Interview mit Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital:
Statistisch betrachtet war der Corona-Crash im März 2020 ein Jahrhundertereignis

Im Echtgeld-Test für Robo-Advisor von Brokervergleich.de drehen wir für Scalable Capital die Uhr zurück auf Null und starten mit dem ESG 60 Portfolio neu ins 7. Anlagejahr. Wir sprechen mit Erik Podzuweit, Mitgründer des Münchner Start-ups über die Gründe für diese Maßnahme.

Aus Sicht von Scalable Capital: Warum ist der Schritt nötig bzw. richtig?

Bei unserem ESG 60 Portfolio handelt es sich um ein ausgewogenes Portfolio im mittleren Risikobereich. Es besteht zu 60 Prozent aus Aktien und zu 40 Prozent aus Unternehmens- und Staatsanleihen. Im Vergleich zu der risikobasierten Steuerung der Aktienquote des VaR20-Portfolio, das zuvor im Test berücksichtigt wurde, sichert das ESG Portfolio eine bessere Vergleichbarkeit mit den Anlagestrategien anderer Anbieter.

Zudem werden nachhaltige Geldanlagen immer wichtiger. Wir sehen, dass unsere Kundinnen und Kunden das Angebot nachhaltiger ESG-Portfolios stark nachfragen und sind überzeugt, dass sich dieser Trend verstetigen wird. Daher ist es aus unserer Sicht der richtige Schritt, den Test früh auf nachhaltige Geldanlage auszurichten.

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In unserer Auswertung des Corona-Crashs von 2020 sah die Performance von Scalable Capital lange Zeit ziemlich unerfreulich aus. Auch viele andere Anleger waren ernüchtert. Wo lagen die Probleme vor und nach dem Crash?

Rein statistisch betrachtet war der Corona-Crash im März 2020 ein Jahrhundertereignis, die Börsenkurse sind schneller eingebrochen als je zuvor in der Börsengeschichte und rund 20-mal schneller als bisher in Bärenmärkten üblich. Auf solch starke V-förmige Marktbewegungen war unser Risikomodell nicht vorbereitet. Dazu kam, dass die Aktienrisiken zum Jahresanfang und unmittelbar vor Ausbruch der Krise sehr niedrig waren und die Portfolios relativ stark in Aktien investiert waren. Beides trug zum Wertrückgang vor allem in den höheren Risikokategorien bei. Im Verlauf der Coronakrise hat unser Risikomanagement die Aktienquoten dann deutlich gesenkt.

Ein Blick ins Portfolio zum Zeitpunkt des Crashs im Februar und März 2020 zeigt, dass der Aktienanteil fast halbiert wurde und der Anleihen-Anteil sich verdreifachte. Der Cash-Anteil kletterte von 0,5 Prozent auf 11,6 Prozent. Im Nachhinein ist der Anleger immer schlauer, aber…inwiefern wäre mehr Gelassenheit besser gewesen?

 Wir haben gesehen, an welchen Stellen wir unsere Strategie noch nachbessern müssen. Dennoch waren die Entscheidungen unserer Technologie im Einklang mit unserem Risikomanagement. Wir folgen dem „Value at Risk“-Ansatz: Stark vereinfacht kann man sich dies so vorstellen, dass hohe Kursschwankungen dazu führen, dass die Aktienquote des Portfolios sinkt und dass geringe Schwankungen zu einer höheren Aktienquote führen. Im Frühjahr 2020 liefen wir damit dem Markt hinterher. Bei normalen Risikoumschwüngen sind Anleger mit dem Modell im Vorteil.

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Angelegt wurde zu Beginn in ein VaR 20%-Portfolio. Mitunter wurde das verwendete Value at Risk-Risikomodell auch als Schönwetter-Risikomaß bezeichnet. Inwieweit steht Scalable Capital weiter hinter dem Modell?

Wir sind vom Value at Risk-Risikomodell langfristig überzeugt. Dennoch ist es kein statisches Konstrukt. Wir evaluieren und adaptieren es ständig, um Erfahrungen aus Marktkonstellationen einzubeziehen, die es so noch nicht gegeben hat. Wann immer Ereignisse auftreten, die das Risikomanagementsystem vorher noch nicht durchlaufen hat, analysieren wir es mit dem Ziel, es so zu erweitern, dass es künftig in ähnlichen Situationen zielführend reagiert.

Zwischenzeitlich hat sich bei Scalable Capital einiges verändert – u. a. mit dem Start eines Online-Brokers bzw. Neo-Brokers. Hier sind die veröffentlichten Kundenerfahrungen ziemlich eindeutig. Sehr gutes Angebot, allerdings wird der Service noch als verbesserungswürdig beschrieben. Wo befindet sich Scalable Capital als Online-Broker gerade im Lernprozess?

Die Nachfrage nach unserem Neo-Broker ist sehr hoch und wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Das Feedback unserer Kundinnen und Kunden ist uns sehr wichtig, wir beziehen es schon immer in die Weiterentwicklung unserer Produkte mit ein. Das gilt selbstverständlich auch für unseren Neo-Broker und unseren Service. Wir investieren bereits intensiv in den Ausbau des Teams. Ein anderes Beispiel, bei dem wir der Community zugehört haben: die hohe Nachfrage unserer tradingerfahrenen Kundinnen und Kunden nach Derivaten. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen und haben vor kurzem unser Anlageuniversum um entsprechende Produkte vergrößert. Wir erweitern unser Produktangebot fortlaufend und kommen so unserer Mission immer näher, Europas führende digitale Investmentplattform zu werden. Wer an Geldanlage denkt, soll an Scalable Capital denken – egal ob über unseren Broker oder unsere Vermögensverwaltung

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