganz oben auf der To-Do-Liste. Mitunter fehlt lediglich der letzte Funken Inspiration. Aber das chinesische Unternehmen lernt schnell.
An dieser Stelle wieder der Blick auf den die Zahlen: Die BYD Auto Company Limited verkaufte 2022 rund 1,86 Millionen E- und Plugin-Hybrid-Autos, vorwiegend in China – die absolute Spitzenposition in diesem Markt. Anvisiertes Ziel für 2023: Vier Millionen E-Autos. Insgesamt lag der Anteil der abgesetzten Fahrzeuge 2022 (nach Angaben von BYD) rund 500.000 über denen von Konkurrent Tesla. In dem US-Auto-Hersteller will BYD zwar keinen Gegner sehen, sondern eher einen Mitstreiter im „Kampf“ gegen den Verbrenner [2], aber natürlich kämpfen beide Anbieter um den gleichen Markt und die letzten Preissenkungen von Tesla sprechen dafür, dass die Bandagen härter werden.
Apropos US-Einfluss: Einer der bekanntesten Investoren bei BYD ist seit 2008 US-Anleger-Legende Warren Buffet. Zu Jahresbeginn verkaufte jener aber erneut (zum 7. Mal) einige seiner Aktien am chinesischen Konzern und sein Anteil sank auf 13,97 Prozent. Buffets Investment-Firma Berkshire Hathaway veräußerte am 3. Januar 2023 1,058 Millionen H-Aktien (à 191,44 HKD). Wir ordnen dies in die Kategorie Optimierung ein.
Investiert wird von BYD vorwiegend in Wachstum und neue Standorte. So soll u. a. im chinesischen Zhengzhou ein neues Batteriewerk für ca. 1,1 Milliarden Euro entstehen. Da Batterie-Systeme praktisch das Kernelement von E-Autos darstellen, baut der Konzern mit dieser Strategie seinen Wettbewerbsvorteil aus. Weitere Werke entstehen in Xuzhou und Wenzhou, wobei der Absatzmarkt hauptsächlich China sein dürfte. Die E-Autos bzw. Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge selbst werden an acht Standorten produziert.
Rund um den Kurs
Kommen wir zum Aktienkurs: Langfristig betrachtet, haben Anleger bei einem Investment in BYD alles richtig gemacht. In der 5-Jahres-Analyse liegt BYD rund 270 Prozent im Plus. In den vergangenen zwölf Monaten konnte sich jedoch auch der chinesische E-Auto-Hersteller nicht von der allgemeinen Talfahrt loslösen und verzeichnete ein 52-Wochen-Tief vor nahezu genau einem Jahr (18,35 Euro). Der Höchststand wurde im Juli 2022 mit 41,81 Euro erreicht. Derzeit liegen wir etwa in der Mitte dieser beiden Extreme.
Die anderen Teile
In den vorherigen Teilen haben wir uns mit diversen weiteren E-Auto-Herstellern beschäftigt – abseits von Tesla.
So gab es einen Abstecher in Teil I zu Rivian und Sono Motors und in Teil II zu Fisker Inc. und Lucid Motors. Im dritten Teil waren Polestar und NIO unsere Kandidaten.
Weiterführende Links
[1] Handelsblatt: Deutsche Hersteller verkaufen wenig Elektroautos in China
[2] Energyload: Nicht Tesla ist unser Konkurrent sondern Verbrennerautos