Reaktion der Börse auf Leitzinsänderungen
Die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve oder die Bank of England – Zentralbanken weltweit haben die Leitzinsen in den letzten Monaten angepasst. Das hat sich auch an den Börsen bemerkbar gemacht, denn die Leitzinsen sind ein entscheidener Faktor für die Finanzmärkte, da sie die Kosten der Kreditaufnahme für Unternehmen beeinflussen. Höhere Zinsen können Unternehmen belasten, da ihre Finanzierungskosten steigen, während niedrigere Zinsen tendenziell die Wirtschaft ankurbeln und den Aktienmarkt stimulieren. In diesem Ratgeber werfen wir einen Blick darauf, wie sich Leitzinsänderungen seit 2008 auf verschiedene Indizes ausgewirkt haben und welche Muster dabei erkennbar sind.
Das Wichtigste im Überblick:
- EZB, Fed oder BoE – Zentralbanken weltweit haben in den letzten Monaten die Leitzinsen angepasst.
- Die Leitzinsänderungen haben sich auch auf die Kurse von Aktien, ETFs und ganzen Indizes ausgewirkt.
- Steigende Zinsen sind meist ein Hinweis auf einen folgenden Bärenmarkt, sinkende Leitzinsen können Aktienkurse beflügeln.
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Inhaltsverzeichnis
Leitzinsen: EZB, Fed und BoE
Die EZB hält an ihrem Kurs fest: am 17.10.2024 entschied die Europäische Zentralbank erneut, den Leitzins zu senken. Im Gegensatz zur Sitzung im September fiel die jüngste Zinssenkung mit 25 Basispunkten für alle drei Leitzinsen allerdings deutlich geringer aus, als zuletzt im September. Ab dem 23.10. gelten also folgende Leitzinsen in der Eurozone:
- Leitzins EZB: 3,40 Prozent
- Spitzenrefinanzierungsfaszilität EZB: 3,65 Prozent
- Einlagenfaszilität EZB: 3,25 Prozent
Und wie geht es weiter? Die EZB traf ihre jüngste Entscheidung vor dem Hintergrund, dass die Inflation in der Eurozone zuletzt deutlich zurückging. Im September 2024 lag der Wert bei 1,70 Prozent und damit sogar 0,10 Prozent niedriger als vorab geschätzt. Jedoch gehen Experten davon aus, dass die Inflation in den folgenden Monaten noch einmal anzieht, bevor sie sich dem Zielwert von 2,00 Prozent annähert. Sollte das der Fall sein, ist eine weitere Zinssenkung bei der nächsten Ratssitzung am 12. Dezember eher unwahrscheinlich.
Und International? Die Fed, die US-amerikanische Notenbank, tat es der EZB gleich und senkte am 18.09.2024 den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Damit senkte die Fed erstmals seit der Corona-Pandemie den Leitins, der aktuell aber immer noch deutlich höher ist als in der Euro-Zone. Experten rechnen im Jahr 2024 mit weiteren Zinssenkungen.
Die britische Notenbank Bank, die Bank of England, senkte im August 2024 ebenfalls den Leitzins auf aktuell 5,00 Prozent. Zuletzt hatte Großbritannien noch mit einer starken Inflation zu kämpfen: Ende 2022 betrug die Inflation 9,6 Prozent, mittlerweile konnte sie aber deutlich gesenkt werden. Dennoch gehen Experten auch bei der BoE von weiter sinkenden Zinsen aus.
- Aktueller Leitzins Federal Reserve (Fed): 4,75 bis 5,00 Prozent
- Aktueller Leitzins Bank of England (BoE): 5,00 Prozent
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Reaktionen von Indizes auf Leitzinsänderungen
Im Folgenden betrachten wir die Reaktion von Indizes wie dem DAX, dem Dow Jones oder dem S&P500, wenn sich die Leitzinsen der entsprechenden Zentralbanken gesenkt oder erhöht haben. Dabei betrachten wir alle Leitzinsänderungen der EZB, der BoE und der Fed seit dem Jahr 2008 bis 2024.
Zentralbank | Index | Anzahl Senkungen | 1 Woche später (Minus/Plus) | 6 Monate später (Minus/Plus) | 12 Monate später (Minus/Plus) |
---|---|---|---|---|---|
EZB | DAX | 18 | 10 x Minus / 8 x Plus | 3 x Minus / 12 x Plus | 0 x Minus / 15 x Plus | EZB | EuroStoxx 50 | 18 | 9 x Minus / 7 x Plus | 5 x Minus / 10 x Plus | 1 x Minus / 14 x Plus |
Bank of England | FTSE 100 | 12 | 6 x Minus / 6 x Plus | 4 x Minus / 7 x Plus | 2 x Minus / 9 x Plus |
Fed | Dow Jones | 12 | 7 x Minus / 5 x Plus | 11 x Minus / 1 x Plus | 7 x Minus / 5 x Plus |
Fed | S&P 500 | 12 | 6 x Minus / 6 x Plus | 9 x Minus / 3 x Plus | 4 x Minus / 8 x Plus |
Quelle: Eigene Berechnungen / Stand: 11.2024 |
Reaktion auf Zinssenkungen der EZB
- DAX: Nach 18 Zinssenkungen zeigte der DAX eine gemischte Reaktion eine Woche nach einer Leitzinssenkung (10-mal Minus, 8-mal Plus). Langfristig jedoch überwog der positive Effekt: 12 Monate nach den Senkungen gab es 15 Mal ein Plus und kein einziges Minus.
- EuroStoxx 50: Ähnlich verhält es sich mit dem EuroStoxx 50. Während die kurzfristige Reaktion uneinheitlich war (9-mal Minus, 7-mal Plus), zeigte der Index ein Jahr später in 14 von 15 Fällen einen positiven Verlauf.
Reaktion auf Zinssenkungen der BoE
- FTSE 100: Nach 12 Zinssenkungen hielt sich die Waage zwischen positiven und negativen Reaktionen eine Woche nach einer Senkung (6-mal Minus, 6-mal Plus). Über einen längeren Zeitraum dominierte jedoch das Plus: 12 Monate später verzeichnete der Index 9 Mal ein Plus bei nur 2 Minussen.
Reaktion auf Zinssenkungen der Fed
- Dow Jones: Die Reaktionen auf Zinssenkungen der Fed waren kurzfristig und langfristig stärker durchwachsen. Nach 12 Senkungen verzeichnete der Dow Jones in der Mehrzahl der Fälle Verluste, sowohl eine Woche später (7-mal Minus) als auch ein halbes Jahr später (11-mal Minus). Selbst nach 12 Monaten war das Bild geteilt, mit 7 Minussen gegenüber 5 Pluspunkten.
- S&P 500: Der S&P 500 zeigte ein ähnliches Bild. Während die kurzfristigen Reaktionen ausgeglichen waren (6-mal Minus, 6-mal Plus), überwogen nach einem Jahr positive Bewegungen (8-mal Plus gegenüber 4-mal Minus).
Zentralbank | Index | Anzahl Erhöhungen | 1 Woche später (Minus/Plus) | 6 Monate später (Minus/Plus) | 12 Monate später (Minus/Plus) |
---|---|---|---|---|---|
EZB | DAX | 12 | 6 x Minus/ 6 x Plus | 3 x Minus/ 1 x Plus | 2 x Minus/ 10 x Plus | EZB | EuroStoxx 50 | 12 | 4 x Minus/ 8 x Plus | 3 x Minus/ 9 x Plus | 2 x Minus/ 10 x Plus |
Bank of England | FTSE 100 | 16 | 4 x Minus/ 12 x Plus | 7 x Minus/ 9 x Plus | 4 x Minus/ 12 x Plus |
Fed | Dow Jones | 20 | 10 x Minus/ 10 x Plus | 5 x Minus/ 14 x Plus | 3 x Minus/ 16 x Plus |
Fed | S&P 500 | 20 | 12 x Minus/ 8 x Plus | 4 x Minus/ 15 x Plus | 3 x Minus/ 16 x Plus |
Quelle: Eigene Berechnungen / Stand: 11.2024 |
Reaktion auf Zinssenkungen der EZB
- DAX: Nach 12 Zinserhöhungen waren die kurzfristigen Reaktionen ausgeglichen (6-mal Minus, 6-mal Plus). Langfristig (nach 12 Monaten) überwiegt jedoch deutlich das Plus, mit 10 positiven Reaktionen bei nur 2 negativen.
- EuroStoxx 50: Eine Woche nach den Zinserhöhungen zeigte der Index häufiger positive Bewegungen (8-mal Plus gegenüber 4-mal Minus). Nach einem Jahr waren die positiven Reaktionen noch deutlicher (10-mal Plus, 2-mal Minus).
Reaktion auf Zinssenkungen der BoE
- FTSE 100: Von den 16 Zinserhöhungen führten kurzfristig 12 zu positiven Bewegungen (4-mal Minus). Auch nach 12 Monaten setzte sich der positive Trend fort, mit 12 positiven gegenüber 4 negativen Reaktionen.
Reaktion auf Zinssenkungen der Fed
- Dow Jones: Die kurzfristigen Reaktionen auf 20 Zinserhöhungen waren ausgeglichen (10-mal Minus, 10-mal Plus). Langfristig zeigte der Dow jedoch ein klares Plus: Nach 12 Monaten gab es 16 positive und nur 3 negative Entwicklungen.
- S&P 500: Ähnlich wie der Dow Jones zeigte der S&P 500 kurzfristig uneinheitliche Reaktionen (12-mal Minus, 8-mal Plus). Langfristig dominierte jedoch ein positives Bild, mit 16 positiven und nur 3 negativen Entwicklungen nach 12 Monaten.
Update: Reaktion von Indizes auf die jüngsten Leitzinsänderungen (Stand 11.2024)
17.10.2024: Beschluss zur Leitzinssenkung der EZB
Am 17.10.2024 beschloss die EZB, den Leitzins wiederholt von 3,65 auf 3,40 Prozent zu senken. Auf die Ankündigung reagiert der DAX zunächst positiv, in den folgenden Tagen verlor der Deutsche Leitindex allerdings Punkte. Auch in den folgenden Tagen konnte der DAX das usprüngliche hoch nach der Ankündigung nicht mehr erreichen.
18.09.2024: Beschluss zur Leitzinssenkung der Fed
Die Fed hat den Leitzins in den USA um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 gesenkt. Die Senkung war die erste Leitzinssenkung seit der Corona-Pandemie und fiel damit höher aus, als von diversen Experten erwartet. In der Folge der Leitzinssenkung sank der Dow Jones zuerst kurz, konnte sich aber schnell wieder erholen und stieg danach beständig an. Auch Wochen später hält der positive Trend an.
12.09.2024: Beschluss zur Leitzinssenkung der EZB
Wie von den Experten erwartet: Die EZB senkt den Hauptrefinanzierungssatz um ganze 60 Basispunkte. Der DAX reagierte auf die Leitzinssenkung der EZB leicht negativ, sank kurz nach der Zinsentscheidung ab, konnte aber im Laufe des Tages und des Folgetages wieder aufholen und den ursprünglichen Ausgangskurs daraufhin sogar übertreffen. Dieser Trend setzt sich in den Folgewochen weiter durch, dem DAX scheinen die wiederholten Zinssenkungen einen Auftrieb zu geben.
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DAX40
Reaktionen des DAX auf Leitzinsänderungen der EZB | ||||||
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Datum | Leitzins | Zinsänderung | Veränderung beim DAX40 | |||
1 Woche | 1 Monat | 6 Monate | 12 Monate | |||
08.10.2008 | 3,75% | -0,5 | -3,03% | 0,24% | -13,08% | 8,07% |
06.11.2008 | 3,25% | -0,5 | -3,41% | -8,98% | -0,20% | 14,02% |
04.12.2008 | 2,50% | -0,75 | 4,45% | 8,96% | 10,97% | 27,46% |
15.01.2009 | 2,00% | -0,5 | -2,71% | 1,77% | 14,31% | 35,49% |
05.03.2009 | 1,50% | -0,5 | 7,06% | 18,66% | 43,46% | 59,04% |
02.04.2009 | 1,25% | -0,25 | 2,49% | 8,84% | 26,76% | 42,30% |
07.05.2009 | 1,00% | -0,25 | -1,37% | 5,68% | 14,09% | 18,96% |
07.04.2011 | 1,25% | 0,25 | -0,45% | 4,37% | -21,36% | -5,62% |
07.07.2011 | 1,50% | 0,25 | -3,44% | -16,53% | -18,41% | -14,21% |
03.11.2011 | 1,25% | -0,25 | -4,33% | -0,86% | 9,15% | 20,07% |
08.12.2011 | 1,00% | -0,25 | -2,45% | 3,12% | 4,59% | 27,97% |
05.07.2012 | 0,75% | -0,25 | -1,78% | 5,05% | 18,68% | 19,44% |
02.05.2013 | 0,50% | -0,25 | 3,78% | 4,86% | 13,47% | 20,02% |
07.11.2013 | 0,25% | -0,25 | 0,76% | 1,01% | 5,80% | 2,32% |
05.06.2014 | 0,15% | -0,1 | -0,09% | 0,62% | -0,97% | 12,56% |
04.09.2014 | 0,05% | -0,1 | -0,34% | -5,44% | 18,30% | 3,23% |
10.03.2016 | 0,00% | -0,05 | 4,15% | 1,31% | 12,39% | 25,95% |
27.07.2022 | 0,50% | 0,50 | 4,10% | -2,08% | 15,10% | 24,64% |
14.09.2022 | 1,25% | 0,75 | -2,00% | -4,53% | 15,26% | 20,16% |
02.11.2022 | 2,00% | 0,75 | 3,10% | 9,60% | 20,32% | 14,23% |
21.12.2022 | 2,50% | 0,50 | -1,22% | 6,64% | 13,66% | 18,37% |
08.02.2023 | 3,00% | 0,50 | 0,61% | 1,43% | 2,35% | 10,18% |
22.03.2023 | 3,50% | 0,50 | 0,45% | 4,01% | 1,97% | 19,98% |
10.05.2023 | 3,75% | 0,25 | 0,34% | 0,34% | -3,77% | 18,13% |
21.06.2023 | 4,00% | 0,25 | -0,46% | 0,96% | 4,15% | 13,45% |
02.08.2023 | 4,25% | 0,25 | 0,14% | -1,12% | 5,63% | 10,2% |
20.09.2023 | 4,50% | 0,25 | -3,04% | -5,29% | 14,72% | 19,21% |
12.06.2024 | 4,25% | -0,25 | -3,02% | 0,64% | ||
18.09.2024 | 3,65% | -0,60 | 1,12% | 6,15% | ||
23.10.2024 | 3,40% | -0,25 | -0,62% | |||
Quelle: Eigene Berechnungen / Ariva.de |