Reaktion der Börse auf Leitzinsänderungen
Die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of England – weltweit haben Zentralbanken in den letzten Monaten die Leitzinsen angepasst. Diese Entscheidungen beeinflussen die Finanzmärkte erheblich, da die Leitzinsen die Kosten der Kreditaufnahme für Unternehmen direkt bestimmen. Steigende Zinsen verteuern die Finanzierung, was Unternehmen belasten und Investitionen senken kann. Sinkende Zinsen hingegen fördern wirtschaftliches Wachstum und wirken oft stimulierend auf den Aktienmarkt. In diesem Ratgeber analysieren wir, wie sich Leitzinsänderungen seit 2008 auf verschiedene Indizes ausgewirkt haben und welche wiederkehrenden Muster dabei erkennbar sind.
Das Wichtigste im Überblick:
- EZB, Fed oder BoE – Zentralbanken weltweit haben in den letzten Monaten die Leitzinsen angepasst.
- Die Leitzinsänderungen haben sich auch auf die Kurse von Aktien, ETFs und ganzen Indizes ausgewirkt.
- Steigende Zinsen sind meist ein Hinweis auf einen folgenden Bärenmarkt, sinkende Leitzinsen können Aktienkurse beflügeln.
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Inhaltsverzeichnis
Leitzins der EZB – aktuelle Entwicklung
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrem Kurs fest und passt die Leitzinsen schrittweise weiter an. In einer erneuten Zinssenkung, beschlossen im März 2025, wurde der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte um 0,25 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent gesenkt, während der für Banken und Sparer besonders relevante Einlagenzins auf 2,25 Prozent fiel. Zudem wurde der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 2,75 Prozent reduziert. Mit dieser Maßnahme setzt die EZB ihre behutsame, aber kontinuierliche Lockerung der Geldpolitik fort und reagiert damit auf wirtschaftliche Entwicklungen sowie die Inflationslage. Ab dem 12. März 2025 gelten also folgende Leitzinsen in der Eurozone:
- Leitzins EZB: 2,50 Prozent
- Spitzenrefinanzierungsfaszilität EZB: 2,75 Prozent
- Einlagenfaszilität EZB: 2,25 Prozent
Und wie geht es weiter? Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt ihren schrittweisen Lockerungskurs fort und hat den Einlagenzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Damit bewegt sich die Geldpolitik weiterhin in Richtung eines angestrebten Zielkorridors von 1,75 bis 2,25 Prozent bis Jahresende. Gleichzeitig wurden die Inflationserwartungen leicht nach oben korrigiert: Die EZB prognostiziert für 2025 eine durchschnittliche Inflation von 2,3 Prozent, für 2026 von 1,9 Prozent und für 2027 von 2,0 Prozent. Als Ursache nennt sie insbesondere die steigenden Energiepreise und anhaltende Lohnsteigerungen. Trotz der Zinssenkungen bleibt das Kreditwachstum verhalten, da sich frühere Zinserhöhungen noch spürbar auswirken. Zudem trüben die aktuellen Wirtschaftsaussichten die Lage: Die Wachstumsprognosen für die Eurozone wurden auf 0,9 Prozent für 2025, 1,2 Prozent für 2026 und 1,3 Prozent für 2027 gesenkt.
Innerhalb der EZB gibt es unterschiedliche Ansichten über das weitere Vorgehen. Während einige Ratsmitglieder argumentieren, dass die geldpolitische Straffung kaum noch restriktiv sei, sehen andere weiterhin Spielraum für Zinssenkungen. Analysten von Deutsche Bank Research halten eine Absenkung des Einlagenzinses auf 1,5 Prozent bis Jahresende für denkbar, während Experten von Bloomberg Economics mit einem Zinsniveau von 2,0 Prozent rechnen. Letztlich wird die zukünftige Zinspolitik stark von der weiteren Inflations- und Konjunkturentwicklung abhängen. Zusätzliche Unsicherheiten wie geopolitische Spannungen und die Handelspolitik der USA könnten die geldpolitischen Entscheidungen weiter erschweren.
Leitzinsen International: Fed und BoE
Und International? Die Fed, die US-amerikanische Notenbank, tat es der EZB gleich und senkte den Leitzins wiederholt auf eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Damit bleibt der Leitzins der Zentralbank in Washington weiter deutlich höher als im EU-Raum. Für den weiteren Verlauf im Jahr 2025 schätzen Experten mit weiteren Zinssenkungen um etwa 0,50 Prozentpunkte.
Die Bank of England (BoE) hat im Jahr 2024 den Leitzins zweimal gesenkt und ihn zuletzt im Februar 2025 um 0,25 Prozentpunkte auf 4,50 Prozent reduziert. Trotz dieses Rückgangs bleibt der Leitzins im internationalen Vergleich hoch. Großbritannien hatte in den vergangenen Jahren mit einer ausgeprägten Inflation zu kämpfen, die im Jahr 2022 einen Höchststand von 9,6 Prozent erreichte. Im Januar 2025 liegt die Inflation bei etwa drei Prozent. Experten befürchten weiterhin einen erneuten Anstieg der Inflation, insbesondere aufgrund von Unsicherheiten im Arbeitsmarkt und möglichen Auswirkungen der US-Handelspolitik.
- Aktueller Leitzins Federal Reserve (Fed): 4,25 bis 4,50 Prozent
- Aktueller Leitzins Bank of England (BoE): 4,50 Prozent
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Reaktionen von Indizes auf Leitzinsänderungen
Im Folgenden betrachten wir die Reaktion von Indizes wie dem DAX, dem Dow Jones oder dem S&P500, wenn sich die Leitzinsen der entsprechenden Zentralbanken gesenkt oder erhöht haben. Dabei betrachten wir alle Leitzinsänderungen der EZB, der BoE und der Fed seit dem Jahr 2008 bis 2025.
Zentralbank | Index | Anzahl Senkungen | 1 Woche später (Minus/Plus) | 6 Monate später (Minus/Plus) | 12 Monate später (Minus/Plus) |
---|---|---|---|---|---|
EZB | DAX | 20 | 11 x Minus / 8 x Plus | 3 x Minus / 12 x Plus | 0 x Minus / 15 x Plus | EZB | EuroStoxx 50 | 20 | 12 x Minus / 7 x Plus | 5 x Minus / 10 x Plus | 1 x Minus / 14 x Plus |
Bank of England | FTSE 100 | 14 | 7 x Minus / 6 x Plus | 4 x Minus / 7 x Plus | 2 x Minus / 9 x Plus |
Fed | Dow Jones | 13 | 7 x Minus / 6 x Plus | 11 x Minus / 1 x Plus | 7 x Minus / 5 x Plus |
Fed | S&P 500 | 13 | 6 x Minus / 7 x Plus | 9 x Minus / 3 x Plus | 4 x Minus / 8 x Plus |
Quelle: Eigene Berechnungen / Stand: 03.2025 |
Reaktion auf Zinssenkungen der EZB
- DAX: Nach 20 Zinssenkungen zeigte der DAX eine gemischte Reaktion eine Woche nach einer Leitzinssenkung (11-mal Minus, 8-mal Plus). Langfristig jedoch überwog der positive Effekt: 12 Monate nach den Senkungen gab es 15 Mal ein Plus und kein einziges Minus.
- EuroStoxx 50: Ähnlich verhält es sich mit dem EuroStoxx 50. Während die kurzfristige Reaktion uneinheitlich war (12-mal Minus, 7-mal Plus), zeigte der Index ein Jahr später in 14 von 15 Fällen einen positiven Verlauf.
Reaktion auf Zinssenkungen der BoE
- FTSE 100: Nach 14 Zinssenkungen hielt sich die Waage zwischen positiven und negativen Reaktionen eine Woche nach einer Senkung (8-mal Minus, 6-mal Plus). Über einen längeren Zeitraum dominierte jedoch das Plus: 12 Monate später verzeichnete der Index 9 Mal ein Plus bei nur 2 Minussen.
Reaktion auf Zinssenkungen der Fed
- Dow Jones: Die Reaktionen auf Zinssenkungen der Fed waren kurzfristig und langfristig stärker durchwachsen. Nach 13 Senkungen verzeichnete der Dow Jones in der Mehrzahl der Fälle Verluste, sowohl eine Woche später (7-mal Minus) als auch ein halbes Jahr später (11-mal Minus). Selbst nach 12 Monaten war das Bild geteilt, mit 7 Minussen gegenüber 5 Pluspunkten.
- S&P 500: Der S&P 500 zeigte ein ähnliches Bild. Während die kurzfristigen Reaktionen ausgeglichen waren (6-mal Minus, 7-mal Plus), überwogen nach einem Jahr positive Bewegungen (8-mal Plus gegenüber 4-mal Minus).
Zentralbank | Index | Anzahl Erhöhungen | 1 Woche später (Minus/Plus) | 6 Monate später (Minus/Plus) | 12 Monate später (Minus/Plus) |
---|---|---|---|---|---|
EZB | DAX | 12 | 6 x Minus/ 6 x Plus | 3 x Minus/ 1 x Plus | 2 x Minus/ 10 x Plus | EZB | EuroStoxx 50 | 12 | 4 x Minus/ 8 x Plus | 3 x Minus/ 9 x Plus | 2 x Minus/ 10 x Plus |
Bank of England | FTSE 100 | 16 | 4 x Minus/ 12 x Plus | 7 x Minus/ 9 x Plus | 4 x Minus/ 12 x Plus |
Fed | Dow Jones | 20 | 10 x Minus/ 10 x Plus | 5 x Minus/ 14 x Plus | 3 x Minus/ 16 x Plus |
Fed | S&P 500 | 20 | 12 x Minus/ 8 x Plus | 4 x Minus/ 15 x Plus | 3 x Minus/ 16 x Plus |
Quelle: Eigene Berechnungen / Stand: 03.2025 |
Reaktion auf Zinssenkungen der EZB
- DAX: Nach 12 Zinserhöhungen waren die kurzfristigen Reaktionen ausgeglichen (6-mal Minus, 6-mal Plus). Langfristig (nach 12 Monaten) überwiegt jedoch deutlich das Plus, mit 10 positiven Reaktionen bei nur 2 negativen.
- EuroStoxx 50: Eine Woche nach den Zinserhöhungen zeigte der Index häufiger positive Bewegungen (8-mal Plus gegenüber 4-mal Minus). Nach einem Jahr waren die positiven Reaktionen noch deutlicher (10-mal Plus, 2-mal Minus).
Reaktion auf Zinssenkungen der BoE
- FTSE 100: Von den 16 Zinserhöhungen führten kurzfristig 12 zu positiven Bewegungen (4-mal Minus). Auch nach 12 Monaten setzte sich der positive Trend fort, mit 12 positiven gegenüber 4 negativen Reaktionen.
Reaktion auf Zinssenkungen der Fed
- Dow Jones: Die kurzfristigen Reaktionen auf 20 Zinserhöhungen waren ausgeglichen (10-mal Minus, 10-mal Plus). Langfristig zeigte der Dow jedoch ein klares Plus: Nach 12 Monaten gab es 16 positive und nur 3 negative Entwicklungen.
- S&P 500: Ähnlich wie der Dow Jones zeigte der S&P 500 kurzfristig uneinheitliche Reaktionen (12-mal Minus, 8-mal Plus). Langfristig dominierte jedoch ein positives Bild, mit 16 positiven und nur 3 negativen Entwicklungen nach 12 Monaten.
Update: Reaktion von Indizes auf die jüngsten Leitzinsänderungen (Stand 03.2025)
06.03.2025: Beschluss zur Leitzinssenkung der EZB
Die EZB hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent gesenkt. Die Senkung war die erste Leitzinssenkung in diesem Jahr, Experten sind sich über den weiteren Verlauf des Einlagenzins uneinig. Der DAX reagierte unmittelbar nach der Senkung eher verhalten, die Senkung scheint bereits vom Markt eingepreist wurden zu sein.
06.02.2025: Beschluss zur Leitzinssenkung der Bank of England
Am 06.02.2025 beschloss die BoE, den Leitzins erneut leicht zu senken, diesmal auf ein Niveau von 4,50 Prozent. Der FTSE 100 stieg daraufhin deutlich an und konnte im März 2025 ein Rekordhoch erreichen.
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Risikohinweis: Die Investition in Wertpapiere birgt verschiedene Risiken.
DAX40
Reaktionen des DAX auf Leitzinsänderungen der EZB | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Datum | Leitzins | Zinsänderung | Veränderung beim DAX40 | |||
1 Woche | 1 Monat | 6 Monate | 12 Monate | |||
08.10.2008 | 3,75% | -0,5 | -3,03% | 0,24% | -13,08% | 8,07% |
06.11.2008 | 3,25% | -0,5 | -3,41% | -8,98% | -0,20% | 14,02% |
04.12.2008 | 2,50% | -0,75 | 4,45% | 8,96% | 10,97% | 27,46% |
15.01.2009 | 2,00% | -0,5 | -2,71% | 1,77% | 14,31% | 35,49% |
05.03.2009 | 1,50% | -0,5 | 7,06% | 18,66% | 43,46% | 59,04% |
02.04.2009 | 1,25% | -0,25 | 2,49% | 8,84% | 26,76% | 42,30% |
07.05.2009 | 1,00% | -0,25 | -1,37% | 5,68% | 14,09% | 18,96% |
07.04.2011 | 1,25% | 0,25 | -0,45% | 4,37% | -21,36% | -5,62% |
07.07.2011 | 1,50% | 0,25 | -3,44% | -16,53% | -18,41% | -14,21% |
03.11.2011 | 1,25% | -0,25 | -4,33% | -0,86% | 9,15% | 20,07% |
08.12.2011 | 1,00% | -0,25 | -2,45% | 3,12% | 4,59% | 27,97% |
05.07.2012 | 0,75% | -0,25 | -1,78% | 5,05% | 18,68% | 19,44% |
02.05.2013 | 0,50% | -0,25 | 3,78% | 4,86% | 13,47% | 20,02% |
07.11.2013 | 0,25% | -0,25 | 0,76% | 1,01% | 5,80% | 2,32% |
05.06.2014 | 0,15% | -0,1 | -0,09% | 0,62% | -0,97% | 12,56% |
04.09.2014 | 0,05% | -0,1 | -0,34% | -5,44% | 18,30% | 3,23% |
10.03.2016 | 0,00% | -0,05 | 4,15% | 1,31% | 12,39% | 25,95% |
27.07.2022 | 0,50% | 0,50 | 4,10% | -2,08% | 15,10% | 24,64% |
14.09.2022 | 1,25% | 0,75 | -2,00% | -4,53% | 15,26% | 20,16% |
02.11.2022 | 2,00% | 0,75 | 3,10% | 9,60% | 20,32% | 14,23% |
21.12.2022 | 2,50% | 0,50 | -1,22% | 6,64% | 13,66% | 18,37% |
08.02.2023 | 3,00% | 0,50 | 0,61% | 1,43% | 2,35% | 10,18% |
22.03.2023 | 3,50% | 0,50 | 0,45% | 4,01% | 1,97% | 19,98% |
10.05.2023 | 3,75% | 0,25 | 0,34% | 0,34% | -3,77% | 18,13% |
21.06.2023 | 4,00% | 0,25 | -0,46% | 0,96% | 4,15% | 13,45% |
02.08.2023 | 4,25% | 0,25 | 0,14% | -1,12% | 5,63% | 10,2% |
20.09.2023 | 4,50% | 0,25 | -3,04% | -5,29% | 14,72% | 19,21% |
12.06.2024 | 4,25% | -0,25 | -3,02% | 0,64% | 9,63% | |
18.09.2024 | 3,65% | -0,60 | 1,10% | 5,05% | ||
23.10.2024 | 3,40% | -0,25 | -0,62% | -0,28% | ||
18.12.2024 | 3,15% | -0,25 | -1,28% | 3,26% | ||
Quelle: Eigene Berechnungen / Ariva.de |