Fonds-Rating 

Unter dem Begriff Rating werden eine Vielzahl von Beurteilungsverfahren zusammengefasst, die nach ihrer Analyse eine Bewertung in Form einer Note gestatten. Im Gegensatz zum quantitativen Ranking, das lediglich auf einer Betrachtung der quantitativen Daten – besonders der Wertentwicklung und der Volatilität – fußt, werden auch qualitative Kriterien wie eine Bewertung der Anlagestrategie und des Fondsmanagements einbezogen.

Die Qualität des Fonds bekommt neben zählbaren Fakten für das Fonds-Rating eine besondere Bedeutung. Hierfür werden Fondsmanagement, Stellung des Unternehmens und die Umsetzung des Anlageprozesses in diesen Teil der Bewertung einbezogen.

Objektive Bewertung möglich?

Auf dem Markt tummeln sich zahlreiche Rating-Agenturen, deren Reputation extrem von der Seriosität ihrer Bewertungen abhängt. Das größte Problem für den Privatanleger ist nämlich die Einschätzung der Bewertung der Rating-Agentur.

Zunächst einmal muss der engagierte Privatinvestor die Maßstäbe der Bewertung der Rating-Agentur (diese unterscheiden sich natürlich von Agentur zu Agentur) kennen, was an sich bereits recht aufwändig sein dürfte. Die Agenturen selbst legen diese Bewertungsmaßstäbe aus Wettbewerbsgründen nämlich nicht detailliert offen.

Anschließend muss der Privatanleger prüfen (was in der Praxis so gut wie unmöglich ist), wie stark – wirtschaftlich wie persönlich – die Rating-Agentur mit der entsprechenden Fondsgesellschaft verbunden ist. Auch Rating-Agenturen leben nicht von der Atemluft und müssen daher Kompromisse eingehen, die für den einzelnen Anleger fatale Folgen haben kann.

Fonds-Ratings – bestenfalls Anhaltspunkte

Fonds-Ratings sollten als Kriterien für die Auswahl bei Einzelfonds von Privatanlegern keinesfalls in den ausschlaggebenden Entscheidungsprozess mit einbezogen werden. Sie liefern bestenfalls Indizien, ob sich die entsprechenden Fondsgesellschaften um Seriosität bemühen.

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Probleme beim Rating 

In den vergangenen Jahren ist es immer wieder vorgekommen, dass die Ratingagenturen bei ihren Bewertungen in Einzelfällen die Realität der beurteilten Schuldner falsch eingeschätzt hatten. Die spektakulärsten Fälle waren die Pleiten von Enron, WorldCom und Parmalat zwischen 1997 und 2003. In diesem Zusammenhang sind auch die Staatskrisen in Asien und Argentinien im gleichen Zeitraum zu nennen.

All diese Fehleinschätzungen beruhten dabei nicht nur auf den Beurteilungen einer einzigen Agentur, sondern wurden manchmal von konkurrierenden Rating-Firmen ganz ähnlich bewertet, was natürlich gravierende Auswirkungen auf weite Kreise von Kreditinstituten und Investoren zur Folge hatte.

Interessenkonflikte vorprogrammiert

Regelmäßig müssen sich die Agenturen den Vorwurf gefallen lassen, dass sie zu enge Beziehungen zu Vorständen von Schuldnern unterhalten. Dies kann zu übertriebenem gegenseitigen Einfluss führen oder sie gar der Gefahr der Irreführung aussetzen. Zweifellos sind die größte Einnahmequelle der Agenturen die Schuldner und nicht die Anleger, was die Gefahr eines Interessenkonfliktes nahelegt.

Der Agentur droht der Verlust der Gebühren durch den zahlenden Schuldner, wenn durch Herabstufung des Ratings Streitigkeiten entstehen, die auch die Kündigung des Beratervertrags nach sich ziehen können. Wenn eine Agentur viele Auftraggeber hat, ist die Gefahr eines Interessenkonflikts weniger hoch. Seit 2002 wird der Markt der strukturierten Finanzprodukte (u.a. Fonds) von den sechs größten Auftraggebern zur Hälfte und von den zwölf größten zu 80% des Ratingmarktes kontrolliert.

Informationsbeschaffung Glückssache

Es liegt in der Natur der Sache, dass Ratingagenturen sich Zugang zum Schuldner und zu dessen jüngsten ratingrelevanten Informationen verschaffen. Dabei gelingt es den Agenturen oft nicht, denselben Informationsbeschaffungsproblemen, wie sie Kreditinstitute und sonstige Gläubiger auch haben, zu entgehen. 

Schuldner neigen nämlich allzu gern dazu, jene Informationen zurückzuhalten, zu verharmlosen, zu spät oder gar nicht zu herauszugeben, die für sie einen wirtschaftlichen Nachteil (einen höheren Kreditzins oder gar eine Kreditkündigung) nach sich ziehen könnten.

Betrug nicht ausgeschlossen

Ebenfalls aus Gründen der freundlicheren Selbstdarstellung soll der interessierten Öffentlichkeit eine bessere wirtschaftliche Situation vorgegaukelt werden. Allerdings müssen die Betrugsanstrengungen so nachvollziehbar aufgebaut sein, dass die Experten auch über einen langen Zeitraum keinen Verdacht schöpfen und die entsprechenden Informationen als zutreffend und plausibel einschätzen.

Finanzkrise löste Kritik aus

Die Kritik an den Ratingagenturen ist durch die Finanzkrise 2007 stark angewachsen und hat in den USA und Europa eine politische Debatte auf höchster Ebene ausgelöst. Hierbei lautet der Hauptvorwurf, mit der Vergabe teilweise unrealistisch guter Ratings – oft gar mit der Bestnote – bewertete Objekte den Marktteilnehmern ein zu niedriges Risiko signalisiert und dadurch den Finanzmärkten ein falsches Signal gegeben zu haben.

Im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Wertpapierbetrugs gegen Goldman Sachs wurde die Glaubwürdigkeit der Ratingagenturen bzw. die Aussagekraft der von ihnen vergebenen Ratings auf eine harte Probe gestellt. In jüngster Zeit, in der die umstrittenen Ratings in der griechischen Finanzkrise und der Euro-Krise in die öffentliche Diskussion geraten sind, kollidieren die Aussagen der Ratingagenturen mit den Interessen der Politik.

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Ratingagenturen 

Anleger und Gläubiger sind daran interessiert, dass die Bonität ihrer Schuldner von unabhängigen und fachkundigen Organisationen untersucht und beurteilt wird. Ratingagenturen bewerten die Bonität von Firmen, Staaten und Finanzinstrumenten. Die Ergebnisse der Ratingagenturen (engl. Credit rating agency; CRA) beziehen sich meist darauf, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, das verliehene oder zu erhaltende Geld wie die Zinszahlungen am Fälligkeitstag vollständig (zurück) zu erhalten.

Keineswegs caritativ

Ratingagenturen sind private und gewinnorientierte Gesellschaften, die gewerbsmäßig die Kreditwürdigkeit von Unternehmen aller Branchen sowie von Staaten und deren untergeordneten Gebietskörperschaften bewerten. Dabei spiegeln die Ratingcodes, die Buchstabenkombinationen oder einer Aneinanderreihung von Symbolen (z.B. Sterne) eine Rangfolge wider.

Ratingagenturen arbeiten mit unterschiedlichen Bonitätskriterien, die zudem unterschiedlich gewichtet werden. So berücksichtigen einige die Widerstandsfähigkeit gegen Konjunkturschwankungen besonders hoch, womit höhere Ratings auf ein dauerhaft stabiles Unternehmen hinweisen.

Die wichtigsten internationalen Ratingagenturen sind:

  • Standard & Poor’s (S&P Fund Management Rating)
  • Morningstar (Morningstar Rating)
  • Scope Analysis GmbH (Scope Fondsportal)
  • Lipper (Lipper Leaders)

Ratingagenturen erhalten ihren marktbeherrschenden Status durch die Anerkennung durch Regierungen und deren angeschlossene bankenwirtschaftliche Kontrollinstrumente wie das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Die BaFin erkannte 2009 als erste deutsche Ratingagentur die Creditreform Rating als Rating Agentur für bankaufsichtliche Risikogewichtung nach Solvabilitätsverordnung und Basel II an. 2010 wurde als erste und aktuell einzige europäische Ratingagentur die Euler Hermes Rating GmbH von der BaFin und dem Committee of European Securities Regulators anerkannt und registriert.

Ratingagenturen umstritten

Ratingagenturen bieten eine Orientierung für Investoren und können es Schuldnern schwer oder leicht machen, sich Kapital zu leihen. Besonders ist die damit verbundene Macht der führenden drei US-Agenturen (Moody´s, S&P, Fitch Ratings) daher umstritten, weil diese in der Finanzkrise versagten und hochriskante Papier lange als relativ risikolose Investments einstuften.

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Ratingprozess 

Der Ratingprozess beginnt mit dem sogenannten Mandatsvertrag, der Order eines Emittenten oder Kreditnehmers an eine Ratingagentur. Allerdings ist grundsätzlich ebenfalls möglich, dass ein Investor oder Kreditgeber den Auftrag an die Ratingagentur erteilt. Hierbei wird die Bonität des Schuldners gegen Herausgabe veröffentlichter Informationen sowie nicht öffentlich zugänglicher Unternehmensinterna durch die beauftragte Agentur überprüft.

Bewertungsunterschiede gering

Um den individuellen betriebswirtschaftlichen Eigenheiten der einzelnen Schuldner gerecht zu werden, haben die Ratingagenturen für verschiedene Schuldnertypen unterschiedliche Verfahren entwickelt. Die Vergangenheit zeigt, dass die Agenturen meist nur einen oder höchstens zwei Ratingstufen im Hinblick auf den gleichen Schuldner differieren. Die unterschiedlichen Rating-Methoden der Agenturen scheinen sich im Zeitablauf ebenfalls nicht substanziell auf das Rating-Resultat auszuwirken.

Vielschichtiger Überprüfungsprozess

Bei der Überprüfung der Unternehmensinterna werden genaue Angaben bzw. Informationen über Finanzpläne, Lieferanten, die zehn größten Kunden, die wichtigsten Wettbewerber sowie genaue Kosten- und Ertragsstrukturen und Planungen berücksichtigt. Danach folgt eine Analyse der quantitativen und qualitativen Faktoren. Diese Untersuchung kann durch Interviews mit den Finanzvorständen der Schuldner vervollständigt werden.

Schließlich wird von den beauftragten Analysten eine Ratingempfehlung abgegeben, die von einem Rating-Komitee abschließend beraten wird. Daraufhin wird das Ergebnis dem Auftraggeber präsentiert und nach dessen Genehmigung publiziert.

Regelmäßige Updates fällig

Das Rating-Komitee entscheidet auch über jedes Rating-Update, das mindestens einmal jährlich stattfindet, autonom. Jedoch erfolgt hierbei keine Abstimmung mit dem Schuldner mehr. Das Rating selbst berücksichtigt zwar die vertraulichen Informationen, allerdings nicht bei den verbalen Begründungen. Die Agentur betrachtet es als eigenes Unternehmensgeheimnis, welche Faktoren sie zur Bewertung heranzieht und wie diese gewichtet werden.

Regelmäßige Updates stellen sicher, dass das Rating der aktuellen Bonität entspricht. Nicht mandatierte Agenturen können nur die öffentlich zugänglichen Unternehmensinformationen auswerten. Dabei analysieren sie diese zum Zweck der Erstellung eines sogenannten Sekundär-Ratings, wobei der unterschiedliche Informationsgrad einen geringeren Zuverlässigkeitsgrad aufweisen kann als die mandatierten Ratings.

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