Lohnt sich ein ETF-Investment in den MSCI World?

Die globalen Finanzmärkte haben sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Seit seiner Einführung im Jahr 1969 galt der MSCI World als Maßstab für internationale Aktieninvestments. Die Entwicklung ist beeindruckend: Von einem Indexstand von 100 Punkten im Basisjahr hat sich der Index bis Ende 2023 mehr als verzwanzigfacht. Doch während der MSCI World in den 1970er Jahren noch etwa 1.000 Unternehmen aus 16 Ländern umfasste, spiegelt er heute mit knapp 1.500 Unternehmen aus 23 entwickelten Ländern eine völlig andere Wirtschaftsrealität wider. Diese Evolution wirft die zentrale Frage auf: Ist der MSCI World noch der optimale Wegweiser für moderne Anleger?

Das Wichtigste im Überblick:

  • US-Dominanz im MSCI World: 72,3 Prozent US-Anteil, wobei die Top 5 Tech-Unternehmen bereits 15 Prozent des Index ausmachen
  • Große ETF-Performance-Unterschiede: Beste Fonds erreichen bis zu 51,8 Prozent über 3 Jahre, schwächste nur 39,9 Prozent
  • Alternative Indizes überzeugen: FTSE All-World und MSCI World Small Cap mit höheren Renditen von 12,4 Prozent bzw. 13,8 Prozent p.a.
  • Optimale Strategie: 70 Prozent MSCI World ETF als Basis, ergänzt durch 20 Prozent Small Caps/Schwellenländer und 10 Prozent Themen-ETFs

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Die Transformation des MSCI World: Eine kritische Bestandsaufnahme

Der MSCI World hat einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Die geografische Gewichtung hat sich dabei fundamental verschoben: Während 1970 Japan noch mit etwa 15 Prozent und Europa mit über 40 Prozent im Index vertreten waren, dominieren heute US-Unternehmen mit einem Anteil von 72,3 Prozent (Stand: August 2024). Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Sektor Gewichtung wider: Informationstechnologie macht mittlerweile 23,8 Prozent des Index aus, gefolgt von Finanzen (15,2 Prozent) und Gesundheit (12,7 Prozent).

Diese Konzentration wird noch deutlicher, wenn man die Top-Holdings betrachtet: Die fünf größten Positionen – Apple (4,9 Prozent), Microsoft (4,2 Prozent), Nvidia (2,3 Prozent), Amazon (2,2 Prozent) und Meta (1,4 Prozent) – machen zusammen bereits 15 Prozent des Index aus.

Zum Vergleich: 1990 betrug der Anteil der fünf größten Unternehmen nur etwa 5 Prozent des Indexgewichts.

Diese Entwicklung bringt sowohl Chancen als auch Risiken mit sich. Einerseits hat die hohe Gewichtung von Technologiewerten in den letzten Jahren zu einer beeindruckenden Performance geführt:

Der MSCI World erzielte von 2019 bis 2023 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 11,2 Prozent (nach Inflation). Andererseits erhöht diese Konzentration auch die Anfälligkeit gegenüber Sektor- oder regionsspezifischen Krisen. Und genau dies zeigt sich in den letzten 18 Monaten zunehmend. Was sich vor allem in den unterschiedlichen Wertentwicklungen einiger ETFs auf den MSCI World Index zeigt.

Was auffällt: Die Performance-Unterschiede bei MSCI World ETFs

Die Performanceunterschiede zwischen verschiedenen MSCI World ETFs sind bemerkenswert und verdienen eine detaillierte Betrachtung. Betrachten wir hierzu drei konkrete Beispiele:

MSCI World-ETFs im Überblick
ETF ISIN TER Fondsvolumen (€) Tracking Difference
3 Jahre
Performance
3 Jahre
iShares Core MSCI World UCITS ETF IE00B4L5Y983 0,20% 47,8 Mrd. -0,15% +51,8%
Xtrackers MSCI World UCITS ETF IE00BJ0KDQ92 0,19% 2,8 Mrd. -0,28% +47,1%
HSBC MSCI World UCITS ETF IE00B4X9L533 0,15% 1,4 Mrd. -0,45% +39,9%
Quelle: comdirect.de / Stand: 11.2024

Die Mechanismen hinter den Performance-Unterschieden

Die Performancedifferenzen basieren auf komplexen Wechselwirkungen verschiedener Faktoren. Ein kritischer Aspekt ist das Dividendenmanagement: Bei einem durchschnittlichen Dividendenertrag von 2,1 Prozent im MSCI World kann effizientes Dividendenmanagement einen erheblichen Unterschied machen. Die Top-Performer minimieren den Cash-Drag durch ausgefeilte Re-Investment-Strategien und erzielen zusätzliche Erträge durch Securities Lending, das je nach Anbieter zwischen 0,02 Prozent und 0,15 Prozent pro Jahr zur Performance beiträgt.

Die Transaktionskosten bei Indexanpassungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Der MSCI World wird vierteljährlich angepasst, wobei durchschnittlich 2-3 Prozent der Indexkomponenten ausgetauscht werden. Große ETFs können diese Anpassungen durch geschicktes Trading und Cross-Trading zwischen verschiedenen Fonds kostengünstiger umsetzen.

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Lohnenswert: Ein Blick auf alternative Indizes und ihre Performance

Die Suche nach Alternativen zum MSCI World führt zu durchaus interessanten Entdeckungen.

Alternative 1 – der FTSE All-World Index

Der FTSE All-World Index beispielsweise inkludiert auch Schwellenländer und erreichte in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 12,4 Prozent, verglichen mit 11,2 Prozent beim MSCI World. Der vermeintliche geringe Unterschied bei der Jahresperformance macht sich jedoch gerade bei Anlagehorizonten über mehr als 5 Jahre und steigenden Anlagesumme deutlich bemerkbar.

Alternative 2 – der MSCI World Small Caps Index

Besonders beeindruckend entwickelte sich der MSCI World Small Cap Index mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 13,8 Prozent über fünf Jahre. Diese Überperformance ist teilweise auf die geringere Analysten-Coverage und damit verbundene Ineffizienzen im Small-Cap-Segment zurückzuführen.

Alterntative 3- der S&P Global Clean Energy Index

Auch der S&P Global Clean Energy Index demonstriert das Potenzial thematischer Investments: Mit einer durchschnittlichen Volatilität von 24,2 Prozent (verglichen mit 14,8 Prozent beim MSCI World) bietet er zwar ein höheres Risiko, erzielte aber auch eine jährliche Durchschnittsrendite von 16,4 Prozent über drei Jahre.

Tipp für Anleger: Die Nutzung wissenschaftlich fundierter Auswahlkriterien

Die Auswahl des optimalen ETFs sollte auf einer mehrdimensionalen Analyse basieren. Empirische Studien zeigen, dass die Tracking Difference ein besserer Indikator für künftige Performance ist als die TER allein. Eine Analyse von 150 ETFs über fünf Jahre ergab eine Korrelation von 0,72 zwischen Fondsvolumen und Tracking-Qualität.

Die Handelsqualität lässt sich quantitativ durch den Market Impact Score messen, der Spreads, Handelsvolumen und Markttiefe kombiniert. ETFs mit einem Score über 8 (auf einer Skala von 1-10) zeigen signifikant niedrigere Handelskosten.

Ein oft übersehener Faktor ist die steuerliche Effizienz. Irische ETFs profitieren von Doppelbesteuerungsabkommen, die die Quellensteuer auf US-Dividenden von 30 Prozent auf 15 Prozent reduzieren. Bei einer Dividendenrendite von 2,1 Prozent macht dies einen jährlichen Unterschied von 0,315 Prozentpunkten aus.

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Fazit: Strategische Implikationen für Anleger

Die detaillierte Analyse zeigt, dass MSCI World ETFs weiterhin eine wichtige Rolle in der Portfoliokonstruktion spielen können, aber differenziert betrachtet werden müssen. Die Performance-Unterschiede von bis zu 11,9 Prozentpunkten über drei Jahre zwischen Top- und Under-Performern unterstreichen die Bedeutung der sorgfältigen Produktauswahl.

Die optimale Strategie für moderne Anleger könnte ein Core-Satellite-Ansatz sein: Ein effizienter MSCI World ETF als Kernposition (etwa 70 Prozent des Aktien-Exposures), ergänzt durch gezielte Investments in unterrepräsentierte Segmente wie Small Caps oder Schwellenländer (20 Prozent) und thematische Investments wie Clean Energy (10 Prozent).

Die Zukunft des ETF-Investments liegt in der intelligenten Kombination verschiedener Indexansätze. Dabei sollten Anleger nicht nur die offensichtlichen Kostenaspekte beachten, sondern auch Faktoren wie Tracking-Qualität, Handelseffizienz und steuerliche Optimierung in ihre Entscheidung einbeziehen. Der MSCI World bleibt ein solides Fundament – aber die Kunst liegt in der durchdachten Ergänzung und der Auswahl der effizientesten Produktvariante.

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